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Reden ist angesagt

Reden ist angesagt In der Supply Chain der Automobilzulieferer hakt es, fand eine Studie von Cap ­Gemini heraus. Doch technische Lösungen sind meist zu teuer. Was bleibt, ist vor allem rechtzeitige Kommunikation.

Autor:Redaktion connect-professional • 22.7.2007 • ca. 1:30 Min

Geschwindigkeit und Effizienz bedeuten alles: Zuliefer­betriebe der Automobilindustrie müssen ihre Preise um bis zu 15 Prozent jährlich senken.
Geschwindigkeit und Effizienz bedeuten alles: Zuliefer­betriebe der Automobilindustrie müssen ihre Preise um bis zu 15 Prozent jährlich senken.

In einer Studie aus dem Jahr 2006 befasste sich Cap Gemini mit der Kommunikation der Automobilzulieferer untereinander. Hintergrund ist der erhebliche Kostendruck: Bis zu 15 Prozent müssen die Zulieferer ihre Preise jährlich senken und entsprechende Effizienzpotenziale ausloten, um zu überleben. Sie könnten in der Supply Chain schlummern, vermuteten die Autoren. 500 Unternehmen wurden angeschrieben, 47 beteiligten sich schließlich. Deshalb sind alle Prozentwerte mit Vorsicht zu genießen.

Fehlende Standards und Ansprechpartner Bei den Kommunikationsstrukturen untereinander erschweren fehlende Standards die Interaktion, so 53 Prozent der Befragten. Beklagt werden weiter fehlende Ansprechpartner, unklare Rollen und Verantwortlichkeiten. Die IT-Systeme scheinen die Aktivitäten der Mitarbeiter auf diesem Gebiet nur selten gut zu unterstützen. Die Folge sind Zeitverluste. Sie entstehen etwa durch Nachfassaktionen, um zum Beispiel unvollständige Dokumente abzustimmen. Das sahen 56 Prozent der Befragten als Problem. Die Terminverfolgung brandmarkten 51 Prozent der Umfrageteilnehmer als Zeitfresser. Sehr aufwändig ist auch das Änderungsmanagement. Da der Innovationsrhythmus sich erheblich beschleunigt hat, finden immer mehr Änderungen statt. Diese erzwingen eine entsprechend umfangreiche Verwaltung. Mitarbeiter bei Zulieferern verbringen rund 15,6 Prozent oder 1,5 Arbeitsmonate pro Jahr damit. Weitere fünf bis 50 Prozent der Arbeitszeit gehen für Terminverfolgung drauf – in Summe verschlingt der Transaktionsaufwand gelegentlich mehr als die Hälfte der Arbeitszeit.

Engere partnerschaftliche Zusammenarbeit Das kostengünstigste Rezept gegen die Misere wäre, so die Befragten, eine engere partnerschaftliche Zusam­menarbeit, bei der alle frühzeitig an einem Tisch sitzen, meinen 88 Prozent der Befragten. Geschäftspartner sollen früher eingebunden werden. Daneben fordern sie auch standardisierte Prozesse, Datenaustauschformate, Formulare und Dokumente sowie bessere IT-Systeme für die Interaktion über Firmengrenzen hinweg. Von elektronischen Marktplätzen dagegen erwarten nur 26 Prozent der Befragten erhebliche Verbesserungen. »Geeignete Methoden könnten den Transaktionsaufwand um etwa die Hälfte reduzieren«, meint Analyst Kai-Olaf Dammenhain, Team Leader Automotive Supply bei Cap Gemini. Problem dabei: Die meisten technischen Lösungen sind, so die Studie kritisch, für viele zu teuer. Es bleibt eine Binsenweisheit, die schwer umzusetzen ist: Wer in der Supply Chain Geld sparen will, muss früh anfangen, mit allen Beteiligten zu reden.