Philips verteidigt sein Territorium. Zwischen den klassischen UE-Anbietern und den PC-Herstellern hat der Kampf um das Wohnzimmer begonnen. Philips will den Newcomern mit einer breiten Palette an Geräten zur Heimvernetzung und niedrigen Vertriebskosten Paroli bieten. Philips-Geschäftsführer Hans-Joachim Kamp gibt sich im Gespräch mit CRN optimistisch, seine Vormachtstellung zu behaupten.
Massiv wie nie zuvor drängen branchenfremde Konzerne in das Geschäft rund um den Fernseher. Diese Offensive, in deren Mittelpunkt die so genannte Konvergenz zwischen IT- und UE-Produkten steht, wird eines der zentralen Themen der diesjährigen Cebit sein. Im ersten Schritt vermarkten IT-Hersteller, wie beispielsweise Dell oder Hewlett-Packard, Flat-TVs ? und sind vom Erfolg mit den neuen Produkten schon überzeugt: »Wir blasen die Jungs aus der Unterhaltungselektronik einfach weg«, tönt beispielsweise Mike George, Marketingleiter von Dell. Microsoft konnte bereits 40 PC-Hersteller für sein »Windows XP Media Center« gewinnen, um die Vorherrschaft des Fernsehers zu brechen.
Die Kampfansage der neuen Konkurrenz sieht Hans-Joachim Kamp, Geschäftsführer der Philips GmbH und Leiter des Bereichs Consumer Electronics, noch gelassen. »Bereits vor acht Jahren wurde diskutiert, ob der PC oder der Fernseher im Mittelpunkt des Hauses steht. Der Fernseher hat sich ganz klar durchgesetzt.« Wie Kamp im Gespräch mit CRN betont, sei Philips in diesem Segment mit einem Anteil von 18 Prozent klarer Marktführer in Deutschland. Sony käme als Nummer zwei nur auf knapp neun Prozent. Dass der PC den Fernseher nicht aus dem Wohnzimmer verdrängen wird, ist für Kamp nahe liegend: »Die durchschnittliche Lebensdauer eines TV-Geräts liegt bei zehn Jahren. Die Frage ist, ob ein Multimedia- PC auch nach fünf Jahren noch State-of-the-Art ist.« Somit steht für Philips nach wie vor der Fernseher im Mittelpunkt der Heimvernetzung. Daten werden über ein so genanntes Home-Theater-System auf den Flat-TV übertragen. Zur Cebit stellt der Konzern mit dem MX-6000i eine erste Lösung vor (siehe Kasten). In den nächsten Wochen und Monaten sollen zehn weitere Produkte zum Thema Heimvernetzung erscheinen. Kamp verspricht sich von der neuen Produktgruppe hohe dreistellige Zuwachsraten und einen signifikanten Anteil am Umsatz des Bereichs Unterhaltungselektronik.
Die neue Konkurrenz aus dem Lager der IT-Hersteller macht Kamp noch aus einem anderen Grund kein Kopfzerbrechen: »Ein IT-Hersteller, der in den CE-Markt vordringt, kann nicht mit niedrigeren Vertriebskosten operieren als Philips.« Die Sparte Unterhaltungselektronik des niederländischen Konzern war im vergangenen Jahr in die Krise geraten und musste ein strenges Sparprogramm über sich ergehen lassen. So müssen die Kosten bis zum Jahr 2005 um 400 Millionen Euro gesenkt werden. Kamp zufolge sind seit dem ersten Januar flache Organisationsstrukturen etabliert worden. »Wir haben unseren Beitrag am Sparkurs voll erreicht«, zieht der Geschäftsführer ein positives Fazit. Dieser Prozess habe allerdings schon vor neun Jahren mit der Schließung der Niederlassungen begonnen. Mit diesem Schritt sei die Konkurrenz noch heute beschäftigt.
Die neuen Produkte zur Heimvernetzung wird Philips sowohl über seinen Business-to-Consumer- als auch über den Business-to-Business-Channel vermarkten. Der B-to-C-Kanal beliefert Retailer und Verbundgruppen wie beispielsweise Media/Saturn. Über den zweiten Absatzkanal beliefert das Unternehmen IT- und TK-Reseller über Distributoren wie beispielsweise Ingram Micro.
Unter die PC-Hersteller wird Philips allerdings nicht gehen, um mit den IT-Anbietern in ihrem angestammten Geschäftsfeld zu konkurrieren: »Wir konzentrieren uns in diesem Bereich nach wie vor auf PC-Peripherie«, versichert Kamp.
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MX6000i gehört wie schon die Micro-Anlage Streamium MC-i250, zu einer neuen Generation von Produkten, die sich nach dem 802.11g-Standard kabellos in ein Netzwerk integrieren lassen.
Das Produkt kann kabellos auf das Musik-Angebot im Internet zugreifen. Zum Lieferumfang gehört die PC-Link-Software zum Streamen von Filmen, Bildern und Musik direkt von der Festplatte des PCs. MX6000i greift so auf MP3-Titel, JPEG-Bilder und MPEG-Videos zu. Sofern die Dateien Metadaten enthalten, zum Beispiel ID3-Tags, werden diese Angaben auf dem Display angezeigt. Wenn das Home Entertainment-System an ein Fernsehgerät angeschlossen wird, lassen sich Digitalbilder und Videos auf ebenso unkomplizierte Weise wiedergeben.
Der 5fach-Wechsler des Systems spielt CDs, CD-RWs, MP3-CDs, VCDs, DVDs, DVD+RWs, Kodak Picture CDs und JPEG Picture CDs in beliebiger Kombination ab. Ob DVD-Video, CD oder Multimediales aus dem Internet oder vom PC ? die MX6000i soll laut Philips alles in der Qualität einer HiFi-Anlage wiedergeben. Sechs integrierte 75-Watt-Audioverstärker steuern die vier Satelliten, den Center Speaker und zwei in den hinteren Lautsprechern integrierte Subwoofer.
Multimedia-Inhalte aus dem Internet, zum Beispiel kurze Filme, Kino-Trailer oder Online-Spiele, sind über die Multimedia Links SL400i und SL300i im ganzen Haus verfügbar Der Zugriff erfolgt über die mitgelieferte Fernbedienung. Außerdem kann Audio/Video-Material von der Festplatte eines PCs gestreamt und überall dort im Haus ausgegeben werden, wo ein WiFi Wireless Multimedia Link installiert ist. Die Geräte sind die ersten in einer Reihe neuer Entertainment-Produkte, die den schrittweisen Ausbau zum digitalen Haus ermöglichen soll. MX6000i wird voraussichtlich 1.000 Euro kosten und ab Mai verfügbar sein. Der EVK des Multimedia Link SL300i wird voraussichtlich bei 350 Euro liegen, SL400i bei 500 Euro.
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