Der Software-Hersteller Open-Xchange rechnet für dieses Jahr mit einem Wachstum um 50 Prozent. Gerade in der Krise beobachtet das Unternehmen eine steigende Nachfrage nach Open Source-Lösungen.
In der Krise nimmt die wirtschaftliche Entwicklung vieler IT-Unternehmen nur eine Richtung: abwärts! Von diesem Trend konnte sich Open-Xchange nicht nur leicht abkoppeln. Vielmehr wird der Anbieter von Mail- und Collaboration-Lösungen in diesem Jahr um rund 50 Prozent wachsen, wie der CEO Rafael Laguna de la Vera im Gespräch mit Computer Reseller News mitteilt. »Viele Anwender geben gerade ihre Zurückhaltung auf, sich mit Open Source-Alternativen zu Microsoft Exchange oder IBM Lotus Notes zu befassen«, berichtet der Open-Xchange-Chef. »So banal es klingt: Die Krise hilft uns.«
Dass sich für Open Source-Unternehmen derzeit Türen öffnen, die ihnen bislang verschlossen waren, berichten auch andere Anbieter wie Sugar CRM oder Alfresco. Bei Open-Xchange profitieren von diesem Trend automatisch auch die Partner. Denn der Nürnberger Collaboration-Spezialist vertreibt ausschließlich indirekt. Weltweit kommt Open-Xchange inzwischen auf einige hundert Partner. Mit etwa hundert macht der Anbieter regelmäßig Geschäft, etwa 20 zählen zu den Top-Partnern. In Deutschland sind das die Systemhäuser Dass IT, Econtec, Pro-Ite, Siegnetz, SoIT und Sourcegarden.
Jetzt lädt der Software-Anbieter seine Partner am 8. Oktober erstmals zu einem »Summit« nach Köln ein (siehe Termine, Seite 31). Mit etwa 140 Teilnehmern rechnet man bei Open-Xchange. Neben Resellern werden in der Domstadt auch Technologiepartner wie Parallels, Rack-Soft, SEP, Univention und Pyramid vertreten sein. Gemeinsam mit dem Freiburger Hersteller Pyramid bietet Open-Xchange demnächst eine Hardware-Appliance an, auf der die Collaboration-Lösung der Nürnberger bereits fix und fertig installiert ist. »Mit dieser Kooperation erschließen wir ein ganz neues Reseller-Segment«, ist CEO Laguna überzeugt. Vor allem Fachhändler, die Erfahrung im Vertrieb von Security oder Storage-Appliances haben, möchte der Unternehmer gewinnen.
Zum Erfolg von Open-Xchange trägt aber nicht nur der Reseller-Channel bei. Im Frühjahr 2007 betrat der Anbieter erstmals ein neues Geschäftsfeld: Damals ging der Hosting-Provider 1&1 mit der Lösung Mail-Xchange an den Start. Das Collaboration-Angebot für kleine Unternehmen basiert auf dem Open-Xchange Server. Mittlerweile nutzen auch die privaten 1&1-Kunden die Mail-Technologie von Open-Xchange. Im Zuge der Zusammenarbeit mit dem Web-Hoster hatte das Nürnberger Unternehmen bereits Anfang 2006 damit begonnen, sein Kernprodukt von Grund auf neu zu entwickeln und Hosting-fähig zu machen.
Ein riskantes Projekt. Doch dem Unternehmen gelang es, neben 1&1 auch Hosting-Anbieter in den USA, Frankreich, der Schweiz und Japan als Partner zu gewinnen. In diesem Monat geht in Deutschland der Provider Versatel mit einem gemeinsamen Angebot live, so dass für Open-Xchange noch einmal 1,5 Millionen Nutzer hinzukommen. Dadurch summiert sich die Zahl insgesamt auf 11,5 Millionen. Laguna rechnet damit, bis Ende 2009 auf 15 Millionen Nutzer zu kommen, was für das gesamte Jahr nahezu eine Verdoppelung bedeutet. In der Pipeline befinden sich derzeit laut dem CEO mehrere internationale Vertriebsprojekte, an denen insgesamt ein Volumen von zehn Millionen Nutzern hängt.
Das Hosting-Geschäft und den klassischen Reseller-Channel sieht Laguna nicht als konkurrierende Geschäftsmodelle an. Vielmehr möchte der Unternehmenschef auch seine Vertriebspartner dazu motivieren, ihren Kunden die Open-Xchange-Lösung als gehostete Services anzubieten. Gegenüber großen Providern seien die Systemhauspartner weitaus flexibler, wenn es sich darum handelt, Service Levels mit Geschäftskunden individuell zu vereinbaren, erläutert Laguna. »Dazu wären große Hosting-Unternehmen wie 1&1 oder Versatel im Massengeschäft gar nicht in der Lage.«
Tatsächlich setzen einige Partner wie etwa Econtec aus Nürnberg oder Siegnetz aus Siegen bereits auf das Hosting-Modell. Im Prinzip müssen die Fachhändler dafür nicht einmal ein eigenes Rechenzentrum unterhalten. So arbeitet Open-Xchange seit kurzem mit Mesh Solutions, einem Anbieter von Rechenzentrums- und Internet-Services, zusammen. Das Düsseldorfer Unternehmen hostet die Collaboration-Lösung als so genannten White Label-Service, den Reseller der Nürnberger unter eigener Marke vertreiben können.