Neue Technik für den Handel: »RFID-Fehlerquote noch zu hoch«. Radio Frequency Identification (RFID) wird hoch gehandelt. Frank Hemforth, Technology Business Consulting Europe, Manugistics, erklärt, warum die Technologie noch einige Zeit braucht.
RFID wird derzeit als Quantensprung des Supply Chain Managements (SCM) gefeiert. Dabei ist vieles noch Vision, praktische Erfahrungen gibt es kaum.
Bisher ist RFID über einige Pilotprojekte noch nicht hinaus gekommen, aber das ist bei neuen Technologien auch nicht anders möglich. Es stimmt jedoch, dass viele bei der Einschätzung von RFID zu optimistisch sind ? vor allem in Bezug auf die Schnelligkeit der Marktdurchdringung.
Die Kombination aus beidem: Auf der einen Seite sind die Kosten mit 30 Cent bis zu einem Dollar pro Chip recht hoch und auf der anderen Seite muss die Technologie noch besser werden. Probleme kann es heute noch mit Störsignalen geben, etwa bei Produkten aus Metall. Außerdem erfolgt die Übermittlung nicht schnell genug, und die Zuverlässigkeit der Daten ist mit einer Fehlerquote von etwa zwei Prozent noch zu hoch.
Zumindest in Bezug auf die Chip-Preise rechnen die Handelsunternehmen mit einem rapiden Preisverfall.
Das ist ein ständiger Streit zwischen den potenziellen Abnehmern und den reinen Technologieanbietern: Während Wal Mart einen Preis von rund fünf Cent in zwei bis drei Jahren erwartet, behaupten die Hersteller natürlich, das sei illusorisch. Fest steht aber, dass die Preise bei steigenden Volumina sinken werden ? wie tief, weiß heute noch niemand. Beobachter rechnen aber schon allein aus Kostengründen nicht damit, dass RFID den klassischen Barcode vollständig ersetzen wird.
Ein weiterer Hemmschuh: A.T. Kearney erwartet, dass Handelskonzerne für die RFID-Implementierung gut und gerne 400.000 Dollar pro Distributionslager plus 100.000 Dollar pro Ladengeschäft sowie 35 bis 40 Millionen Dollar für die Systemintegration investieren müssen.
Das klingt enorm, allerdings steht diesen Zahlen ein erheblicher Nutzen gegenüber. Auch wenn es noch Verbesserungspotenzial gibt, sind die Geschwindigkeit und die Zuverlässigkeit der Daten der größte Vorteil der Technologie. Selbst kleinere Zulieferer sehen deutliche Verbesserungen beim Inventar- und Warehouse Management, bei Transport und Logistik sowie bei unternehmensübergreifender Planung. Woolworth hat zum Beispiel errechnet, dass eine um ein Prozent verbesserte Produktverfügbarkeit ein Viertel mehr Umsatz bringt. Auf Wal Mart angewandt, würde das rund sechs Milliarden mehr Umsatz bedeuten.
Was derartige Modellrechnungen wert sind, muss sich erst noch herausstellen. Festzustehen scheint, dass viele Unternehmen noch nicht ausreichend auf RFID vorbereitet sind. Wie soll zum Beispiel die Datenflut, die verglichen mit dem Barcode wesentlich höher ist, verarbeitet werden?
Wichtig ist vor allem eins: Die Technik um der Technik Willen bringt nichts. Die Daten und Informationen müssen Werte generieren. Man muss vorher genau wissen, was man erreichen und welche nachgelagerten Prozesse man mit den Informationen »füttern« will. Nach der Empfehlung des Analysten »Yankee Group« bietet die RFID-Technologie den Ansatzpunkt, das gesamte Supply-Chain-Konzept zu überdenken. Nur mit entsprechend skalierbaren Lösungen wird es gelingen, aus der Investition in RFID einen eigenen Wettbewerbsvorteil zu gewinnen. In Bezug auf die Datenflut fühlt sich die Manugistics GmbH gut gerüstet. Ihr Kunde Woolworth in England beplant über ihre Lösungen rund 26 Millionen Planungseinheiten ? andere Systeme hätten damit sicherlich Probleme.
Unternehmensübergreifende Zusammenarbeit ist aber nicht nur eine Frage der Technik. Die Mitarbeiter müssen auch bereit sein, ihre Arbeitsweise zu ändern und ggf. sogar andere Tätigkeiten auszuüben.
Natürlich ist mit der Einführung einer RFID-Lösung auch eine Anpassung und Optimierung der Abläufe verbunden. Das ist ein Entwicklungs- und Erziehungsprozess für alle beteiligten Abteilungen. Manugistics ist es als SCM-Anbieter aber gewohnt, Change Management in den Unternehmen zu fördern.
»Unbedingt«, meint Frank Hemforth. »Im ersten Schritt reicht es etwa für die Planung der Lieferkette vollkommen aus, auf Paletten- oder Containerebene RFID einzuführen. Das werden wir in den nächsten zwei Jahren auch verstärkt erleben. Wir sind aber noch weit davon entfernt, jeden Joghurtbecher mit einem Chip zu versehen. Doch auch das wird unweigerlich kommen ? auch wenn hier vermutlich erst am Ende des Jahrzehnts eine nennenswerte Marktdurchdringung erreicht werden wird.«
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