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CRN-Kopfnuss

Leere Büros: Facelift für IT-Unternehmen

Der Arbeitsplatz der Zukunft ist zu Hause - zumindest wenn es nach großen IT-Unternehmen geht. Wenn die Mitarbeiter zu Hause sind, können Unternehmen auch leichter verkauft werden.

Autor:Peter Tischer • 17.10.2014 • ca. 1:15 Min

Sind die Büros verwaist, wird das Unternehmen für Übernahmen attraktiv
© magdal3na - Fotolia

Mitarbeiter sind eine schwere Hypothek. Wenn für sie zusätzlich zum Gehalt auch noch Sozialleistungen bezahlt werden müssen kann ein Unternehmen im globalen Wettbewerb schnell ins Hintertreffen geraten. Mehr Umsatz mit weniger Mitarbeitern heißt deshalb die neokapitalistische Erfolgsformel, die börsennotierte Konzerne längst verinnerlicht haben. Nichts lässt die Aktien so schnell und zuverlässig in die Höhe schnellen wie die Ankündigung von Stellenstreichungen - oder noch besser Massenentlassungen.

Leider funktionieren nicht alle Geschäftsmodelle mit wenigen oder im Idealfall ganz ohne Mitarbeiter. Wie sich ein Unternehmen aber im Handumdrehen für Anleger und Investoren attraktiver machen lässt, will Microsoft in seiner neuen Deutschlandzentrale in München zeigen. Hier soll es zwar weiterhin genügend Arbeitsplätze für alle 2.700 Mitarbeiter geben. Wer nicht will, muss aber künftig nicht mehr ins Büro kommen. Das neue flexible Arbeitszeitmodell ermöglicht den Mitarbeitern, wann immer sie möchten im Home Office zu arbeiten. Deshalb wird es in der gerade im Bau befindlichen Münchner Zentrale keine festen Arbeitsplätze mehr geben. Wer nicht kommen muss, braucht auch keinen eigenen Schreibtisch. Sollten doch einmal alle auftauchen gibt es schöne Lounges und Cafeterias, in denen man seinen Laptop aufklappen kann. Das hat auch den Vorteil, dass Besucher nicht mehr unterscheiden können, wer im Foyer herumsitzt. Könnten ja alles Kunden sein.

Das Konzept ist nicht neu. Auch IBM und HP haben in ihren Büros das Prinzip Rollcontainer statt Schreibtisch eingeführt. Vorreiter war schon vor fast einem Jahrzehnt Sun Microsystems. Nachdem der durch die Finanzkrise schwer angeschlagene Server-Hersteller seine Mitarbeiter kurzerhand zu iworkers gemacht und ins home office geschickt hatte, klappte auch die Übernahme durch Oracle. Offensichtlich hatten die von Mitarbeitern entvölkerten Büroräume die schlechten Bilanzen überstrahlt und Sun als attraktiven Übernahmekandidaten erscheinen lassen.