Mobilfunk weckt Begehrlichkeiten: Die United Internet-Tochter 1&1 ist bereits gestartet, in Kürze wird zudem QSC unter eigenem Namen neue Mobilfunkangebote vermarkten. Aber auch AOL und der Regiocarrier Netcologne haben jetzt ähnliche Pläne angekündigt.
Sowohl der im Großraum Köln aktive Netzbetreiber Netcologne als auch AOL Deutschland haben jetzt in der Presse über ihre Absicht gesprochen, noch in diesem Jahr ins Mobilfunkgeschäft einzusteigen. AOL will dazu Dienste wie E-Mail und Internettelefonie per Handy anbieten. AOL-Chef Charles Fränkl plant, hierfür feste Kapazitäten bei einem Netzbetreiber anzumieten und unter eigenem Namen und eigener Vorwahl weiter zu verkaufen.
Netcologne führt derzeit noch Gespräche mit den Netzbetreibern, will aber noch in diesem Jahr mit Mobilfunk-Angeboten auf den Markt kommen. Die Kölner, die in den Städten Köln und Aachen derzeit rund 280.000 Telefon- und Internetkunden sowie 120.000 Kabelkunden zählen, wären damit Stand heute der erste Stadtnetzbetreiber mit Mobilfunkangebot. Dort werden voraussichtlich Privatkunden im Mittelpunkt stehen.
QSC, ebenfalls in Köln ansässig, aber bundesweit tätig, spielt bereits seit vergangenem Jahr mit dem Gedanken, auch Mobilfunk anzubieten. Der Carrier plant, Firmenkunden künftig ein kombiniertes Paket aus Festnetz und Mobilfunk anzubieten, das auch innerhalb eines VPN genutzt werden kann. Die neue Lösung ist bei Celox, einem Tochterunternehmen der QSC AG, bereits seit einigen Monaten erhältlich. Kooperationspartner ist dabei T-Mobile. Über die vorhandenen Roaming-Abkommen von T-Mobile ist diese Lösung auch weltweit nutzbar.
Die United Internet-Tochter 1&1 ist seit April mit dem eigenen Mobilfunkangebot »Pocket Web« auf dem Markt. Dabei soll es jedoch nicht bleiben: »Dass der mobile Zugang zum Internet boomt, ist kein Geheimnis. Daher war der Einstieg ins Mobilfunkgeschäft für 1&1 ein logischer Schritt. Und die riesige Nachfrage nach unserem Pocket Web gibt uns da eindeutig recht«, freut sich 1 & 1-Vorstand Andreas Gauger. Die Kooperation mit Vodafone, die den Mobilfunkvertrag zum Pocket Web liefert, wurde jetzt ausgebaut. Dort wo DSL technisch nicht verfügbar ist, empfiehlt 1 & 1 jetzt einen UMTS-Zugang von Vodafone. »Dort wo es inhaltlich zusammenpasst, werden wir unsere Vertriebspartnerschaft weiter ausbauen«, erklärt Gauger gegenüber CRN. Dass 1&1 künftig auch weitere Handys und Mobilfunkverträge vermarktet, schließt denn auch eine Firmensprecherin nicht aus. Kurzfristig stehe eine solche Entscheidung jedoch nicht an.
»Offensichtlich möchte jeder ein Stück vom Kuchen Mobilfunkmarkt abhaben, aber der Markt wird durch immer mehr Anbieter nicht größer«, kommentiert Jörg Herweck, Vorstand des Distributors Herweck. »Mitte der 90er Jahre haben Mobilfunknetzbetreiber und Provider versucht, ihr Geschäft auszudehnen und boten ihren Kunden Festnetzanschlüsse und Internetzugänge an«, erinnert sich der Distributions- Chef. Das habe aber nicht so leicht funktioniert wie anfangs gedacht. Relativ schnell besonnen sich die Anbieter und ruderten zurück, um sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren. »Heute ist es einfach nur umgekehrt. Die Anbieter von Internetzugängen möchten mit Mobilfunkangeboten in den Markt einsteigen. Dabei unterschätzen sie jedoch die Komplexität des Mobilfunkmarktes und überschätzen die Profite«, warnt Herweck.
Etwas optimistischer ist Sven Mohaupt, Leiter Produkt Management bei Komsa/Aetka. »Die neue Vermarktungswelle bietet auch Chancen für den gut sortierten und beratenden Fachhandel. « Nach Einschätzung des sächsischen Grossisten kaufen viele Kunden keine Produkte, ohne sie haptisch und akustisch live erlebt zu haben. »Hier liegt die Aufgabe aber auch die Chance des stationären Fachhandels und die Herausforderung für die Distributoren als dessen Partner«, erläutert Mohaupt. Die Kunst bestehe jetzt darin, gemeinsam die sich auftuenden Chancen zu nutzen. Aetka biete seinen Partnern dabei eine breite Vermarktungsunterstützung für die neuen Themenkreise, die sich mit den aktuellen Entwicklungen eröffnen, wirbt der Manager.-
Ungeachtet der Einführung eines neuen Mobilfunkangebots lotet der Medienkonzern Time Warner nach Informationen aus Branchenkreisen derzeit die Möglichkeiten für einen Verkauf des Internetanbieters AOL Deutschland aus, offizielle Statements gibt es dazu jedoch nicht. Als Interessenten werden in der Branche unter anderem der spanische Telekomkonzern Telefonica sowie die deutsche Vodafone- Tochter Arcor genannt. Die in Hamburg ansässige AOL Deutschland hat über eine Million DSL-Kunden unter Vertrag und würde damit einem möglichen Käufer helfen, den Abstand zur marktbeherrschenden Telekom zu verringern.
AOL Deutschland GmbH & Co. KG Beim Strohhause 25, D-20097 Hamburg Tel. 040 361 59-0, Fax 0361 59-7196 www.aol.com Netcologne Am Coloneum 9, D-50829 Köln Tel. 0221 2222 0, Fax 0221 2222-390 http://www.netcologne.de QSC AG Mathias-Brüggen-Straße 55, D-50829 Köln Tel. 0221 6698-000, Fax 0221 6698-009 www.qsc.de United Internet AG Elgendorfer Straße 57, D-56410 Montabaur Tel. 02602 96-1100, Fax 02602 96-1013 www.unitedinternet.de i