Microsoft macht dem »Entbundeln« ein Ende
Das Konzept des »Office Ready«-PC soll künftig das »Enbundeln« von OEM-Software verhindern. Damit will Microsoft zugleich den Vertrieb von Volumenlizenzen über den Channel ankurbeln. Um kleinere Partner in Lizenzfragen zu unterstützen, baut der Hersteller gemeinsam mit der Distribution ein Kompetenzzentrum auf.
- Microsoft macht dem »Entbundeln« ein Ende
- »Der Lizenzvertrieb ist nicht trivial«
Microsoft macht jetzt Nägel mit Köpfen. Das so genannte Entbundeln von OEM-Software war dem Hersteller schon lange ein Ärgernis. Da dem Problem juristisch bislang nicht beizukommen war, will es der Software-Hersteller nun mit einem technischen Kniff ein für allemal lösen: Rechner mit vorinstallierter Office-Suite werden künftig ohne physischen Datenträger, also ohne CD oder DVD, an den Endkunden ausgeliefert. Assemblierer erhalten jeweils nur noch eine Master-DVD. Das Konzept nennt sich »Office Ready«-PC.
Tatsächlich tauchten in der Vergangenheit immer wieder OEM-Versionen der Office-Produkte im Markt auf, die – losgelöst von der Hardware – an den Kunden gelangten. Auch wenn dieser Vertriebsweg nach deutscher Rechtsprechung legal ist, konnte er nicht im Sinne Microsofts sein. Denn OEM- und Systembuilder-Lizenzen gibt der Software-Konzern vergleichsweise günstig an PC-Fertiger ab, um deren Aufwand bei der Vorinstallation der Programme zu vergüten. Wird OEM-Sofware »entbundelt« verkauft, streicht der Händler somit aus Sicht von Microsoft eine Marge ein, ohne die entsprechende Leistung erbracht zu haben.
»Das Modell wurde unterwandert, um es vorsichtig auszudrücken «, urteilt Robert Helgerth, Direktor Mittelstand & Partner bei Microsoft. In der Summe spricht der Manager von »einer anderen Art von Kanal«, der mit den Resellern konkurriere, denen vor allem am Vertrieb von Volumenlizenzen gelegen ist. Gerade diesen Partnern komme der »Office Ready«-PC entgegen, so Helgerth, weil er »im Markt wieder den Normalzustand herstellt«. Künftig sind die Programme auf dem Rechner vorinstalliert und werden über einen speziellen Mechanismus freigeschaltet. Der Kunde erhält dazu einen Aktivierungscode. Konkrete Zahlen zum finanziellen Schaden, der durch das »Entbundeln« entstanden ist, macht Microsoft allerdings nicht. Da der ungewünschte Vertriebsweg künftig blockiert sein wird, erwartet der Software-Hersteller einen Schub für den Absatz seiner »Open Value«-Lizenzen. Die Programme Open Value, Open Value Company-wide und Open Value Subscription hat der Anbieter speziell für kleine und mittelgroße Unternehmen entwickelt. Beim Vertrieb dieser Volumenlizenzen setzen die Unterschleißheimer vor allem auf die vielen kleineren Reseller. »Wir möchten in die Breite gehen und wenden uns deshalb nicht nur an die Partner, die wir direkt managen, sondern auch an die kleineren, die wir nur über die Distribution erreichen «, erläutert Helgerth.
Um insbesondere diese Partner beim Lizenzvertrieb zu unterstützen, hat der Software-Riese mit Actebis Peacock, Also, Ingram Micro und Tech Data ein »Licensing Competence Center« ins Leben gerufen. Die Distributoren übernehmen dabei die Aufgabe, die Partner zu trainieren, um sie mit der »Open Value«-Familie vertraut zu machen. Insgesamt haben die vier Unternehmen etwa 200.000 Euro in die Schulung eigener Leute investiert.