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Migration auf Vista

Migration auf Vista Ob und wann Unternehmen auf Microsofts ­neues Desktop-Betriebs­system Vista umsteigen sollten, hängt von der aktuellen Situation und der IT-Strategie ab. Statt gleich und komplett zu migrieren, kann es zweckmäßiger sein, zunächst die vorhandene Umgebung zu optimieren.

Autor:Redaktion connect-professional • 31.1.2007 • ca. 4:15 Min

Nun, da Windows Vista verfügbar ist, stellt sich die Frage nach der richtigen Migrationsstrategie. Doch nicht wenige Unternehmen zaudern bei der Desktop-Migration, da sie alle Arbeitsplätze höchst sichtbar betrifft und die Erwartungen und Ängste hoch sind. Meist läuft das vorhandene System ja durchaus stabil, und die versprochene Produktivitätssteigerung durch ein neues System lässt sich vorab nur unzureichend ermitteln. Umso wichtiger vor der Umstellung der Desktop-Umgebung ist deshalb eine kritische Prüfung der aktuellen Situation. Dazu gehört neben der Kostenbetrachtung für Beschaffung und Abschreibung von Hard- und Software auch eine Bewertung der Aufwendungen für den Betrieb und im Backend, beispielsweise für die Software-Verteilung. Weitere Gründe für eine abwartende Haltung sind fehlendes Budget, fehlende konkrete technische oder geschäftliche Anforderungen für eine Migration oder unvollständige und damit zu geringe ­Kalkulation möglicher Einsparungen. Dabei lassen sich die zu erzielenden Vorteile wie höherer Automatisierungsgrad im Deployment, reduzierte Break-and-Fix-Zeit und geringerer Support-Aufwand durch gut verwaltete Clients im Prinzip gut ­darstellen und verargumentieren, da sie – je nach Ausgangslage – zu Einsparungen von mehreren Hundert Euro pro PC und Jahr führen können. Eine erfolgreiche Migration der Desktop-Umgebung kann nicht unwesentlich helfen, die Total Cost of Ownership (TCO), also die Summe aller direkten und indirekten Investitions- und Betriebskosten eines IT-Systems, zu senken. Doch auch eine kritische Prüfung der IT-Service-Qualität kann manche Kostenfalle aufdecken, die sich dann separat oder im Rahmen der Migration beseitigen lässt. Wichtig ist deshalb die Analyse und Einordnung der angebotenen Service-Qualität: Häufig gibt es keine echten Service Level Agreements (SLAs), sondern nur sehr hohe gefühlte SLAs, die erfüllt werden, ohne dass hierfür eine tatsäch­liche Notwendigkeit bestünde. Entsprechend hoch und unnötig sind oft die ­dadurch entstehenden Kosten. Bevor also über einen Umstieg auf Windows Vista nachgedacht wird, sollte Einsparpotenzial identifiziert und quantifiziert werden, um den effizientesten Weg zur Migration ermitteln zu können. Je nach der im Unternehmen vorherrschenden Desktop-Umgebung unterscheiden sich die Handlungsszenarien.

Falls Windows NT ­vorherrscht
Windows NT ist veraltet, eine Migration auf eine moderne und leistungsfähigere Infrastruktur deshalb geboten. Die Devise kann daher nur lauten: Schnellstmöglich das Migrationsprojekt initiieren. Laut einer Gartner-Studie lassen sich mit einer gut administrierten aktuellen Umgebung gegenüber einer Windows-NT-4.0-Infrastruktur knapp 1000 Euro einsparen – pro Desktop und Jahr. Der Aufwand und die Investition in eine Migration amortisieren sich also schnell. Neben der Tatsache, dass selbst der Extended Support von Microsoft für Windows NT in der Zwischenzeit ausgelaufen ist, müssen Unternehmen große finanzielle und personelle Aufwendungen in Kauf nehmen, um die Versorgung mit kompatibler Ersatz-Hardware sicherzustellen. Ein Großteil der Erfahrungen aus vorhergehenden Betriebssystemwechseln auf Windows XP hat auch für Vista Gültigkeit – speziell, wenn es um die Entwicklung der notwendigen Pakete, Verfahren im Test und Pilotbetrieb sowie die qualitätssichernden Maßnahmen geht. Häufig scheuen Unternehmen Kosten und Aufwand, die bei der Migration von veralteten Applikationen auf eine neue Plattform entstehen. Doch mit der Akquisition des Software-Herstellers Softricity hat Microsoft zusätzlich das Produkt Softgrid zur Virtualisierung von Applikationen im Portfolio, das den Umstieg auf eine neue Betriebssystemplattform aus Sicht der Kompatibilität von alten Anwendungen erheblich erleichtern kann. Ein Dienstleister, der ein Migrationsprojekt unterstützt, sollte aktuelle Kenntnisse in den relevanten Bereichen vorweisen können.

