Krankenhäuser investieren in IT (Fortsetzung)
- Krankenhäuser investieren in IT
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Grösstes Potenzial bei Workflow-Systemen
Gute Einsparmöglichkeiten werden insbesondere bei Workflow-Systemen gesehen. Neun von zehn Krankenhaus-Experten planen, ihre IT-Ausrüstung gerade hier zu verbessern und so Kosten- und Qualitätsvorteile zu erreichen. So lassen sich beispielsweise durch so genannte klinische Pfade (standardisierte Behandlungspfade), die für einen speziellen Erkrankungsfall typischen Abläufe von diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen am besten koordinieren und unterstützen. IT-gestützter Workflow hilft hier, die bereits vorhandenen Daten für den nächsten Behandlungsschritt aufzubereiten und Dokumente und Aufgaben von Mitarbeiter zu Mitarbeiter effizienter und jederzeit zugriffsbereit weiterzuleiten. Dadurch entfallen Wartezeiten und Informationsverluste an Schnittstellen der stationären Versorgung. Untersuchungen und Therapiemaßnahmen können genauer und effizienter geplant werden. Optimalerweise erfolgt parallel zum stationären Behandlungspfad die Erfassung des fallbezogenen Ressourcenverbrauchs und daraus folgend die ökonomische Bewertung der Abläufe. Standardisierte und Workflow gestützte Behandlung führen außerdem häufig zu einer qualitativ besseren Patientenversorgung.
Bisher nutzen noch relativ wenige deutsche Kliniken diese Tools zur IT-Unterstützung der klinischen Pfade. Diese Zurückhaltung ist vor allen Dingen dadurch zu erklären, dass viele Häuser zunächst umfangreichere konzeptionelle Vorarbeiten erbringen müssen, um Pfade zu definieren und abbildbar zu machen. Viele Kliniken sind derzeit dabei, diese Konzepte zu erstellen, so dass auch die Anzahl der Umsetzungen rasch zunimmt. Im Dezember 2004 arbeiteten bereits knapp sechs Prozent der deutschen Kliniken mit IT-gestützten Pfaden - im Juni desselben Jahres waren es erst 3,6 Prozent. In mehr als jedem vierten Haus wurden die Pfade bereits teilweise durch IT unterstützt, und in mehr als der Hälfte der Häuser war eine solche Maßnahme zumindest geplant. Denn in nahezu 50 Prozent aller Kliniken wird das Potenzial für Standardisierungen klinischer Prozesse als »hoch« eingestuft. Vorreiter sind hier Universitätskliniken und Hospitäler beziehungsweise Klinikverbünde mit mehr als 5000 Mitarbeitern. Das Ziel der Kostenersparnis haben dabei fast alle Befragten fest im Blick: Mehr als 86 Prozent gehen davon aus, dass sich mit standardisierten Behandlungspfaden Geld sparen lässt. Ebenfalls mehr als drei Viertel aller Teilnehmer der Umfrage sind der Meinung, dass IT-gestützte klinische Pfade die stationäre Verweildauer der Patienten verkürzen und die Behandlungsqualität verbessern.
IT-Dienstleister und Outsourcing geplant
Die Hospitäler sind bei der Umsetzung der geplanten IT-Investitionen zum großen Teil der Meinung, dass sie die erhofften Ziele am besten durch Kooperationen mit Dienstleistern erreichen: Nahezu vier von fünf Befragten (77,8 Prozent) antworten, dass die eigene Klinik stark oder zumindest teilweise mit externen IT-Spezialisten kooperieren will. In erster Linie planen große Krankenhäuser mit mehr als 5000 Beschäftigten eine Kooperation mit IT-Dienstleistern. Hintergrund ist, dass viele Kliniken sich stärker auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren sollen und die notwendigen Investitionen für die IT nicht selbst tragen können oder wollen.
Auch in der Röntgentechnik hoffen Hospitäler durch die Umstellung von analogen auf digitale Systeme Behandlungsqualität und Kosteneffizienz gleichermaßen optimieren zu können. Die Vorteile überzeugen: Digitale Röntgentechnik erlaubt die Nachbearbeitung von Bildern. So können beispielsweise Ausschnitte vergrößert und zu helle Aufnahmen nachgebessert werden, ohne dass eine neue Aufnahme nötig wird. Dies reduziert langfristig die Kosten und senkt die Strahlenbelastung für die Patienten. Bisher sind nur zwei von fünf deutschen Krankenhäusern mit digitaler Röntgeninfrastruktur ausgerüstet. Besonders die kleinen Kliniken mit weniger als 500 Mitarbeitern haben bisher selten investiert: Nur 17,6 Prozent dieser Häuser arbeiten mit der Technologie, die für kleine Kliniken oft zu teuer ist. Insgesamt planen sieben von zehn Kliniken, in digitale Röntgentechnik zu investieren. Mehr als jedes vierte Haus gibt an, sogar »stark investieren« zu wollen. Hier sind Universitätskliniken und Kliniken mit mehr als 5000 Mitarbeitern besonders oft vertreten. Dies soll möglichst zügig geschehen. Knapp zwei Drittel der Häuser, die investieren möchten, wollen dies spätestens bis zum Jahresende tun. Auch hier will ein Großteil der Kliniken von externem Fachwissen profitieren: Mehr als zwei Drittel der digitalen Röntgen-Infrastrukturen sollen gemeinsam mit externen Dienstleistern aufgebaut werden.
Nach wie vor wollen viele Kliniken auch bei Beschaffung und Einkauf weniger ausgeben und diese effizienter gestalten. Mehr als ein Drittel der Befragten hält eine Artikelstandardisierung in der Beschaffung für sehr bedeutend, um Einsparungen realisieren zu können. Fast genauso viele, nämlich 32,7 Prozent, messen dem Aufbau eines strategischen Einkaufs große Bedeutung zu. Bereits heute wenden viele Häuser auf den Stationen elektronische Anforderungssysteme an, bestätigen 31,1 Prozent der Befragten. Durch E-Procurement-Lösungen mit zentral zur Verfügung gestellten Produktkatalogen können Bestellungen gebündelt und besser koordiniert werden. Nachbestellungen von Medikamenten und Verbrauchsartikeln können sehr effizient, etwa durch Scannerlösungen auf Station erfolgen, so dass für das Pflegepersonal keine zusätzlichen Aufwände anfallen. Dies ist ein wichtiger Aspekt für die Akzeptanz von elektronischen Bestellsystemen. Eine weitere Möglichkeit für Einsparungen sehen viele Häuser auch weiterhin beim Zusammenschluss zu Einkaufsgemeinschaften, um so höhere Mengenrabatte bei den Zulieferern aushandeln zu können. Viele Kliniken haben das Sparpotenzial einer optimierten Beschaffung bisher nach eigenen Einschätzungen noch nicht umfassend ausgeschöpft. Insbesondere die großen Kliniken möchten dies Versäumnis in naher Zukunft nachholen.
Dr. Ines Gröner, Unternehmensgruppe Steria Mummert Consulting