My-Extra und ENO Telecom: TK-Distributoren bauen Kooperationssysteme auf. Um sich gegen die Marketingaktionen von Retailern und Netzbetreiber-Shops zu behaupten, experimentieren die Distributoren My-Extra und ENO Telecom mit Kooperationskonzepten, ähnlich denen von Verbundgruppen oder Franchisesystemen.
Mit einer neu gegründeten Werbekooperation will die Distributionsschiene der Brodos AG, My-Extra, ein einheitliches Markenimage aufbauen und für die Handelspartner gemeinsame Werbeaktionen durchführen. Rund 40 Partner sind in der Testphase bereits dabei. Als Kooperationspartner sind Händler willkommen, die sich auf Mobilfunk spezialisiert haben und mehr als 70 Prozent der Umsätze mit Mobilfunk oder TK-Produkten generieren. Notwendig sind außerdem ein Ladenlokal in 1A- bis 2A-Lage mit Schaufenster und mehr als 40 qm Verkaufsfläche, mehr als zwei feste Vollzeit-Mitarbeiter und ein Einbau- und Reparaturservice. Der Werbepartner sollte zudem unabhängig von anderen Agentur- oder Franchise-Konzepten sein. Damit seine Händler mit den Prospektaktionen von Flächenmärkten mithalten können, erstellt der Distributor monatlich Flyer mit den aktuellen Angeboten, in denen auch die Shops und Adressen der Kooperationsmitglieder aufgelistet werden. Der Flyer ist kostenlos, wenn der Partner die Verteilung selbst übernimmt. Gegen Gebühr verteilt der Distributor auch die Prospekte. Alle beworbenen Produkte können die Händler als Kommissionsware bekommen. Die Aktion umfasst außerdem noch ein Zugabeprodukt im My-Extra-Design, das der Händler für Produktbundles nutzen kann.
Um die Partnershops mit einem einheitlichen Markendesign auszustatten, gibt es außerdem eine Vielzahl weiterer POS-Materialien, darunter einen Flatscreen-TV fürs Schaufenster, auf dem per DVD-Player Werbespots abgespielt werden. Dekoprodukte im My-Extra-Design für Vitrinen und Schaufenster bis zur orangefarbenen Logo-Fußmatte und farblich abgestimmte Mitarbeiter-Kleidung runden das Angebot ab.
Außerdem wird jeder My-Extra Shop auf der Internetseite www. my-extra-shops.de dargestellt, und per Link auf die Internetseite des My-Extra-shops verbunden. Mit Hilfe der einheitlichen Hotline 01805 578822 werden alle Kundenanrufe von einer zentralen Hotline bedient und umgehend an den My-Extra Shop weitergeleitet.
Für My-Extra Shops gibt es außerdem das My-Extra Multimediaterminal zu Sonderkonditionen. Das auf der Cebit vorgestellte Terminal soll die Händler für die Vermarktung digitaler Dienste fit machen. Händler können das Möbelstück im Corporate Design plus dazugehörigen PC zum Gesamtpreis von 1.600 Euro kaufen. Mit dem Computer bekommen die Reseller nicht nur Zugang zum Online Shop des Grossisten, sondern können auch ihren Kunden das komplette My-Extra Produktportfolio inklusive der selbst eingepflegten Endkundenpreise demonstrieren.
Seit 1999 sind der Distributionskanal und der Bereich Softwareentwicklung unter dem Dach der Brodos AG zusammengefasst. Der Hauptumsatzbringer ist laut Geschäftsführer Dominik Brokelmann immer noch die Distributionsschiene, die seit dem Jahr 2000 unter dem Handelsnamen My-Extra firmiert und rund 500 enge Partner bedient. Auch das Portfolio ist inzwischen über reine Mobilfunkprodukte hinausgewachsen. My-Extra sei heute schon ein Vollsortimenter, erklärt Brokelmann. Neben TK-Produkten umfasst das Sortiment auch Peripheriegeräte wie Drucker und seit kurzem auch Digitalkameras. Brokelmann will das Portfolio außerdem um weitere Konvergenzprodukte ergänzen.
Einen Schritt weiter geht der Distributor ENO Telecom, der neuerdings ebenfalls ein Kooperationsmodell aufbaut. Den Anstoß dazu gaben Fachhändler der ehemaligen Bluetel-Gruppe, die im vergangenen Jahr ins Trudeln geraten war. Einige Shopbetreiber aus dem Berliner Raum hatten sich auf der Suche nach neuen Lieferanten an den Distributor gewandt. »Wir wollten nicht gleich die Läden übernehmen und die Inhaber als Geschäftsführer einstellen«, erklärt der damalige ENO-Vertriebsleiter Ansgar Overhageböck. So sei die Idee entstanden, für ausgewählte Shops eine Art Verbundgruppe oder ein Franchisesystem aufzubauen.
Heute sucht Overhageböck als Projektleiter für das neue Konzept bundesweit nach Fachgeschäften, die sich für ein »ENO Telecom Business & Consumer Center« eignen. Die Vorgaben sind ähnlich wie bei My-Extra: 1A- bis 1B-Lagen, »kaufmännisches Grundverständnis« und Umsatzvorgaben.
15 unterschriebene Verträge hat Overhageböck bereits. Neun Shops sind schon im neuen ENO-Design umgebaut, darunter ein großer Flagship Store am Berliner Kurfürstendamm. 30 bis 50 Läden sollen in diesem Jahr bundesweit dazukommen. In der Endausbaustufe sind über 200 Läden bis 2010 geplant.
Die Geschäfte werden umgebrandet und mit einer einheitlichen POS-Ausstattung versehen. »Aus Radio Müller wird ein ENO Telecom Business & Consumer Center«, erklärt Overhageböck. Die Partner sind selbstständige Fachhändler, die einen Kooperationsvertrag unterschreiben. Im Prinzip funktioniert das Ganze aber wie ein Franchisesystem. Der Vertrag hat eine Laufzeit von einem Jahr und kann danach jeweils zum Quartal gekündigt werden. Gegen eine monatliche Gebühr im dreistelligen Bereich bekommen sie von ENO die POS-Ausstattung, Schulungen und jeden Monat POS-Aktionen, etwa spezielle Hardware Bundles. Die monatlichen Sonderaktionen bewirbt ENO auf speziellen Flyern oder in Anzeigen, auf denn die Partner gelistet sind.
Wie Konkurrent My-Extra will auch die ENO-Gruppe mit den Shops im Firmendesign ein einheitliches Markenimage aufbauen. Von einer bundesweiten Shopkette verspricht sich der Distributor aber auch kalkulierbare Absatzzahlen und eine stärkere Verhandlungsbasis gegenüber Herstellern und Netzbetreibern. Ähnlich wie bei Tschibo, wolle man über die Flächen nicht nur Mobilfunk- und verwandte UE-Produkte wie Digicams und MP3-Player, sondern auch Produkte außerhalb des GSM-Segments verkaufen, so Overhageböck. So könnten die Shops beispielsweise an Weihnachten auch Dekoartikel und im Frühjahr Ostereier anbieten.
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My-Extra
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