Tyan Transport TX46

Kräftiges Quartett

26. September 2007, 13:52 Uhr | Andreas Stolzenberger

Vier Opterons mit maximal 32 GByte RAM packt Tyan in den Server-Barebone Transport TX46 – zum Preis eines Dual-Xeon-Systems.

Zwar kann ein AMD-Opteron-Prozessor nicht ganz so schnell Fließkomma-Operationen ausführen wie ein vergleichbarer Intel-Prozessor. Im Gegenzug unterstützt die CPU aber Server mit vier Wegen ohne ein besonderes Chipset. Die CPU selbst integriert zwei DDR-333-Memory-Controller und drei Hyper-Transport-Links, über die CPUs untereinander und mit der Peripherie kommunizieren. Diese Architektur verzichtet auf einen zentralen Memory-Control-Hub und einen gemeinsam genutzten Front-Side-Bus. Daher lassen sich mit recht einfachen Komponenten und zu einem verhältnismäßig günstigen Preis Vier-Wege-Server bauen wie der von Network Computing getestete Server-Barebone »Transport TX46« von Tyan.

Das 2-HE-Rack-Chassis integriert Tyans Serverboard »Thunder K8QS Pro«. Dieses Motherboard bietet Platz für vier Prozessoren vom Typ Opteron 8xx. Jeder CPU stehen vier RAM-Sockel zur Verfügung und ermöglichen beim Einsatz von 2-GByte-DIMMs eine maximale Speicherkapazität von 32 GByte. Die erste CPU adressiert über einen ihrer Hyper-Transport-Kanäle den PCI-X-Controllerchip AMD 8131. Dieser verwaltet zwei PCI-X-Steckplätze mit 133 MHz Geschwindigkeit. Über einen zweiten PCI-X-Bus mit 66 MHz spricht der 8131 zwei weitere PCI-X-Steckplätze, zwei Broadcom Gigabit-Ethernet-LAN-Adapter und einen Ultra-320-SCSI-Controller von LSI Logic mit zwei Kanälen an. Der PCI-X-Controller wiederum steuert den regulären PCI-Bridge-Chip AMD 81111, an dem alle Standardschnittstellen wie USB 1.1 und 2.0, 2x IDE, 4x S-ATA, ein PCI-Steckplatz und die integrierte ATI-Rage-Grafikkarte hängen. Eine IPMI-konforme Lights-Out-Management-Karte mit LAN-Interface fehlt in der Grundausstattung. Tyan offeriert dieses Feature als Option.

Steckbrief

Transport TX46

Hersteller: TyanCharakteristik: 2-HE-Barebone-Rackserver für vier Opteron CPUs

Kurzbeschreibung: Der TX46 nimmt vier Prozessoren und 32 GByte RAM auf. Das simple Design des 2-HE-Servers senkt die Kosten und empfiehlt das System für den HPC- oder Clustereinsatz. Der Server enthält duale Gigabit- und SCSI-Interfaces, zwei Hot-Swap-Platteneinschübe und unterstützt alle gängigen 32- und 64-Bit-PC-Serverbetriebssysteme.

Web: www.tyan.de

Preis: ca. 2500 Euro

Verglichen mit anderen 2-HE-Server-Boards wirkt das K8QS vergleichsweise kompakt. Das Board nimmt nicht die komplette Länge des Gehäuses ein, wohl aber die gesamte Breite. Die fünf PCI- und PCI-X-Steckplätze führt Tyan stehend an der Gehäuserückseite heraus, sodass sich nur Low-Profile-Karten im TX46 einbauen lassen. Die Kühlung der CPUs übernehmen Kupferkühlkörper mit vertikal angeflanschten Lüfern.

Im Chassis läuft die 220V-Stromleitung neben dem Board bis in den Frontteil durch, in dem sich das 700-W-Netzteil befindet. Der hintere Teil des Gehäuses mit dem Motherboard liegt unter einer Klappe mit Schnellverschluss. Der Deckel des vorderen Abschnittes ist verschraubt. In diesem Abschnitt stecken neben dem Netzteil auch vier Ventilatoren, eine CD- und Floppy-Laufwerkscombo sowie zwei Hot-Swap-fähige SCSI-Laufwerksschächte. Da Tyan das Netzteil im vorderen Bereich des Servers platziert, bleibt leider kein Platz für weitere Plattenschächte.

