Querdenker Dirks
Thorsten Dirks, CEO der E-Plus Gruppe, gibt sich angesichts der positiven Zahlen selbstbewusst: »Seit zehn Quartalen wächst kein Anbieter im Mobilfunk profitabler und dynamischer als wir. Unsere neuen Partnerschaften und strategische Zukäufe im Vertrieb wie Blau Mobilfunk, Ortel, SMS Michel sowie der Einzug in 50 ehemalige Tchibo-Ladenlokale stärken unsere Position in Wachstumssegmenten weiter.«
Doch macht E-Plus in Deutschland wirklich einen besseren Job als die Netzbetreiber- Konkurrenz? Nach sechs erfolglosen Jahren schaltete der Carrier im Frühjahr 2008 seinen Datendienst »iMode« endgültig ab, während die drei anderen Anbieter gerade versuchen, den Datenverkehr in ihren Netzen auszubauen. Die Konkurrenten T-Mobile, Vodafone und O2 positionieren sich zudem als Komplettanbieter für Festnetz und Mobilfunk, während beim Düsseldorfer Netzbetreiber E-Plus die »Kernkompetenz« mobile Sprachtelefonie im Vordergrund steht – »E-Plus DSL« gibt es nicht. Außerdem erweitern T-Mobile, Vodafone und O2 für die Vermarktung von Konvergenzprodukten ihre Netze um den »Daten-Turbo« HSDPA. E-Plus hat dagegen einzig und allein den vergleichsweise trägen Datenfunk UMTS im Angebot. Das von vielen Branchenkennern als zukunftsweisend angesehene »iPhone 3G« könnte somit im E-Plus-Netz seine volle Leistungsfähigkeit gar nicht unter Beweis stellen. Ob E-Plus angesichts des eingeschränkten Angebots langfristig die Nase vorn haben wird, wird sich schon in naher Zukunft zeigen.
Grundsätzlich steht jedoch die gesamte Netzbetreiber-Riege vor einem Problem: Selbst der Aufbau neuer Geschäftsfelder, wie die DSL-Vermarktung, wird bei dem immer weiter voranschreitenden Preisverfall nicht mehr zu solchen Umsatz- und Gewinnrekorden führen, wie man sie in der Vergangenheit gewohnt war. Zwar wird die Einführung preisgünstiger Datentarife, wie Beispiele aus anderen europäischen Ländern wie Österreich oder Schweden aufzeigen, zu einem kräftigen Nachfragezuwachs in diesen Bereichen führen. Doch damit würden die Carrier erst einmal »nur« mobile Datenübertragung erfolgreich vermarkten – vom Mega- Geschäft »mobiles Internet« oder auch »Enterprise Mobility« sind sie damit noch meilenweit entfernt.