Wenn Windows 2000 überwiegt
Im Zuge der Jahr-2000-Aktivitäten hatten Unternehmen und Behörden vielfach in neue Hardware investiert. Die Phase wirtschaftlicher Schwäche in den darauf folgenden Jahren bescherte den eingesetzten Systemen eine längere Lebensdauer als die sonst üblichen circa drei Jahre. Gut geführte Windows-2000-Umgebungen laufen mit wenigen Fehlern inzwischen seit mehr als fünf Jahren. Von diesem Szenario betroffene Unternehmen sollten die vorhandene und ausgediente Hardware durch leistungsfähige Rechner ersetzen, die in jedem Fall den Minimalanforderungen von Windows Vista genügen. Zeitgleich sollten sie analysieren, an welchen Stellen die aktuelle Infrastruktur nicht mehr optimal betrieben wird. Auf Basis dieser Analyse lassen sich sowohl die Kosten für eine weitere Verbesserung als auch die Aufwendungen für eine Migration auf Vista abschätzen. Die Umstellung sollte umsichtig geplant und zeitnah angegangen werden. Im Zusammenhang mit einer möglichen Umstellung sollte auch das Backend überprüft werden.

Nach Migration auf Windows XP
Unternehmen, die bereits eine Windows-XP-Umgebung betreiben, sind damit auch noch die nächsten Jahre gut versorgt. Die Erfahrung aus vergangenen Projekten hat allerdings gezeigt, dass Einsparpotenzial vor allem im Betrieb liegt. Deshalb sollte das Hauptaugenmerk jetzt auf den Betriebsaspekten liegen. Oft wurden im Rahmen der Migration auf Windows XP Standards vorgegeben, die einige Zeit nach der Migration zusehends verschwimmen. Eine Überprüfung ist angebracht, da die hier möglichen Einsparungen nicht zu unterschätzen sind. Speziell im Betrieb verspricht Vista gegenüber seinen Vorgängern erhebliche Einsparmöglichkeiten: So stellt Microsoft ausgereifte Werkzeuge für das Deployment zur Verfügung, die in der Vergangenheit von Drittherstellern zusätzlich erworben werden mussten. Parallel dazu kann die vorhandene Hardware betrachtet und mit den minimalen und empfohlenen Anforderungen für Vista verglichen werden.

Heterogenität möglich
Manche Unternehmen wollen außerdem nicht sofort und vollständig auf ein neues und einheitliches Desktop-Betriebssystem wechseln, sondern erst allmählich auf Vista umsteigen, wenn neue PCs angeschafft werden. Generell ist gegen dieses Vorgehen nichts einzuwenden – schließlich kostet es für den Moment sehr viel Geld, eine bestehende und funktionierende Umgebung komplett auszutauschen. Es kann daher also durchaus sinnvoll sein, die Migration an den Lebenszyklus der Hardware zu koppeln und erst bei Austausch der Hardware auf ein neues Betriebssystem zu wechseln. Bei der Betrachtung der Gesamtkosten darf man jedoch nicht übersehen, dass dann der interne Support für zwei Plattformen aufrechterhalten werden muss. Speziell beim Configuration- und Change-Management müssen sämtliche Anwendungen und Security Patches für zwei Betriebsysteme gepackt, getestet und verteilt werden. Deshalb sollte, besonders in Umgebungen mit häufigen Release-Wechseln der Anwendungen, diese Koexistenzphase verschiedener Systeme im Unternehmen möglichst kurz sein, um doppelte Betriebsaufwendungen zu reduzieren und die Vorteile aus der neuen Plattform möglichst rasch zu realisieren.

Dr. Robert Laube ist Program Manager und Uwe Dillenberger Capability Group Manager bei dem IT-Dienstleister Avanade.