Dank dem Microblogging-Dienst Twitter weiß nun die ganze Welt, dass es beim Staatsbankett für Bundespräsident Christian Wulff in Moskau mindestens einen Regenwurm im Salat gab. Der Übermittler der Nachricht, ein russischer Regionalgouverneur, musste für so viel Offenheit allerdings herbe Kritik einstecken.
Russlands Präsident Dimitri Medwedew gibt sich gerne modern: Wer nicht mit dem Internet und modernen Kommunikationsmethoden umzugehen wisse, habe in der russischen Verwaltung nichts verloren, so sein Credo. Bei einem Kalifornien-Besuch in diesem Sommer eröffnete er sogar am Twitter-Firmensitz im Silicon Valley ein eigenes Benutzerkonto für den Microblogging-Dienst.
Nun ging dem Lehrmeister aber einer seiner Schüler eindeutig zu forsch ans Werk. Vom Staatsbankett, das Medwedew für den Deutschen Bundespräsidenten Christian Wulff ausrichtete, meldete sich Dimitri Selenin, Gouverneur der Region Twer, live per Twitter zu Wort: »Solches geschieht im Alexander-Saal: Zum Rindfleisch gibt es Salat mit lebendigen Regenwürmern.« Selenin ließ es sich zudem nicht nehmen, die Nachricht mit einem eindeutigen Fotobeweis zu belegen. Im Kreml reagierte man auf so viel Mitteilungsbereitschaft alles andere als »amused«. Der Präsidentenberater Sergei Prichodko veranlasste Selenin, seine Tweets zu löschen und dachte laut darüber nach, künftig bei Gouverneuren die Möglichkeit einer »Entlassung wegen Schwachsinn« einzuführen.