ROUNDUP 2: Freenet dämpft Erwartungen - iPhone-Vermarktung kostet
BÜDELSDORF/HAMBURG (dpa-AFX) - Freenet <FNT.ETR> hat wegen hoher Kosten für die Vermarktung des iPhone die Erwartungen für das Gesamtjahr gedämpft. Der Mobilfunkanbieter fährt eine große Marketingkampagne und gestaltet für das iPhone sogar seine...
…Filialen um. Deshalb soll der operative Gewinn im Kerngeschäft mit Mobilfunk nun am unteren Ende der bisherigen Erwartungen liegen. Die Aktie gab am Vormittag im schwachen Gesamtmarkt 1,84 Prozent auf 7,697 Euro nach.
Freenet werde im Kerngeschäft ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 350 Millionen Euro liefern, sagte Freenet-Chef Christoph Vilanek am Dienstag im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Noch im März hatte Freenet für das operative Ergebnis im Mobilfunkgeschäft für 2010 eine Spanne von 350 bis 380 Millionen Euro in Aussicht gestellt. "Die 30 Millionen sind gut investiertes Geld", betonte Vilanek. So gehe er davon aus, dass Freenet im Jahresverlauf mit Datenumsätzen, sorgsamer Akquise und dem iPhone den Verfall beim durchschnittlichen Umsatz je Kunde bremsen könne. Seit Ende März vertreibt Freenet das iPhone in Kooperation mit T-Mobile.
Im ersten Quartal hatte der Mobilfunker Kunden verloren, die durchschnittlichen Umsätze je Kunde (ARPU) gingen sowohl bei Vertrags- als auch bei Prepaidkunden zurück. Der Umsatzrückgang bei den Vertragskunden habe sich aber abgeschwächt, sagte Vilanek. Im Schnitt gaben Kunden mit Mobilfunkvertrag bei Freenet im Monat 22,8 Euro aus. Von den iPhone-Kunden erhofft sich Vilanek einen ARPU von etwa 60 Euro. Gleichzeitig liegen aber die Akquisekosten für iPhone-Kunden "über 200 Euro höher als bei anderen Mobilfunkkunden". Die Zahl der Mobilfunkkunden sank im ersten Quartal auf 17,15 Millionen Kunden, Ende 2009 waren es noch 17,58 Millionen.
"Bei den Vertragskunden haben wir uns genau das verkniffen, was im Markt gerade passiert", erklärte Vilanek die Entwicklung. Freenet gewinne im Gegensatz zur Konkurrenz nicht mit Subventionen Kunden, die dann in der ersten Vertragslaufzeit keinen Gewinn bringen. "Das kostet Umsatz und Kunden, ist aber betriebswirtschaftlich sinnvoll. Wir lassen uns nicht davon abbringen, um kurzfristig zu punkten."
Damit nahm Vilanek auch einen weiteren Umsatzrückgang in Kauf. Im ersten Quartal sanken die Umsätze von Freenet auf 806,1 Millionen Euro nach 888 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Auch der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) fiel mit 70,8 Millionen Euro (Vorjahr: 75,4 Mio Euro) wegen Kosten für den laufenden Konzernumbau etwas niedriger aus als erwartet. Rund 7,4 Millionen Euro kostete der Konzernumbau im ersten Quartal. Für den Rest des Jahres geht Vilanek von einer ähnlichen Größenordnung aus.
Freenet hatte vor gut zwei Jahren den kleineren Konkurrenten Debitel übernommen und befindet sich seitdem im Umbau. Derzeit läuft noch die Integration von IT-Systemen. Im wichtigsten Segment, dem Mobilfunkgeschäft, hatte Freenet seine Profitabilität steigern können. Das um Einmaleffekte bereinigte EBITDA, auf das sich auch die Jahresprognose von Freenet bezieht, stieg auf 76,1 Millionen von 71,6 Millionen Euro im Vorjahr.
Unterm Strich verbuchte Freenet wegen niedrigerer Kosten und eines besseren Zinsergebnisses einen Gewinnsprung auf 20,8 Millionen Euro nach schmalen 600.000 Euro Gewinn im Vorjahr. "Es gibt einige Faktoren, die das Zinsergebnis auch in den kommenden Quartalen positiv beeinflussen werden", sagte Finanzvorstand Axel Krieger. So werde unter anderem die Nettoverschuldung im Laufe des Jahres weiter sinken. Bereits im ersten Quartal konnten die Verbindlichkeiten auf 700 Millionen Euro verringert werden. Freenet hatte im Zuge der Debitel-Übernahme mehr als eine Milliarde Euro Schulden angehäuft.
"Wir fühlen uns mit diesem jetzt erreichten Verschuldungsniveau komfortabel, mit den Dividendenzahlungen zu beginnen", sagte Vilanek. In diesem Jahr sollen die Aktionäre 20 Cent erhalten. Für 2010 hatte der Freenet-Chef bereits 80 Cent bis einen Euro in Aussicht gestellt. Zu dieser Dividendenaussage stehe der Vorstand./gr/she/wiz