Bis heute hat der Einkauf im Internet einen entscheidenden Nachteil: Der Kunde kann sich die Produkte zwar ansehen, aber sie nicht anfassen. Das wird sich möglicherweise in Zukunft ändern.
Mal eben testen, wie sich ein neues Smartphone anfühlt oder ob die Haptik einer Tablet-Hülle den eigenen Vorstellungen entspricht? Dank eines Forschungsprojekts an der Universität Bielefeld ist das vielleicht schon bald keine Zukunftsmusik mehr. Die Wissenschaftler arbeiten an einem Tasthandschuh, dessen Kernstück ein Tastsensor so groß ist wie eine menschliche Fingerkuppe ist. Dieser Sensor soll in Roboterfinger eingebaut werden und dort künftig präzise Berührungen von Objekten.
Die Arbeitsgruppe für Kognitive Neurowissenschaften an der Universität Bielefeld befasst sich mit der Frage, wie die Nerven in Fingern und Handflächen gereizt werden müssen, damit der Nutzer diese Tast-Wahrnehmung nuanciert wahrnimmt. Menschen haben in den Nervenenden ihrer Hände verschiedene Rezeptoren, die Berührungen aufzeichnen und an das Gehirn weiterleiten. Die Forscher untersuchen jetzt, wie sich diese Rezeptoren am besten stimulieren lassen, damit ein echtes Tastgefühl entsteht. Auf Grundlage dieser Forschung könnten dann zum Beispiel Internet-Versandhändler ihren Nutzern in Zukunft einen Service bereitstellen der es ihnen ermöglicht, technische Geräte und andere Produkte vor dem Kauf virtuell in die Hand zu nehmen.
Auch für andere Bereiche könnten die Forschungsergebnisse der Bielefelder in Zukunft genutzt werden. Denkbar wäre zum Beispiel der Bau eines »Stellvertreter-Roboters«, der immer dann zum Einsatz kommt, wenn ein Gelände für Menschen zu unwegsam oder zu gefährlich ist. Er wäre mit einer mehrfingrigen Hand ausgestattet, die Bewegungen einer menschlichen Hand in Echtzeit imitiert. So kann der Anwender Objekte, die sich weit entfernt befinden, spüren und gleichzeitig Handgriffe daran ausführen.