Netgear steigt in den Markt ein: Neuer Schwung für Powerline

18. März 2004, 0:00 Uhr |

Netgear steigt in den Markt ein: Neuer Schwung für Powerline. Bisher war der Aachener Anbieter Devolo mit seinen blauen Home-Plug-Adaptern der ungekrönte König des deutschen Marktes für Inhouse-Powerline. Das Wachstum des Segments hat inzwischen jedoch auch bei andern Anbietern Begehrlichkeiten geweckt. Prominentester und letzter Neuzugang im Club der Devolo-Wettbewerber ist Netgear.

Netgear steigt in den Markt ein: Neuer Schwung für Powerline

Co-Autor: Folker Lueck
Der Markt für Adapter zur Datenübertragung über die Stromleitung, nach dem Industriestandard auch Home-Plug-Technologie genannt, führte in Deutschland bisher ein Schattendasein. Corinex, ein Unternehmen, das sich trotz der bereits im Namen steckenden Ausrichtung der Home-Plug-Technologie auf die Versorgung von Unternehmen spezialisieren will und Firmen, die das Powerline-Geschäft eher am Rande mitnahmen, wie Allnet und Kraftcom, sorgten zeitweise für Aufmerksamkeit. Wirklich ins Rampenlicht trat die Technologie in den vergangenen Monaten aber nicht. Stars des kleinen Zirkels von Anbietern waren bislang Deneg und Devolo. Dabei hat sich das Segment mittlerweile klammheimlich zu einer interessanten Größe entwickelt: Branchenkenner schätzen, dass monatlich zwischen 5.000 und 20.000 der Adapter über deutsche Ladentische gehen.

Deswegen schauen sich auch die in anderen Weltteilen etablierten Home-Plug-Anbieter den deutschen Markt mittlerweile genauer an. So adaptiert etwa Netgear seine Home-Plug-Produkte für den amerikanischen Markt nun auch an die deutschen Bedürfnisse. »In den USA ist Netgear schon von Anfang an mit Powerline-Produkten dabei«, erklärt Marco Peters, Managing Director Central & Eastern Europe. In Deutschland habe man zunächst abgewartet, wie sich das Segment entwickelt. »Aufgrund der Nachfrage unserer Kunden und Partner sehe ich nun den richtigen Zeitpunkt für einen Einstieg gekommen«, bläst Peters zum Sturm auf die Marktanteile von Devolo & Co. Ein erstes Produkt ist der zur Cebit präsentierte Adapter XE102, der zu Ethernet- beziehungsweise Fast-Ethernet-Produkten kompatibel ist und Daten mit 56-Bit verschlüsselt. Weitere Home-Plug-Produkte sollen dann folgen und das Wireless-Portfolio des Anbieters ergänzen.

Da es nur noch einen wirklich relevanten Anbieter für Powerline-Chipsätze gibt, haben die Marktteilnehmer wenig Möglichkeiten, sich voneinander zu differenzieren. Netgear versucht es über den Preis: »Wir wollen die Technik für den Massenmarkt attraktiv machen, daher müssen wir einen interessanten Preispunkt treffen«, verteidigt Peters die Eröffnung des Preiskampfes. Da die Adapter in den Augen der Verbraucher ähnliche Funktionen erfüllen wie preiswerte WLAN-Karten, müssten sie auch in etwa zum selben Preis zu haben sein, meint Peters weiter. Netgears Home-Plug-Adapter sollen daher mit einem UVP von 55 Euro an den Start gehen.

Der Aachener Anbieter Devolo AG reagiert auf den Markteinstieg von Netgear und erweitert sein bereits recht umfangreiches Portfolio um eine Vernetzungsmöglichkeit für HiFi-Equipment. Der nächste Schritt wird voraussichtlich die Markteinführung einer Lösung von Video/DVD sein. Dass der bisherige deutsche Marktführer auf Netgears Niedrigpreise schon bald mit einer Preissenkung seinerseits reagiert, liegt auf der Hand.

Anders als die meisten Konkurrenten, für die das Angebot von Home-Plug-Produkten nur ein Zusatzgeschäft ist, wollen die Aachener durch eigene Entwicklungen und das größte Angebot am Markt ihre momentane Spitzenposition sichern und ausbauen. Selbst wenn sich die 2002 gegründete Devolo als Premium-Anbieter in diesem Segment weiter festigt, dürfte dieser Geschäftszweig angesichts der zunehmenden Billig-Konkurrenz künftig nicht mehr ganz so viel Freude bereiten.

Deneg setzt auf WLAN

Die Hannoveraner Deneg GmbH versucht ebenfalls, sich über die Kombination mit anderen Technologien oder Einsatzszenarien vom Wettbewerb abzusetzen. Der Adapter der Norddeutschen setzt Daten aus der Stromleitung auf den Standard 802.11b um und umgekehrt. Profitieren sollen davon nach Ansicht des Herstellers vor allem Privatpersonen, die durch Betondecken- oder -wände bisher oft ärgerliche Probleme mit ihren WLAN-Installationen hatten. Für zufriedenes Surfen oder den ungestörten Datenaustausch müssen die Kunden aber noch recht tief in die Tasche greifen: Rund 160 Euro kostet der »Easyhome Net WLAN«-Adapter im Deneg-Online-Shop. Setzt Netgear seine Pläne um und bietet zusätzlich zu den zur Cebit präsentierten Ethernet- und Fast-Ethernet-Home-Plug-Adaptern entsprechende WLAN-Produkte an, dürfte dieser Preis nicht mehr lange zu halten sein.

Neues auch von Corinex

Corinex präsentiert zur Cebit ebenfalls neue Produkte. Der »Wireless zu Powerline Access Point« unterstützt den Standard 802.11g und ist mit seinem Design auch rein äußerlich für den Privatkundenmarkt geeignet. Ein »Ethernet zu Home Plug Powerline«-Adapter als Desktop-Gerät wird mit einem flachen Europastecker an das Stromnetz angeschlossen. Er belegt dadurch nicht wie andere Adapter zwei Steckplätze in der Mehrfachsteckdosenleiste. Fraglich ist, ob das ein entscheidender Vorteil ist oder mehr als Marketingargument dient: Viele Home-Plug-Anwender haben nämlich die Erfahrung gemacht, dass es nicht unbedingt ratsam ist, Home-Plug-Adapter an Mehrfachsteckdosen zu betreiben: Dadurch sind zumindest Schwankungen in der Übertragungsqualität zu befürchten.

Aber auch um Wall-Mount-Adapter wird das Corinex-Angebot ergänzt: eine USB-Variante ist neu im Programm. Vertrieben werden die Corinex-Produkte in Deutschland derzeit über die Münchner Atlantik Systeme und die Firma Kraftcom.

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INFO

Corinex Germany Office
www.corinex.com

Deneg GmbH
www.deneg.de

Devolo AG
www.devolo.de

Netgear Deutschland GmbH
www.netgear.de


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