Rechnen statt hoffen (Fortsetzung)
- Rechnen statt hoffen
- Rechnen statt hoffen (Fortsetzung)
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Schwierige Messungen
Die Herausforderung beim Aufbau eines Leitstands für die Softwareentwicklung ist die Übersetzung der Geschäftsziele in konkrete Messpunkte. Projekte erlauben die Erfassung unterschiedlichster Metriken. Doch welche Zahl gibt Auskunft über die vom Unternehmen gewünschten Qualitätseigenschaften? Und wie werden sie erhoben? Basis ist ein Qualitätsmodell, das dazu dient, die Strategie, die ein Unternehmen mit einem Projekt verfolgt, für die Qualitätskontrolle zu operationalisieren. Für das Produkt müssen die geforderten Eigenschaften, etwa hohe Performance oder Benutzerfreundlichkeit, beschrieben werden. Diese Ziele gilt es zu formulieren und so weit wie möglich im Detail aufzuschlüsseln. Hilfestellungen bieten hier wiederum Prozessmodelle wie CMMI oder SPICE (siehe Textkasten unten).
Eigenschaften selbst sind nicht messbar. Will beispielsweise ein Kunde sein Auto möglichst selten betanken, lässt sich diese Eigenschaft nur über Indikatoren darstellen: Wie groß ist der Tank? Wie hoch ist der durchschnittliche Benzinverbrauch im Stadtverkehr und bei Überlandfahrten? Wie hoch ist der Stadtanteil an den tatsächlich gefahrenen Kilometern? Über vergleichbare Indikatoren lassen sich auch die gewünschten Eigenschaften von Softwareprodukten und dem Verlauf von Entwicklungsprojekten dingfest machen. Für die Übersetzung in messbare Indikatoren ist sowohl Fach- als auch IT-Know-how erforderlich. Metrikenexperten können ein Basissystem aus Qualitätskennzahlen heutzutage innerhalb weniger Wochen aufbauen.
Entschließen Unternehmen sich zu einem solchen Schritt, müssen zwei Voraussetzungen gegeben sein, wenn sich der neue Leitstand rechnen soll. Einerseits muss die Anwendung eine mindestens mittelfristige Laufzeitperspektive haben. Ein System, das bald abgeschaltet werden soll, lohnt den Aufwand nicht. Andererseits entscheidet die Größe der jeweiligen Anwendung: Nur wenn dauerhaft größere Ressourcen in eine Applikation fließen, rechnet sich deren systematisches Controlling.
DR. FRANK SIMON ist Senior-Berater bei dem IT-Dienstleister SQS in Köln.