funkschau: Wie können die IT-Abteilungen den Anforderungen von Enterprise-Mobility gerecht werden?
Böhm: Um die hohe Komplexität von mobilen Prozessen in den Griff zu bekommen, empfiehlt sich der Einsatz einer Mo-bile-Middleware. Ein Knackpunkt bei Mobilisierungs-Projekten ist ja, dass jede mobile Anwendung in die Backend-Systeme eingebunden werden muss. Mit einer Middle-ware-Plattform steht eine Vermittlerinstanz zur Verfügung, mit der jede Integration automatisiert und der Datenverkehr zwischen mobilen Endgeräten und Backend-Systemen koordiniert und abgesichert werden kann. Die Plattform verteilt die Datenströme so, dass Lastspitzen keine Performanzeinbrüche verursachen, und bildet zugleich umfassende Sicherheitsmechanismen ab. Zudem senkt sie den Aufwand, wenn Backend-Sys-teme als Datenquelle ausgetauscht oder neue mobile Endgeräte ergänzt werden.
Doch setzt der Betrieb einer Middleware-Plattform fundiertes Know-how und eine gewisse Infrastruktur voraus. Daher kann es für Unternehmen von Vorteil sein, wenn sie die Mobile-Middleware aus der Private-Cloud eines ICT-Dienstleisters beziehen. Die Betriebsleistung beruht auf einer industriell gefertigten Infrastruktur und umfasst das gesamte Application-Lifecycle-Management. Alternativ kann der Provider die Mobile-Middleware auch vor Ort als vom Kunden betriebene Lösung bereitstellen. In beiden Fällen braucht der Kunde keine eigene Expertise für die Integration in Back-end-Prozesse sowie für Middleware-Technologien aufzubauen. Außerdem spart er Kosten, da er nicht selbst in die mobile Infrastruktur investieren muss, sondern dynamisch nur die Ressourcen vom Provider bezieht und bezahlt, die er tatsächlich benötigt. Kurzum: Der Cloud-Ansatz macht es dem Kunden möglich, sich bei der Umsetzung des Themas Mobile-Productivity ganz auf die fachlichen Anforderungen zu konzentrieren. Auch dabei kann ihn sein ICT-Dienstleister unterstützen.
funkschau: Was bedeuten diese fachlichen Aspekte konkret?
Böhm: T-Systems beispielsweise nimmt in Kundenworkshops die Bedürfnisse der Fachabteilungen auf und versucht mit Kosten-Nutzen-Analysen herauszufinden, ob ein Prozess tatsächlich produktiver wird, wenn er mobilisiert wird. Wir zeigen die mögliche Wertgenerierung auf und legen gemeinsam mit dem Kunden die Strategie für eine nutzbringende Mobilisierung fest.
Im nächsten Schritt ist zu klären, welche Apps für welche Prozesse geeignet sind. Zwar bietet zum Beispiel SAP weit mehr als 100 mobile Lösungen für die unterschiedlichsten Geschäftsprozesse an – vom Timesheet-Management über Einkaufsgenehmigungen bis hin zu Dashboard-Apps. Doch handelt es sich dabei um Anwendungen von der Stange, die nicht immer auf die speziellen Anforderungen eines Kunden passen. Daher bietet T-Systems den Kunden im Rahmen von „AppFactory“-Konzepten an, gemeinsam neue mobile Lösungen zu entwickeln, die ihre Geschäftsprozesse individuell unterstützen. Dabei kommt Unternehmen die Kompetenz und Erfahrung zugute, die T-Systems als SAP-Systemintegrator erworben hat.