Die Logistikindustrie braucht freilich nicht den allerorten zur schleunigen Digitalisierung mahnenden Technologieverband, um die Potenziale neuer Technologien für den Einsatz im Lager- und Transportbereich zu erfassen. Beinahe jede Großveranstaltung und jedes Experten-Symposium der Branche drehen sich um die Frage, wie noch junge Technologien für eine effektivere und kostengünstigere Arbeitsweise sorgen könnten. Auch auf der derzeit in München stattfindenden Fachmesse »transport logistic« (vom 9. Bis 12. Mai) liegt der Schwerpunkt auf der Digitalen Transformation. Die IT nehme in der Logistik einen immer höheren Stellenwert ein, stellt zur Messe Franz Bauer-Kieslinger, CEO der SSI Schäfer IT Solutions, die auf der transport logistic mit einem eigenen Stand ihre Software-Eigenentwicklungen präsentiert, fest. »Softwarelösungen sind das Bindeglied zwischen Waren, Prozessen, Menschen, Standorten und automatisierten Komponenten«, ist er überzeugt. Und Andreas Froschmayer, Corporate Director, Corporate Development, Strategy & Public Relations beim Logistiker Dachser, betont: »Wir verstehen uns als Netzwerk- und Informationslogistiker. Denn die logistische Dienstleistung ist hochgradig komplex geworden. Wer internationale Supply Chains transparent planen und managen und die Qualität der Leistung überwachen will, brauche dazu qualifizierte Mitarbeiter, Prozess-Know-how, getaktete Transport- und Logistiknetze sowie integrierte IT-Systeme und entsprechende Daten.«
Der Bitkom-Studie zufolge sehen drei Viertel der Unternehmen (74 Prozent) die Digitalisierung als große Herausforderung - nur hohe Treibstoff- und Energiepreise (85 Prozent) gelten ihnen als größere Herausforderung -, sie begreifen sie jedoch auch auch als Chance. Die Mehrheit der Befragten erwartet durch die weitere digitale Aufrüstung beispielsweise eine langfristige Senkung der Kosten (89 Prozent) die Beschleunigung des Transports (86 Prozent) oder weniger Fehler in der Transportkette (72 Prozent).
Bezüglich der Zukunftstauglichkeit mancher Technologien gehen die Vorstellungen von Bitkom-Verband und den Befragten aber stark auseinander: Fahrerlose Staplersysteme (19 Prozent), Smart Container (20 Prozent) oder Lagerroboter (16 Prozent) kommen bei vielen Logistikern schon zum Einsatz und auch 3D-Druck (neun Prozent) und Datenbrillen (acht Prozent) spielen für die Industrie bereits eine Rolle. Dies sind Technologien, in welche die Logistiker auch künftig investieren wollen. Allerdings stoßen manche Trendtechnologien wie selbstlernende Maschinen, intelligente Handschuhe oder auch Drohnen und autonome Fahrzeuge der Biktom-Umfrage zufolge bislang doch auf wenig Interesse. Der Bitkom warnt deshalb: »Wer damit rechnet, dass Zukunftstechnologien wie Drohnen, selbstlernende Systeme oder Datenbrillen bereits in zehn Jahren die Logistik bestimmen werden, der muss dafür heute die Weichen stellen und mit den Lösungen zumindest experimentieren«, so Rohleder. Dies könne beispielsweise in zwei neuen Digital Hubs probiert und studiert werden: In Dortmund und Hamburg widmen sich zwei dieser vom Bundeswirtschaftsministerium ins Leben gerufenen Einrichtungen fortan der Erforschung neuer Logistik-Technologien. Der Bitkom hält diese Labore für die Logistik der Zukunft für eine ausgezeichnete Möglichkeit, den nötigen Austausch zwischen etablierten Global Playern in der Logistik, mit Mittelständlern und Start-ups zu forcieren. »Schließlich wollen wir im Bereich der Logistik mit Deutschland auch in Zukunft weltweiter Leitanbieter von Lösungen und Technologien bleiben«, sagt Rohleder.