Da die Lebensdauer von Gebäuden wesentlich höher ist als die von Haustechnik, stellt sich die Frage nach smarter Haustechnik und vernetzter Gebäudeautomation nicht nur im Neubau, sondern auch im Bestand. Doch lassen sich Bestandsgebäude in diesem Punkt ohne weiteres nachrüsten? „Grundsätzlich kann aus einem VW Käfer durch Building IoT kein Porsche werden, wenn nicht auch in die Sanierung der Gebäudeinfrastruktur investiert wird“, so Tillmanns. „Allerdings können die im Gebäude vorhandenen Informationen besser genutzt werden, indem man die klassischen funktionsorientierten Gebäude-Controller zurückbaut und durch moderne Building IoT-Controller ersetzt.“ So können laut Tillmanns mehr Daten nutzbar gemacht werden, auch eine verbesserte Energieeffizienz lasse sich durch eine Betriebsoptimierung erreichen. Möglicherweise ließen sich auch Wartungsprozesse deutlich optimieren. Auf diese Weise könnten Betriebskosten gesenkt werden – und das wiederum rechtfertige die Investition, die technische Gebäudeausstattung zu modernisieren.
Doch auch nicht jeder gewerblich genutzte Neubau ist zwangsläufig als Smart Building konzipiert. Bei den hemmenden Aspekten geht Bernhard Tillmanns ins Grundsätzliche: So sei es in der Baubranche nicht üblich, bei Planungsbeginn „ein Gebäudesystem-Design festzulegen, aus dem man die Gewerke-spezifischen Planungsanforderungen ableiten kann.“ Zudem sei die „Beratungsleistung eines Integrationsmanagers, der die Planer gemäß den Planungsvorgaben koordiniert, in den klassischen Gebührenordnungen (HOAI) gar nicht definiert“, so Tillmanns. Die Branchenteilnehmer müssen sich mitunter selbst noch an die neue Zeit anpassen. Studienautorin Erbstößer rät folglich, „dass Hersteller von Gebäudetechnik sich dem digitalen Wandel stellen müssen, um nicht den Anschluss zu verlieren oder von neuen Playern auf dem Markt verdrängt zu werden.“
Herausforderungen macht Erbstößer in ihrem Report auch an anderer Stelle aus: So sei eine Interoperabilität der Komponenten und Systeme oft nicht gegeben. „Die eine große Lösung, bei der alles reibungslos und einfach mit ‚plug-and-play‘ läuft, gibt es nicht. Bei genauerer Betrachtung sind auch vermeintlich offene und übergreifende Managementsysteme nicht wirklich herstelleroffen“, so der Report.
Das Thema mit verschiedenen technischen Kommunikationsprotokollen sieht auch Bernhard Tillmanns: Gefühlt habe in den letzten Jahren „jedes Gewerk sein eigenes Kommunikationsprotokoll als Standard definiert“. Das Ergebnis: Es werden „sehr viele Feldbuskoppler oder Gateways eingesetzt, die zum einen nicht für dynamische Prozesse sprechen, da jedes Gateway ein Medienbruch darstellt“, so Tillmanns. Dazu komme, „dass kommunikative Feldgeräte ihre Daten nur sehr begrenzt bis auf eine Prozess- oder Managementebene bringen, da dies mit den konventionellen Mitteln der Gebäudetechnik zu aufwendig ist in der Erstellung und bei Veränderungen im Betrieb.“
Gerade im Bestand mag zudem das liebe Geld eine Rolle spielen, warum eine energetische Sanierung nicht angegangen wird. Auch die Dena sieht die Problematik, dass KMU meist keine Ressourcen frei haben, um sich mit Themen jenseits des eigentlichen Kerngeschäfts zu befassen. Das Abrufen von Fördermitteln für Einzelmaßnahmen im Bestand werde da oft als zu aufwendig bewertet – und in der Konsequenz nicht gemacht. Dabei wird die energetische Sanierung von gewerblich genutzten Nichtwohngebäuden als bundesweite Maßnahme gefördert. Förderungswürdig sind unter anderem der Einbau oder Optimierung der Mess-, Steuer- und Regelungstechnik sowie der Gebäudeautomation. Beim Thema Smart Building dürfte somit noch einiges an Potenzial zu heben sein.