Rettungsstrategie für Funkwerk
Die aus mehreren Einzelfirmen geschmiedete Funkwerk Enterprise Communications soll bis zum Jahresende restrukturiert werden. Der neue Geschäftsführer Thomas Bruckbauer muss den Netzwerkhersteller jetzt wieder auf Kurs bringen. <i>CRN</i> sprach mit ihm über seine Rettungsstrategie.
- Rettungsstrategie für Funkwerk
- Auch intern für einen Umschwung sorgen
Der Netzwerk- und Telekommunikationstechnik- Anbieter Funkwerk musste im zweiten Quartal einen Rückgang beim Ergebnis verbuchen. Während andere Unternehmensbereiche zum Teil ganz gut dastehen, bereitet insbesondere die Sparte »Funkwerk Enterprise Communications« (FEC) Probleme.
Um FEC wieder auf Kurs zu bringen, wird aus den zusammengekauften Einzelfirmen Artem, Bintec, Elmeg und Funktel jetzt wieder ein Teil herausgelöst: Funktel wird künftig ein Bestandteil der Sicherheits-Sparte »Security Communication« werden. Der neue Bereich enthält die Produktgruppe Messaging (Lösungen zur Personensicherung) und die bisher bei »Traffic & Control Communication« angesiedelten Videosysteme.
Die übrige FEC mit Hauptsitz in Nürnberg soll sich künftig noch stärker auf professionelle Netzwerk- und Telekommunikationslösungen fokussieren. Als neuen Geschäftsführer hat Funkwerk für FEC Thomas Bruckbauer, den bisherigen Alleingeschäftsführer der zur Sagem- Gruppe gehörenden Dr. Neuhaus Telekommunikations GmbH, verpflichtet. Der Diplom-Ökonom kann 20 Jahre Berufserfahrung in leitenden und geschäftsführenden Positionen in der IT- und TK-Branche vorweisen, war vor Dr. Neuhaus unter anderem bei Siemens, Tellabs und Newbridge Networks tätig.
Im Gespräch mit Computer Reseller News umreißt Bruckbauer, was sich bei FEC ändern soll: So will er nach der Funktel- Ausgliederung neben dem Channel- Vertrieb die Belieferung von Netzbetreibern als zweites Standbein ausbauen. »Wir wollen verstärkt in das Carrier-Geschäft vordringen. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir dieses Ziel erreichen können, da zahlreiche unserer Produkte sehr gut für die Vermarktung über den Channel wie auch für Netzbetreiber geeignet sind.«
Der neue Vertriebsarm gilt zwar als margenarm, bringt aber anderweitig Vorteile: Da die Carrier in der Regel große Stückzahlen eines Produktes abnehmen, kann FEC bei Zulieferern größere Mengen ordern und dadurch bessere Einkaufspreise durchsetzen. Davon soll mittelfristig auch der Channel durch eine verbesserte Margensituation profitieren. Zudem bekämen FEC-Partner – insbesondere im Projektgeschäft – mehr Spielraum für Rabatte. Einige der FEC-Produkte gelten in der Branche zwar als technisch und qualitativ gut, aber als zu teuer. Das hat negative Auswirkungen: »Wir nehmen FEC im Projektgeschäft derzeit kaum als Konkurrenten wahr«, sagt dazu ein Mitbewerber.
Dass sein Vorgänger Hans- Ekkehard Domröse schon beim Aufbau der aus dem Telefonanlagenhersteller Elmeg, dem Netzwerkunternehmen Bintec und dem WLAN-Lösungsanbieter Artem zusammengestückelten FEC Fehler gemacht habe, glaubt der neue FEC-Chef nicht: Die bisherige Strategie sei nicht fehlgeschlagen, sondern werde jetzt »lediglich weiterentwickelt«. Folgerichtig sei deshalb die Herauslösung der früheren Firma Funktel, da sie technologisch nicht zu den anderen Bereichen passe. »Die Technik der Artem-, Bintec- und Elmeg-Lösungen basiert vorrangig auf WLAN und IP, während ein Großteil der Funktel-Produkte auf DECT und TETRA basiert«, erläutert Bruckbauer. Funktel adressiert in erster Linie öffentliche Auftraggeber, die übrigen FEC-Produkte zielen auf Anwender in kleinen und mittleren Unternehmen. Dass es sein Vorgänger Domröse war, der die Integration von Funktel in FEC erreichen wollte, sagt Bruckbauer nicht. Tatsächlich ist die von ihm erwähnte Weiterentwicklung der Domröse-Politik jedoch eine deutliche Kehrtwende.