Mit etwas fadenscheinig wirkenden Argumenten fordert eine Interessengruppe russischer Unternehmen, VoIP-Dienste wie Skype in Russland künftig komplett abzuschalten: Sie schädigen die Wirtschaft des Landes und stellen ein erhebliches Sicherheitsrisiko für Unternehmen da, so die Lobbyisten.
Die russische Unternehmervereinigung »Russian Union of Industrialists and Entrepreneurs« (RSPP) arbeitet gemeinsam mit der Partei von Premierminister Putin an einem Gesetzesentwurf, um den VoIP-Service Skype landesweit zu verbieten. Die Interessengruppe sieht in Skype eine erhebliche Gefahr für die russische Wirtschaft und die nationale Sicherheit. Wie bei genauerer Betrachtung der Zusammensetzung und der Argumentation der RSPP allerdings deutlich wird, geht es tatsächlich vor allem um eines: Geld. Nach Schätzungen von Marktforschern könnten bis zum Jahr 2012 bereits rund 40 Prozent aller Telefonate in Russland über VoIP-Dienste abgewickelt werden. Diese Konkurrenz gefällt insbesondere den Vertretern mehrerer großer Telekommunikationsanbieter in der RSPP nicht, weshalb sie diesen kostenlosen Anbietern möglichst bald den Garaus machen wollen.
Als weiteres Argument gegen Anbieter wie Skype und ICQ führt die RSPP außerdem ins Feld, dass es sich um ausländische Unternehmen handelt. Damit gehe eine Gefahr für die nationale Sicherheit einher. Deshalb solle die Regierung die fremden Anbieter aussperren und lieber einheimische Telekommunikationsunternehmen fördern. Zudem, so die Lobbyisten, würde es die Verbreitung von VoIP-Diensten den einheimischen Sicherheitsdiensten erschweren, Telefonate abzuhören. Dies berge ein weiteres Sicherheitsrisiko. Doch auch hier ist der eigentliche Zweck ganz klar die eigene Marktmacht, wie Vitali Kotov, Vizepräsident des Carriers TTK unverhohlen zugibt: Sollte der VoIP-Markt in Russland nicht im Sinne der einheimischen »Platzhirschen« reguliert werden, drohe diesen ein massives Absinken ihrer Gewinnmargen, so der Manager.