Tyan vermarktet den TX46-Barebone als Cluster- oder HPC-Compute-Node. Als solchen sollte man das System auch primär verwenden, da es an Sicherheitsfeatures wie dualen Netzteilen oder Hot-Swap-fähigen Lüftern mangelt. Diese Funktionen erwartet man hingegen von einem Server, der Infrastrukturdienste, virtuelle Maschinen oder eine große Datenbank beherbergt. Da das Board zwei SCSI-Kanäle zur Verfügung stellt, sollte zumindest einer davon an der Gehäuserückseite für externe JBODs oder Tape-Libraries zur Verfügung stehen. Hier muss sich der Integrator mit den üblichen Kabeladaptern behelfen und eine freie Rückblende verwenden.

In ersten Tests läuft die Standard-Konfiguration mit vier Opteron-846-CPUs und 4 GByte Arbeitsspeicher unter den gängigen Betriebssystemen Windows-2003-Server oder Suse/Redhat-Linux problemlos. Sowohl die 64- als auch die 32-Bit-Versionen von Linux erkennen die komplette Hardwareausstattung. Je nach Version kommt das freie Betriebssystem jedoch nicht mit den S-ATA-Ports des Boards zurecht, wie auch die von Network Computing kurz angetestete frühe Beta-Version des 64-Bit-Windows-2003-Servers. Diese Einschränkung stört jedoch nicht, da zwar das Board diese Funktion offeriert, die Barebone-Implementierung die S-ATA-Kanäle jedoch nicht nutzt.

Den Großteil der Testphase absolvierte der TX46-Barebone jedoch unter dem »VMWare ESX-Server« 2.1.2 und 2.5 (siehe Test ab Seite 34f). Dieses System kommt dabei jedoch nicht mit dem integrierten SCSI-Controller zurecht. Da Network Computing den Server ohnehin über einen PCI-X-FC-Controller »LSI7202XP-LC« von LSI-Logic mit dem SAN verbindet, kommen in diesem Test-Setup gar keine lokalen Platten zum Einsatz.

In diesem Fall zeigt sich eine der wesentlichen Stärken der Quad-Opteron-Architektur. Der Virtualisierungskernel der ESX-Version 2.5 erkennt die verteilte Speicherarchitektur und ordnet folglich virtuelle Maschinen samt ihrem Speicherfenster einer CPU zu. Somit vermeidet der Rechner Far-Memory-Zugriffe, bei welchen eine CPU über den HT-Link auf den Speicherbereich einer anderen zugreifen muss. Da insgesamt acht DDR-Speichercontroller im K8SQ parallel arbeiten, kommt es selbst bei erhöhter I/O-Last innerhalb der virtuellen Maschinen kaum zu nennenswerten Performance-Einbrüchen.

Fazit: Der TX46 eignet sich vorzüglich für Cluster-Anwendungen, bei denen es auf eine hohe CPU-Leistungsdichte ankommt und Sicherheitsfunktionen wie duale Netzteile eher eine untergeordnete Rolle spielen. Dank des abgespeckten Hardware-Designs der Box kostet das System wenig. Im Internet findet sich der leere Barebone bereits zu Verkaufspreisen ab 2500 Euro. In Verbindung mit vier 846-CPUs zu etwa 700 Euro und acht 512-MByte-registered-DDR-RAM-Modulen zu je 100 Euro erhält ein Anwender daher schon für runde 6500 Euro ein komplettes Vier-Wege-System mit 4 GByte RAM. Xeon-Server mit einer vergleichbaren RAM-Ausstattung kosten in etwa das Gleiche, unterstützen dabei aber nur zwei Prozessoren.

Besonders gut eignen sich das Board und die Opteron-8xx-Architektur auch für den Einsatz als Vmware-Server. Dieser Dienst stellt jedoch höhere Anforderungen an die Ausfallsicherheit der Hardware, als sie der Barebone TX46 liefern kann. Daher ist der Transport TX46 hier nicht die beste Lösung, selbst wenn er sich in den Real-World Labs als Vmware-Server längerfristig gut geschlagen hat. [ ast ]


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+