Microsoft stellt Update vor: Tablet-PCs brauchen Starthilfe. Mit einer verbesserten Version des Tablet-PC-Betriebssystems wollen Microsoft und die Hardware-Hersteller dieses Marktsegment neu aufrollen. Bis jetzt ist das Interesse von Handel und Endkunden an Tablet-PCs jedoch mager. Es fehlt an Marketing- und Channel-Unterstützung.
Wenn Microsoft die neue Version eines Betriebssystems vorstellt, dann läuft das nicht ohne Medienrummel ab. Doch statt Euphorie gab es ernüchternde Fakten, die nur eines ausdrückten: Tablet-PCs lassen sich noch nicht verkaufen. Das bestätigen nicht nur die Zahlen der IDC-Marktforscher sondern auch die CRN-Channeltracks. Etwa 70 Prozent der mehr als 400 befragten Fachhändler gaben an, keine Tablet-PCs zu verkaufen. Dies spiegelt sich in den Verkaufszahlen der ersten drei Quartale des vergangenen Jahres wider: Nur 300.000 Geräte wurden laut IDC weltweit abgesetzt. Als Vergleich: 2003 verkaufte der Handel in Deutschland fast zwei Millionen Notebooks.
Mit der neuen Version von Windows XP Tablet-PC Edition 2004, die voraussichtlich im August dieses Jahres auf den Markt kommen wird, soll sich das ändern. Dazu hat Microsoft die Bedienung und die Handschriftenerkennung verbessert ? Features, die in der Vergangenheit von den Nutzern kritisiert wurden. Das Eingabefeld wurde um ein Nummern- und Symbolpad erweitert und lässt sich dort hinsetzen, wo es gebraucht wird.
Da es sich bei der neuen Version des Tablet-PC-Betriebssystems um ein Update handelt, stellt sie der Hersteller als Download auf seiner Website zur Verfügung.
Trotz der schlechten Verkaufszahlen engagieren sich immer mehr Hardwarehersteller. Während zur Einführung des Betriebssystems im November 2002 nur ein halbes Dutzend wie Acer, FSC, HP oder Toshiba ihre tragbaren Rechner vorstellten, sind es jetzt schon elf. Auch die Zahl der Lösungsanbieter ist auf über 50 gestiegen. Davon sind die meisten jedoch kleine mittelständische Unternehmen, die Applikationen für vertikale Märkte entwickeln, ein bekannter werbewirksamer Name wie beispielsweise SAP, Oracle oder Sage KHK fehlt.
Fehlende Werbung und vernachlässigtes Marketing sind für Erwin Heinze, Sales Manager bei View Sonic, eindeutig der Grund dafür, dass die Kunden Tablet-PCs nur sehr zögerlich annehmen. Hier zu investieren und den Markt anzuschieben, Endkunden und Handel von den Funktionen der Tablet-PCs gleichermaßen zu überzeugen, sieht er als Aufgabe von Microsoft. Das ist bei dem Software-Hersteller zwar geplant, und deshalb wurde auch eine siebenstellige Summe für Werbemaßnahmen budgetiert. Doch alleine wollen die Redmonder die Kosten nicht tragen. Sie wollen dabei auch die Hardware-Produzenten in die Pflicht nehmen. »Um die Marktverbreitung zu beschleunigen, müssen die Verkaufspreise für die Tablet-PCs erst einmal attraktiver werden«, kontert deshalb Armin Cremerius-Günther, Leiter Geschäftsbereich Windows Betriebssysteme von Microsoft, und spielt damit den Ball zurück an die Hardware-Hersteller. Doch deren Kalkulationen gehen zumindest zum jetzigen Zeitpunkt nur mit hohen Margen auf und die wollen sie sich nicht durch aufwändige Marketinginvestitionen verhageln lassen.
Eine verfahrene Situation, da die Diskussion über die Marketing-Budgets verhindert, dass sich die Hersteller mit einem zweiten Schwachpunkt des Tablet-PC-Vertriebs auseinandersetzen: dem Channel. Der Fachhandel, der die Produkte verkaufen soll, blieb bislang außen vor. Kaum ein Anbieter setzt Schulungen auf, die den Handel über Verkaufsargumente und Zielgruppen für Tablet-PCs informieren ? beispielsweise in welchen Branchen sie sinnvoll eingesetzt werden können und wie sie sich von Notebooks unterscheiden.
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Kasten
Um die Entwicklung von Lösungen für Tablet-PCs voranzutreiben, hat Microsoft bereits Anfang des Jahres den Wettbewerb »Tablet-PC-Challenge« ausgelobt und nun die Gewinner ermittelt. Ziel war es, innovative Software-Lösungen für Tablet-PCs unter mehr als 50 Anbietern zu ermitteln. Die Jury, die sich unter anderen aus Vertretern von Acer, FSC und Toshiba zusammensetzte, entschied sich für folgende Gewinner:
Erster Preis: Softpro
Das Böblinger Unternehmen hat eine Lösung zur Unterschriftenerkennung entwickelt, die zugleich auch als Zugang zum Gerät oder zum Netzwerk verwendet werden kann.
Zweiter Preis: Open Software
Entwicklung wird von Außendienstmitarbeitern mobil beim Kunden eingesetzt.
Damit können Daten erfasst und an einen zentralen Server weitergeleitet werden.
Dritter Preis: Design Universe
Das Programm legt die handschriftlichen Notizen auf dem Tablet-PC systematisch ab.
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