Myfactory meldet Insolvenz an
Die Myfactory Software GmbH steht vor dem Aus: Gerüchte über finanzielle Schwierigkeiten gab es seit längerem, nun hat der Jülicher ERP-Hersteller Insolvenz beantragt. Wie jetzt bekannt wurde, hatte das Unternehmen bereits im Juni alle Geschäftsbeziehungen an die Schwestergesellschaft Myfactory International übertragen. Partner äußern sich angesichts dieses Schritts zuversichtlich.
Gerüchte gab es schon länger, jetzt ist es offiziell: Die Myfactory Software GmbH hat Mitte November Insolvenz beantragt. Still und leise hatte der ERP-Hersteller aus Jülich bereits im vergangenen Juli das operative Geschäft an seine Schwestergesellschaft Myfactory International GmbH übergeben. Diese war ursprünglich von der Myfactory Holding gegründet worden, um die internationale Expansion voranzutreiben. Nachdem sich aber die von Frank Türling geführte Software GmbH nicht von ihren Liquiditätsproblemen befreien konnte, laufen die Geschäfte nun über die Frankfurter Schwester. Dass die auch die Partnerbetreuung übernommen hat, stößt bei den Resellern eher auf Zustimmung: »Die Partnerbetreuung hat sich in den letzten Monaten wieder verbessert«, sagt Richard Schneider, Geschäftsführer beim Münchner IT-Dienstleister Mediagear. Schneider hält dem Unternehmen zugute, dass es definitiv versucht habe, den »Schalter noch umzulegen«.
Tatsächlich hatte sich der Hersteller im Laufe des Jahres immer mehr von seiner Anfang 2007 gestarteten On-Demand-Strategie abgewendet und den Partnervertrieb wieder stärker in den Fokus gestellt. So wurden die internen Vertriebsprozesse neu strukturiert, die vor allem für eine schnellere Qualifizierung der Leads sorgen sollten. »Die Energie, mit der sich Myfactory auf sein On-Demand-Geschäft konzentriert hat, fehlte in der Partnerbetreuung«, bekräftigt Schneider. Und die war für den Erfolg von Myfactory offenbar doch mehr vonnöten als es die Geschäftsführung in den letzten zwei Jahren annahm. Anfang November verließ dann auch noch Thomas Hoffmann, Leiter des Partnermanagements, die Jülicher und wechselte zum Konkurrenten SoftM Semiramis.
Ebenfalls Anfang November konnte das Unternehmen aber auch die ersten Erfolge seiner Umstrukturierungsmaßnahmen verkünden: 41 Prozent Wachstum beim Lizenzumsatz in den ersten drei Quartalen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Otto Stibenz, Geschäftsführer der Freiburger CMCS Computer Partner GmbH, äußert sich ebenfalls positiv: »Uns ist es vor allem wichtig, dass wir durch die Übernahme durch die Myfactory International GmbH unsere Kundenbeziehungen weiterführen können«. Bisher könne er keine negativen Auswirkungen auf das Geschäft feststellen.
Die vorausschauende Übergabe des laufenden Betriebs an die Schwestergesellschaft mag für Partner und Kunden zunächst ein Glücksfall sein, hinterlässt aber dennoch einen schalen Beigeschmack. Denn für die Gläubiger der insolventen Gesellschaft könnte die Zukunft weniger rosig aussehen. »Mit dem Kaufpreis für die Betriebs- und Geschäftsausstattung müssen nun die offenen Forderungen befriedigt werden «, sagt der vorläufige Insolvenzverwalter Eike Happe. Noch könne er allerdings keine Aussagen darüber treffen, inwieweit dies erfolgreich umgesetzt werden könne.