Die angespannte Wirtschaftslage verschärft den Wettbewerb im IT-Services-Markt: Dienstleister konkurrieren um weniger Projekte und gekürzte IT-Budgets. Die Folge: Erstmals fallen auch die Preise für hochqualifizierte Dienstleistungen – so das Ergebnis einer aktuellen Studie von Berlecon. Systemhäuser spüren den Preisdruck bereits erheblich, wie <i>CRN</i> in einer Umfrage erfuhr.
Der Ausweg aus der Preisspirale im Hardware-Markt war bislang stets das Service-Geschäft. Doch die Wirtschaftskrise sorgt unter den Dienstleistern für härtere Konkurrenz. Laut einer aktuellen Studie von »Berlecon Research« fallen die Preise im IT-Services- Markt. Die Tagessätze im Projektgeschäft lagen 2008 durchweg unter den Werten des Jahres 2006. Für die aktuelle »Marktanalyse IT Services 2009« hat Berlecon Research 113 IT-Serviceanbieter mit mindestens 50 Mitarbeitern zu ihren Tagessätzen in 2008 befragt.
Das Ergebnis: Während in der Vergangenheit vor allem die Preise für einfache Services wie etwa PC-Installationen gefallen sind, gehen inzwischen auch die Tagessätze für Dienstleistungen mit hohem Anforderungsprofil wie Projektmanagement oder SAP Consulting auf Talfahrt. »Jetzt beobachten wir den Preisdruck auch bei hochqualifizierten Dienstleistungen«, sagt Andreas Stiehler, Director Research bei Berlecon. Als Grund für niedriger werdende Tagessätze sieht Berlecon nicht nur ein Überangebot im Markt, sondern die derzeitige Krise. Die Unternehmen versuchen, ihren eigenen Kostendruck auch an die Dienstleister weiterzugeben. »Mit Budgetrestriktionen ist die Bereitschaft der Firmen, extrem hohe Preise zu zahlen, gesunken«, sagt Stiehler.
Auch bei der Implementierung geraten inzwischen alle Preise unter Druck – selbst für hochqualifizierte Dienstleistungen. Bei Verträgen, die auf Stunden- oder Tagesbasis geschlossen werden, wird stärker über den Preis verhandelt als bei inhaltlich getriebenen Projekten.
Den Preisdruck im Servicegeschäft spüren viele Systemhäuser bereits. Der SAP-Dienstleister Itelligence etwa konnte zwar im letzten Jahr seine Tagessätze noch einmal deutlich steigern, im laufenden Jahr sieht Geschäftsführer Herbert Vogel allerdings eine verstärkte Preissensibilität bei den Kunden. »Wir rechnen damit, dass es viele Gespräche mit Kunden geben wird. Ob wir dann die Sätze senken oder mehr Leistung bringen müssen, werden wir individuell entscheiden«, sagte er im Gespräch mit Computer Reseller News. Die Tagessätze für Freiberufler sind nach Aussage von Vogel bereits 2008 deutlich gesunken.
»Seit Oktober wurden wir von allen großen Kunden schriftlich gebeten, die Preise zu senken«, bestätigt auch Rolf Süß, Vice President Sales für die Business Division IT-Management bei Materna. Statt mit dem Preis nach unten zu gehen, hat man sich bei dem Dortmunder Systemhaus dazu entschieden, für das gleiche Geld mehr zu arbeiten. »Aufgrund der wirtschaftlichen Situation kommen Kunden auf uns zu und wollen Verträge neu verhandeln. Allerdings geht es dabei nicht nur um den Preis, sondern grundsätzlich darum, Kosten zu reduzieren«, bestätigt auch Reiner Louis, Vorstand IT Solutions & Outsourcing bei Computacenter. Der IT-Dienstleister bietet seinen Kunden nun etwa die Möglichkeit, Service Level Agreements (SLAs) anzupassen und die Services Levels zu reduzieren.