Ein Australier hat die Bibel nun ins Emoji übersetzt. Wir haben festgestellt: Die Punkt-Punkt-Komma-Strich-fertig-ist-das-Mondgesicht-Schrift funktioniert auch für CRN-News.
Was dicke Buchwälzer angeht, hatte der berühmte Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki wohl recht, als er anmerkte: Für Leute, die noch Zeit hätten 1.000-Seiten-Romane zu lesen, lohne es sich nicht, 1.000-Seiten-Romane zu schreiben. Die Millennials der Generation Y haben IT-evolutionsbedingt eine deutlich geschrumpfte Aufmerksamkeitsspanne und verständlicherweise noch viel weniger Sinn fürs Schmökern als noch Reich-Ranicki oder die Lesefüchse der Generationen A bis X.
Darum hat ein Australier nun den kompletten Bibel-Text ins »Emoji« übersetzt. Nein, das ist kein seltener Eskimo-Dialekt, sondern die Zeichensprache mit deren Hilfe Digital Natives ihre Kurztexte aufs Wesentliche konzentrieren. Die komplette Gefühlswelt wird dank Emoticons auf schnell erfassbare Bildlichkeit reduziert: »Schade :-(«. Verstanden?
Der Australier also, der sich gegenüber dem »Guardian« nur als »Cooler Emoji mit Sonnenbrille« zu erkennen gab, hat nun die 66 Bücher der englischen King James-Bibel auf etwas unter 3.300 Zeichen reduziert, welche Freunde der Heiligen Schrift oder der Mondgesichter bei iTunes für 2,99 US-Dollar erstehen können. Die Hauptfigur, so viel sei schon verraten, ist eine gütig lächelnde Punkt-Punkt-Komma-Strich-Fratze mit Heiligenschein.
Die große Aufmerksamkeit und Zustimmung, die »Cool Dude with Sunglasses« zuteilwurde, hat auch uns nachdenklich gemacht. Womöglich schreiben wir Fachredakteure, zumal die Älteren unter uns, die noch die gespitzte Feder ins Tintenglas tunken, an unseren jüngeren Leser vorbei? Eine Schlagzeile wie »PC-Hersteller leiden unter Absatzkrise« ließe sich womöglich auch prägnanter, knackiger ausdrücken: Ein Desktop-Emoji, eine fallende Bilanzkurve, weinendes Mondgesicht – fertig. Die Ingram Micro-Übernahme durch die chinesische HNA-Group haben wir gleichermaßen sehr treffend dargestellt:
Indes bestätigen uns Marktkenner, dass der IT-Channel allmählich veraltet. Dass die Generation Y unter unserer Leserschaft womöglich nur eine untergeordnete Rolle spielt, gilt es folglich auch zu bedenken. Wir werden also vorsichtig mit einer zweisprachigen Ausgabe starten.