Buyer’s Guide: Backup-Appliances

Realität kontra Illusion

22. Februar 2008, 19:50 Uhr | Andreas Stolzenberger

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Die Restore-Appliance


Bare-Metal oder Half-Metal

Viele Backup-Software-Anbieter werben mit schnellen Rücksicherungstools. Nahezu jeder Hersteller integriert ein Tool in seine Applikation, die eine System-CD für den Notfallstart erstellt. Doch hier ist Vorsicht geboten. Nicht alles, was einen Rechner von CD startet, garantiert eine rasche Rücksicherung der Daten. Etliche Backup-Tools verlangen vom Anwender, dass er mit der Notfall-CD zunächst eine Art Rettungssystem auf die Platte installiert. Erst wenn dieses Rettungssystem fehlerfrei arbeitet, kann der Administrator die Restore-Applikation starten und seine Daten vom Sicherungsmedium oder -server zurückholen.

Diese bestelfalls als »Half-Metal« einzustufenden Ansätze kosten den Systemverwalter unnötig Zeit. Heute muss eine gute Sicherungslösung ein komplettes Restore-System live von einer CD oder DVD starten können – eben Bare-Metal, ohne ein einziges Byte auf der Platte einzurichten.

Hier haben auf Linux basierende Recovery-Lösungen eindeutig die Nase vorn. Moderne Live-CDs liefern den vollen Treiber- und Feature-Support, so dass sich alle gängigen Betriebssysteme – Windows eingeschlossen – von einem nahezu beliebigen Sicherungsort zurücklesen lassen. Der Vorteil von Linux-Live-CDs ist zudem, dass sich diese Rettungssysteme mit nur minimalen Änderungen auch von einem DHCP/PXE-Server im LAN starten lassen. Diese Startform arbeitet schneller als eine CD/DVD und lässt sich überdies komplett per Fernwartung steuern.

Natürlich kann das Windows-Preinstallation-Environment (PE) auch eine Recovery-CD mit vielen Tools und Treibern erstellen. Aus Lizenzgründen liefert aber kein Backup-Software- oder -Appliance-Hersteller eine solche CD mit. Bestenfalls erhält der Administrator ein Tool, um in Verbindung mit einer offziellen Windows-XP- oder -2003-CD ein Notfall-Live-System erstellen zu können.

Bei genauer technischer Betrachtung gibt es gar keine Backup-Appliance im Sinne der Definition. Das Kombi-Gerät aus Hard- und Software oder die gebundelte Lösung mit System und Software tritt eigentlich als Restore-Appliance auf und muss ihr wahres Können erst im Notfall unter Beweis stellen.

Daraus ergibt sich die erste nötige Funktion: NAS. Die Sicherungsbox muss die Backup-Daten der angebundenen Rechner über das LAN empfangen und sichern können. Bei größeren Installationen entfernt ein Deduplikationsdienst auf der Appliance unnötige Redundanzen. Sichern zehn Windows-Clients ihr System auf die Appliance, genügt es, die Windows-eigenen Dateien lediglich einmal im Speicher zu halten. Als zweite Funktion sollte die richtige Restore-Appliance einen PXE-Server integrieren, der den Servern und Clients im LAN erlaubt, über das Netzwerk zu starten. Das PXE-Image muss dann möglichst alle im Unternehmen eingesetzten Rechner und deren Hardware unterstützen und den Zugriff auf das Backup-Repository erlauben.

Soweit die Theorie, jetzt zur Praxis. Der Redaktion ist aktuell keine Soft- oder Hardwareappliance bekannt, die tatsächlich alle angesprochenen Funktionen in eine Lösung integriert – der Traum von der ultimativen Restore-Aplliance zerplazt. Es gibt zumindest eine Reihe freier und kommerzieller Produkte, die Teile der geforderten Features offerieren. Mit deren Hilfe, ein paar zusätzlichen Tools und ein wenig Know-how kann sich der technisch versierte Administrator bereits eine recht brauchbare Lösung zusammenbauen.
ast@networkcomputing.de


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