Prozessbeginn gegen Haitec-Vorstand Furch. Jochen Furch, ehemaliger CEO bei der CPU AG und amtierender Vorstand des Systemhauses Haitec, muss sich ab morgen vor dem Landgericht Augsburg wegen verbotenem Insiderhandel verantworten. Im Falle einer Verurteilung droht dem Manager eine Geld- oder Haftstrafe. Der Prozess, der sich voraussichtlich bis Ende November hinziehen wird, kommt für die Haitec AG zum denkbar ungünstigen Zeitpunkt.
Morgen wird am Landgericht Augsburg nach dem Skandal um die Infomatec-Manager Alexander Häfele und Gerhard Harlos erneut ein Fall wegen verbotenem Insiderhandel gegen einen Manager eines börsennotierten Unternehmens verhandelt. Die Anklage wirft dem amtierenden Haitec-Vorstand Jochen Furch vor, am 5. Mai 2000 Aktien im Wert von über 9 Millionen Euro der CPU AG aus dem Depot seiner Ehefrau verkauft zu haben, obwohl er zu diesem Zeitpunkt als Vorstandsvorsitzender der Augsburger CPU AG Kenntnis davon gehabt haben soll, dass es bei einem zuvor per Ad-hoc-Mitteilung bekannt gemachten Großauftrag erhebliche zeitliche Probleme im Rahmen der Vertragsabwicklung kommen werde und deshalb die Kündigung des Vertrags sowie eine Vertragsstrafe in Höhe von 5 Millionen Mark drohe. Tatsächlich wurde dann im Juli 2000 der Vertrag seitens CPU aufgelöst, wegen Nichterfüllung verpflichtete sich die Augsburger Firma zur Zahlung einer Strafe von 3,1 Millionen Mark. Jochen Furch war zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr CEO der CPU AG, er schied am 31. Mai 2000, also wenige Wochen vor dem Verkauf des Aktienpakets, aus »familiären und gesundheitlichen Gründen« aus, so die offizielle Begründung.
Nach über fünf Jahren werden nun die Details des damaligen Großauftrags sowie der Verkauf der Aktien durch Jochen Furch Gegenstand des Prozesses. Der Vorsitzende Richter Klaus Scheltzig rechnet damit, dass sich das Verfahren den ganzen November hinziehen wird. Das Urteil wird voraussichtlich am 30. November gefällt. Das Wertpapierhandelsgesetz sieht bei verbotenem Insiderhandel eine Geld- oder Freiheitsstrafe bis zu 5 Jahren vor. Im Mai vergangenen Jahres hatte das Landgericht Augsburg den ehemaligen Infomatec-Vorstand Alexander Häfele zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und neun Monaten verurteilt. Im Gegensatz zu seinem teilgeständigen Kollegen Gerhard Harlos, der eine Bewährungsstrafe erhielt, hatte Häfele die Vorwürfe wegen falscher Ad-hoc-Mitteilungen und Insiderhandel stets bestritten.
Prozess überschattet Fusionspläne von Haitec
Dass Haitec-Vorstand Furch nun wochenlang mit dem Verfahren beschäftigt ist, kommt für das Münchner Systemhaus zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Das IT-Haus steckt mitten in der Vorbereitung einer Fusion mit dem Wiesbadener SAP Spezialisten Autinform (Computer Reseller News berichtete ). Furchs Prozess könnte nun den Zeitplan der Integration dieses Unternehmens gefährden. Über die Zukunft des Managers bei Haitec dürfte nicht zuletzt der neue Großaktionär, die Londoner Investmentgesellschaft Bridgepoint entscheiden, die nach dem Verkauf ihrer Tochter Autinform mit knapp 19 Prozent an der Haitec AG beteiligt ist. Wie Computer Reseller News aus gut unterrichteten Kreisen erfuhr, waren Bridgepoint die persönlichen Altlasten des Haitec-Vorstands Furch vor Abschluss der Verkaufsverhandlungen bekannt.