Ein Hindernis für die Verwendung von OSS stellen die Migrationskosten dar. In vielen Szenarien ist der ROI für OSS-Produkte ein großer Pluspunkt für die Verwendung, doch stehen nicht selten die Migrationskosten für die Einführung und die rechtlich bindenden Commitments gegenüber kommerziellen Softwareanbietern einer Einführung im Weg. Dies ist auch ein wesentlicher Grund dafür, dass das Wachstum von OSS in etablierten Märkten (Betriebssysteme) langsamer voranschreitet als in Wachstumsmärkten (Web-Infrastruktur, mobile und eingebettete Geräte). Der Erfolg von OSS wird stark von Software-Patenten beeinflusst, da rechtliche Rahmenbedingungen berücksichtigt werden müssen. OSS beruht auf frei verfügbaren Spezifikationen und Standards. Viele OSS-Produkte nutzen etablierte Technologien. Als Beispiel kann Linux gelten, das als Unix-Klon auf offenen POSIX-Standards basiert. Auf der anderen Seite schützen Software-Patente das intellektuelle Eigentum ihres Urhebers und bilden eine rechtliche Barriere für die Weiterentwicklung von OSS. Das Open-Source-Modell kann in Märkten existieren, die von Software-Patenten dominiert werden, aber es kann sein Potenzial dann nur bedingt ausspielen. Aus der Kostenperspektive ist offensichtlich, dass durch OSS keine oder nur geringe Akquisitionskosten entstehen. Aufwändige Lizenzverhandlungen und Vereinbarungen entfallen. Es ist jedoch zu bedenken, dass bei der Aushandlung von Supportverträgen und beim Support selbst die Kostenvorteile sehr oft wieder aufgebraucht werden. In diese Richtung steuern zum Teil auch die Software-Hersteller, indem sie den Support nicht extra berechnen. Damit kann in einer Gesamtkostenbetrachtung das Open-Source-Modell unter Umständen ausgehebelt werden. Außerdem gibt es Stolpersteine, die durch die Vielfalt an verschiedenen Versionen den Aufwand für die Administration erhöhen. Vage Support-Verträge in vielen OSS-Produkten führen auf der Betriebsseite zu wenig Akzeptanz. Unternehmen, deren Geschäftsprozesse stark IT-lastig sind, müssen auf einen »Standard« setzen können, der sich ohne nennenswerte Aufwandserhöhung in der Produktion betreiben lässt und der den Performanceaspekt berücksichtigt. Dieser Produktivitätsaspekt muss bei einer OSS-Einführung bedacht werden. Das Interesse an quelloffener Software wird in erster Linie durch ihre Flexibilität (Anpassbarkeit) und die geringen Kosten (Akquisitionskosten) geweckt. Sicherheit und Qualität von OSS spielen bei der Anschaffungsentscheidung meist nur sekundär eine Rolle. Flexibilität kann unter mehreren Blickwinkeln betrachtet werden. Zum einen zeigt sie sich darin, dass sich OSS an die spezifischen fachlichen Anforderungen anpassen lässt, und zum anderen darin, dass sie plattformneutral und herstellerunabhängig ist. Die Prüfung der Kosten darf nicht bei der Akquisition aufhören, sondern muss den gesamten Lebenszyklus betrachten.