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Gaming an der DDR- und Geschmacks-Grenze

Mauer-Shooter wird vorerst nicht veröffentlicht

Die Karlsruher Hochschule für Gestaltung wollte zum Tag der Deutschen Einheit einen kostenlosen 3D-Shooter herausbringen, der den Konflikt an der deutsch-deutschen Grenze nachzeichnet und erlebbar macht. Aufgrund zahlreicher Proteste aus Bevölkerung, Politik und Medien wurde das Projekt jetzt allerdings vorerst gestoppt.

Autor:Lars Bube • 1.10.2010 • ca. 1:00 Min

Inhalt
  1. Mauer-Shooter wird vorerst nicht veröffentlicht
  2. Vorwurf der Gewaltverherrlichung

Der eigentlich zum Tag der Deutschen Einheit geplante 3D-Shooter »1378 (Kilometer)« wurde nach einem medialen und politischen Aufschrei der Empörung kurz vor der Veröffentlichung doch noch kassiert - vorerst. Das Serious Game »1378 (Kilometer)« wollte ohne Effekthascherei den Konflikt an der damaligen deutsch-deutschen Grenze näherbringen und damit gleichzeitig Aufklärung leisten. Der Titel spielt im Jahr 1976, dem Jahr mit den meisten Mauertoten. Bis zu 16 Spieler können sowohl in die Rolle der Grenzsoldaten schlüpfen als auch als Flüchtling teilnehmen. Dabei wollte der 3D-Shooter verschiedene Denkanstöße geben.

Ein Beispiel: Sollte in der Rolle des Grenzers auf die Flüchtlinge geschossen und die Abtrünnigen tödlich getroffen werden, würde das zwar von der SED-Führung mit einem Orden belohnt werden. Doch unmittelbar danach würde sich der Spieler als Konsequenz für 30 bis 60 Sekunden in dem Mauerschützenprozess aus dem Jahr 2000 wiederfinden. Außerdem bringen zuviel Mauertote das Regime in Erklärungsnot. Ferner ist es möglich, die Flüchtlinge zu verhaften oder aber auch Kontakt mit ihnen aufzunehmen oder die Seiten zu wechseln.

Das Spiel der Karlsruher Hochschule für Gestaltung (HfG) sollte kostenlos am 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, veröffentlicht werden, wurde nun aber vorest zurückgezogen. Grund für den Rückzieher dürfte das negative Echo aus den Medien und der Politik gewesen sein. Die »Bild« nannte den 3D-Shooter »widerwärtig«, Politiker und Opferverbände des DDR-Regimes warfen dem Spiel Pietätlosigkeit vor.