Roland Apelt verlässt COS. Aus für Roland Apelt. Der CEO des COS Konzern hat das Unternehmen nach zweieinhalb Jahren verlassen. Grund: Richtungsstreit über den Weg zu mehr Profitabilität zwischen Aufsichtsratschef Kurt Früh und Apelt.
Die Buschtrommeln der Distributionsszene waren wieder einmal schneller als die offizielle Mitteilung. Als am Mittwoch vergangener Woche, Punkt 18 Uhr nach Börsenschluss, die COS-Konzernspitze die Demission von CEO Roland Apelt bekannt gab, hatten die Broadline-Distributoren ebenso wie Computer Reseller News bereits von der Personalie aus der Managementspitze in Baden (Schweiz) gehört.
Zwischen Vorstandschef Roland Apelt und Aufsichtsratsvorsitzendem Kurt Früh gab es keinen gemeinsamen Nenner mehr über den Kurs der COS Computer Systems AG. Beide hatten unterschiedliche Richtungen eingeschlagen. Für Apelt Zeit, das Handtuch zu werfen.
Kurt Früh ist der COS Konzern. Daran ändern auch die Managementstrukturen der Gruppe nichts. Seit dem MBO der COS Gruppe vor etwa acht Jahren sitzt Früh im Verwaltungsrat (Aufsichtsrat) und leitete bis Juni 2003 als CEO den Konzern. Außerdem hält er etwa zehn Prozent der Aktien. Im Herbst 2001 kam Roland Apelt als Leiter des Geschäftsbereichs Distribution nach Baden, um die Talfahrt der Gruppe, vor allem die Distributionsgesellschaften in Österreich und der Schweiz zu stoppen. Gleichzeitig baute Früh seinen Distributionschef als künftigen CEO auf. Denn Früh wollte sich nur noch auf die Rolle des Verwaltungsratspräsidenten konzentrieren. Am 1. Juli vergangenen Jahres stieg Roland Apelt in die Konzernspitze auf.
Parallel dazu hatte Früh den ehemaligen Peacock-Geschäftsführer Peter Becker als seinen Nachfolger für die Distribution bestimmt. Becker verantwortet als Konzernbereichsleiter seit Mitte April vergangenen Jahres die Großhandelsgesellschaften in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Mit Apelts Aufstieg in die Chefetage war für Früh klar, dass er »vor allem erst einmal die sachliche Arbeit zu Ende bringen« werde. Das sollte heißen: Die Gesellschaften auf Ertragskurs bringen und Schritt für Schritt SAP einführen.
Über den Ertragskurs sind Früh und Apelt auch nach der Trennung so weit nicht auseinander. »Die COS Distribution in Deutschland ist unser Paradepferd, die COS Memory läuft sehr gut und auch die COS Distribution in der Schweiz befindet sich auf Budget«, zählt Früh im Gespräch mit CRN auf. Viel zu tun sei dagegen noch in Österreich. »Wir haben dort ein Kernproblem: Einkauf, Verkauf und Marketing müssen sich nach Personalwechsel und SAP-Einführung noch zusammenfinden. Außerdem müssen wir in Österreich das Produktspektrum anpassen.« Damit meint Früh eine Reduzierung auf Kernprodukte. Erst wenn die Gesellschaft wieder profitabel laufe, könne wieder an eine Erweiterung des Produktportfolios gedacht werden.
Und doch trennte den ausgeschiedenen CEO und seinen Aufsichtsratschef ein wesentlicher Punkt: die Umsetzung der Zielvorgaben. »Der Konzern muss weg von dem überholten Gedanken, mehr anbieten zu wollen als Distribution«, war Apelt überzeugt. Deshalb hat er auch darauf gedrängt, dass das seit 1999 defizitäre Remarketinggeschäft eingestellt worden ist. »Das Konzept einer Mischgesellschaft bringt uns nicht weiter«, postulierte er gegenüber CRN. Da gab es aber wohl andere Vorstellung bei den Aufsichtsratsmitgliedern. Darüber hinaus hat Apelt mit der Reduzierung auf Distribution und Avitos seine Position selbst in Frage gestellt. Denn, so Früh: »Die Holding ist jetzt relativ klein«. Damit sei die bisherige Führungsbreite nicht mehr nötig, begründet er die Entscheidung, in absehbarer Zeit die CEO-Position nicht mehr zu besetzen, sondern Becker und Finanzchef Markus Zurkirchen selbst zu koordinieren. Damit relativiert sich auch der Richtungsstreit. Denn für die Konzernleitung der Distribution wird nach wie vor Peter Becker zuständig sein. »Damit ist eine Position wie sie Roland Apelt inne hatte, überflüssig geworden«, fügt Früh hinzu. Auch wenn das Tischtuch zwischen Apelt und Früh jetzt zerrissen ist, »wir gehen im Guten auseinander«, sagten beide unabhängig voneinander zu CRN. Deshalb ist Apelt zwar seit Mittwoch vergangener Woche freigestellt, kann aber »selbstverständlich wenn er etwas zu erledigen hat, sein Büro betreten«.
Obwohl sich die Konzernergebnisse gebessert haben, wird Früh zur Bilanzpressekonferenz am Donnerstag dieser Woche über rote Zahlen sprechen müssen. Ein Verlust von knapp neun Millionen Schweizer Franken (etwa 5,9 Millionen Euro) belastet den Konzern. Damit hat sich der Fehlbetrag gegenüber den Vorjahren zwar schon deutlich verringert, doch die Hoffnung auf schwarze Zahlen hat sich nicht erfüllt. Ein Umstand, der von den Anteilseignern mit Misstrauen betrachtet wird, war ihnen doch die Profitabilität bereits für 2003 versprochen worden. Trotzdem sieht Früh die Gruppe auf gutem Kurs. Die zurückliegenden Monate würden ihm Mut machen, dass es wieder aufwärts geht, fügt er im CRN-Gespräch hinzu.