Meinung: Content Integration: Eine virtuelle Konsolidierung. Der Markt für Enterprise Content Management (ECM) hat sich auf recht inhomogene Weise entwickelt. Dies ist im Wesentlichen auf zwei Faktoren zurückzuführen:
Erstens besteht der ECM-Markt selbst aus einer Vielzahl verschiedener Technologiesparten, wie Dokumentenmanagement, Imaging-, Web Content-, Output-, Produktkatalog-, Formular- sowie Records Management, und zweitens ist jedes dieser Segmente seinerseits von unterschiedlichen Geschäftsanforderungen und Technologiekriterien geprägt. Infolgedessen verfügen die meisten Unternehmen heute über mehrere ECM-»Produktsilos« mit einer Vielzahl voneinander unabhängiger Repositories. Erschwerend kommen noch Nicht-ECM-Systeme hinzu, die ihrerseits ebenfalls über Datenspeicherfähigkeiten verfügen.
Da die Unternehmensaktivitäten unter dem Einfluss gesetzlicher Vorschriften stehen, werden ECM-Investitionen einerseits im Rahmen von Geschäfts- oder IT-Strategien zur Reduzierung des Compliance-Risikos eingesetzt. Andererseits stellt ECM aber auch eine Möglichkeit zur Steigerung der Prozesseffizienz und Anwenderproduktivität dar, die durch fragmentierte Repositories und inkonsistente Managementpraktiken zurückgehen. Auf die Frage nach der optimalen Lösung zur Integration der bestehenden Content-Assets bekommen Unternehmen üblicherweise vier verschiedene Optionen zur Auswahl gestellt:
»Alles Neu«: Einige Organisationen sind versucht, ihre Legacy-Systeme komplett gegen eine einheitliche Plattform eines einzelnen Anbieters auszutauschen. Da sich der ECM-Markt allerdings künftig noch stärker ausweiten wird (z.B. in die Bereiche Sprache und Video) und überdies bereits heute viele verschiedene Sparten umfasst, werden die Lösungen einzelner Anbieter mit der Zeit nicht mehr sämtliche Anwendungsfelder komplett abdecken. Dies wird dann wiederum zu einem nachträglichen taktischen Einsatz von Best-of-Breed-Lösungen anderer Anbieter führen. Es besteht also eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sich Unternehmen früher oder später doch wieder mit Lösungen mehrerer verschiedener Anbieter wiederfinden, so dass diese Option als zu kurzsichtig zurückzuweisen ist.
UI-Integration: Ein anderer Ansatz besteht darin, die ECM-Systeme in Portal-Frameworks einzubinden, die auf Ebene des User-Interface integriert werden. Dadurch wird aus Anwendersicht der Anschein eines integrierten Back-Ends erzeugt. Eine derartige »visuelle Integration« stellt jedoch eine zu lose Form der Integration dar. Es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass nach wie vor auf zusätzliche Lösungen außerhalb des Portals (z.B. auf Desktop-Anwendungen) zugegriffen wird. Dieser Ansatz ist somit gewissermaßen unvollständig.
Standards-basierte Integration: Standards werden oftmals als das Allheilmittel schlechthin angesehen. Allerdings verfügt keiner der bestehenden Standards (z.B. JSR170, WebDAV) derzeit über die erforderliche Anwendungsreichweite, um eine vollständige logische Integration realisieren zu können.
Enterprise Content Integration (ECI): ECI ermöglicht die virtuelle Konsolidierung von Repositories und Metadaten und bietet dem Anwender somit eine logisch einheitliche Sicht. ECI-Tools unterstützen die Integration bestehender »Content-Inseln«. Migrationen können geplant und Synchronisationen durchgeführt werden, während gleichzeitig ein weiterer Ausbau der bestehenden Repositories erfolgt. ECI stellt unter den aufgezeigten Optionen die pragmatischste Lösung dar und bietet überdies einen langfristigen strategischen Vorteil. Aus diesem Grund empfehlen wir allen Anwendern, sich für diesen Ansatz zu entscheiden.
Aufgrund der zunehmenden Menge unstrukturierter Informationen und der Notwendigkeit zur Integration dieser Informationen mit strukturierten Daten stellt ECI eine Top-Priorität im IT-Bereich dar. Bei Erstellung der entsprechenden strategischen Pläne, Bewertungen und Auswahlkriterien sind folgende Punkte zu beachten:
- ECI ist kein separater Markt. Es handelt sich vielmehr um eine Fähigkeit, die von den verschiedensten ECM-Anbietern (z.B. IBM, Oracle, Open Text, Vignette) als zusätzliches Feature eingeführt wird.
- ECI schlägt eine Brücke zwischen der ECM-Welt und anderen Integrationsmodellen zur Schaffung strukturierter Daten, Anwendungen und Geschäftsprozesse.
- Ein Repository-Verbund (mit zentralisierten Regeln für Sicherheit, Metadaten und Records Management) stellt den bestgeeigneten Ansatz zur Konsolidierung und Vereinheitlichung von Content-Assets dar.
- Die erfolgreiche Implementierung der ECI-Technologie in globalen Anwendungsszenarien verlangt die Einhaltung genauer Governance-Praktiken sowie gute Fähigkeiten im Bereich Localization.
Mike Gotta ist »Senior Analyst for Burton Group?s Application Platform Strategies Team«.