Rote Karte ? und jetzt?. Ein Unternehmen steht und fällt mit den Mitarbeitern. Nicht zuletzt mit dem Management. COS- Konzern-Chef Kurt Früh geht riskant zu Werke. Er und Distributions-Chef Peter Becker zogen die Rote Karte. Anke Kugies musste den Vorstandssessel in Linden räumen. Der Motor des Grossisten wurde gedrosselt, unvermittelt und ohne Vorwarnung.
Wer was riskiert, macht Fehler. Davon war auch Anke Kugies nicht frei. Aber sie hat den Distributor gut durch die konjunkturelle Talsohle manövriert. Die Ergebnisse sind durchweg vorzeigbar. Der Konzern lebt von der wirtschaftlichen Kraft der deutschen Gesellschaft. Warum also die Rote Karte? War Anke Kugies unbequem geworden? Geschäftspartner bezeichnen sie gar als »alten Distri-Tiger«. Gibt man so Jemandem den Laufpass? Wenn es am Ergebnis nicht gelegen hat, wenn die Marschrichtung des Unternehmens auch nach dem Rausschmiss eines Vorstands als richtig bewertet wird, bleiben eigentlich nur noch interne Querelen übrig ? vielleicht auch etwas mehr.
COS wird auch dies überleben. Aber es bleiben Scherben zurück. Die Ruhe, die ein Konzern mit einer Menge Probleme braucht, ist erneut gestört worden. Auch wenn Peter Becker jetzt nahtlos das Frontoffice weiter führen wird und weder an der Strategie noch am Konzept rütteln will, muss er sich auf Skepsis bei Lieferanten und Fachhändlern einstellen. Denn die Handelspartner fragen sich, ob dies sein musste. Der Musterschüler im Konzern, die COS Distribution AG, hat sich jetzt doppelt anzustrengen, damit es weiter bergauf geht.
Die Zukunft ist offen. Das Vertrauen in den Grossisten darf nicht ins Wanken geraten. Denn als Hausaufgabe hat man sich die 500-Millionen-Euro-Marke gesetzt.
Für solche ehrgeizigen Ziele braucht es Verlässlichkeit. An dieser Aufgabe wird Becker zu messen sein ? unabhängig davon, dass der COS noch die SAP-Umstellung ins Haus steht. Und ob irgendwann der kommissarische Frontoffice-Vorstand seinen ständigen Arbeitsplatz in Linden haben sollte - auch wenn er diesen Gedanken zurzeit noch vehement von sich weist, schließlich ist er für die Distribution des Gesamtkonzerns verantwortlich - bleibt abzuwarten. COS ist sicherlich noch für einige Überraschungen gut.