MXM soll Grafik-Standard bei Notebooks werden. Zusammen mit Notebook-Herstellern hat die Grafik-Schmiede Nvidia ein mobiles PCI-Express-Modul (MXM) entwickelt. Damit soll die Assemblierung von Notebooks wesentlich vereinfacht werden. Während Nvidia von einem neuen Standard spricht, äußert sich Konkurrent ATI zurückhaltend.
Waren früher Notebooks eher portable Schreibmaschinen, sind die handlichen Rechner heute zu mobilen Multimedia-Maschinen mutiert. Dementsprechend wird bei Kunden der Ruf nach ähnlicher Grafik-Performance wie bei Desktop-Computern laut. Führende Grafik-Chip-Hersteller haben den Trend erkannt und bieten GPUs an, die in Kühlung und Leistungsaufnahme optimiert sind. Allerdings ist die Zeit von der Produktentwicklung bis zur Markteinführung sehr lang. »Bis unsere Chips in die Notebooks integriert sind, können bis zu neun Monate vergehen«, weiß Rob Csongor, General Manager Mobile and Embedded Business bei Nvidia. Der Grafik-Spezialist hat daher mit führenden Notebook-ODMs (Original Design Manufacturer) einen gemeinsamen Standard entwickelt, der ähnlich wie bei Desktop-PCs einen einfachen Einbau oder Austausch der Grafik-Module ermöglicht.
Mainboard Layouts für Notebooks müssen bislang aufwändig an die jeweiligen Grafik-Chips angepasst werden. Bei künftigen Generationen reicht ein MXM-Port. MXM steht für Mobile PCI Express Module. Die Module gibt es in drei Baugrößen (siehe Tabelle in der Printausgbe). Der Connector ist bei allen drei Baugrößen gleich. Mit 230 Pins überträgt er sowohl die gesamten PCI-Express-Signale als auch die Display-Signale wie VGA oder DVI.
Nvidia erwartet, dass sich MXM als Standard für Notebook-GPUs etabliert. »Wir haben dieses System als offenen Standard zusammen mit Notebook-Assemblierern und -Mainboard-Designern entwickelt«, erklärt Csongor. »Hätten wir auf eine reine Nvidia-Lösung gesetzt, wäre der Erfolg fraglich.« Csongor sieht die MXM-Lösung als primäre Plattform für künftige mobile GPU-Generationen und ist sich sicher, dass sie sich aufgrund der positiven Resonanz bei ODMs letztlich durchsetzen wird.
Konkurrent ATI gibt sich weniger euphorisch. »Hätten die ODMs tatsächlich einen gemeinsamen Standard gewollt, wären sie mit dieser Anfrage auch zu uns gekommen«, meint Simon Raby, Product Manager Notebook Products bei ATI. Er verweist auf die ATI-Errungenschaften vergangener Jahre: »Wir waren die ersten, die ein vergleichbares System aufgesetzt haben«, betont Raby. »Mit der Pin-kompatiblen Flexfit-Technologie können wir verschiedene GPUs in das gleiche Mainboard-Design integrieren.« ATI habe daher noch keine Pläne, sich dem MXM-Standard anzuschließen. Eine Hintertür lässt sich der Hersteller jedoch offen: »Wir warten erst einmal ab«, erklärt der ATI-Manager. »Wenn seitens der ODMs Nachfrage besteht, werden wir reagieren.«
Derweil haben einige ODMs wie Asustek, Aopen, Mitac und Tatung schon angekündigt, MXM integrieren zu wollen. »Je mehr Menschen das Notebook als primären PC verwenden, desto wichtiger wird die Möglichkeit, das System aufzurüsten. Damit können sich Notebook-Hersteller differenzieren«, glaubt Bernie Tsai, CEO von Aopen. »Wenn Kunden über Aufrüstung nachdenken, wird Grafik eine wichtige Rolle spielen. Wir werden daher MXM als offenes Grafik-Interface fördern.«
Setzt sich MXM durch, hätte das besonders für kleinere Assemblierer große Vorteile. Sie könnten schneller auf Angebot und Nachfrage reagieren, da sie kurzfristig GPUs verschiedener Hersteller in ein Notebook-Design integrieren können. Damit verkürzt sich der Zeitvorsprung, den große Hersteller wie Dell oder HP bisher haben. Auch die Notebook-Assemblierer unter den Fachhändlern haben Vorteile, denn sie können flexibel auf die Grafikwünsche der Kunden eingehen und sich so von der Stangenware der Großen differenzieren.
Nvidia bietet zunächst Module aus eigener Produktion an. »Wie bei Grafikkarten für Desktop-PCs werden in Zukunft unsere Boardhersteller eigene Produkte und Lösungen entwickeln«, erwartet Jens Neuschäfer, Product PR Manager bei Nvidia.
Erste MXM-Designs werden Anfang Juni auf der Computex in Taiwan vorgestellt. Erste Produkte sollen dann bis Ende des Jahres auf dem Markt sein.
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