Verbot für Exzesse in Südkorea

Samsung zieht die Party-Bremse

4. Dezember 2012, 11:35 Uhr | Lars Bube
»Happy Birthday, lieber Abteilungsleiter« - Samsung macht Schluss mit Karaoke für den Boss. (Bild: evasilchenko, fotolia.com)

Mit einer neuen Richtlinie für seine Mitarbeiter in Südkorea will Samsung deren zu ausschweifendes Nachtleben einschränken. Neben einer Sperrzeit verbieten die Regeln auch erniedrigende Party-Spielchen mit untergebenen Mitarbeitern und Trink-Touren durch verschiedene Clubs.

Nachdem es in der Vergangenheit mehrfach zu Problemen mit zu feierfreudigen Mitarbeitern am Stammsitz in Südkorea gegeben hat, reglementiert Samsung jetzt deren Party-Leben. Wie erst jetzt durch US-Medien bekannt wurde, gelten künftig strenge Ausgeh-Vorschriften für die Angestellten und Manager dort. Dabei geht es Samsung nicht etwa um geschäftliche Termine, sondern um abendliche Besuche in Clubs und Karaoke-Bars der Angestellten. Künftig soll jeder Mitarbeiter den Wünschen der Konzernleitung zufolge etwa pro Arbeitstag-Abend nur noch eine Lokalität aufsuchen dürfen, und dort nur eine Sorte alkoholische Getränk zu sich nehmen. So soll vermieden werden, dass die Arbeitskräfte einige genauso beliebte wie berauschende harte alkoholische Mischgetränke konsumieren. Darüber hinaus sorgt sich das Unternehmen auch um eine ausreichende Nachtruhe. Um 21 Uhr heißt es künftig für die Angestellten: Ab nach Hause. Die Mitarbeiter nennen die Regel deshalb bereits scherzhaft »1-1-9«.

Besonders interessant ist, dass die Konzernleitung damit einhergehend explizit ein unter den Mitarbeitern bislang wohl gepflegtes Spielchen namens »hoesik« verbietet. Im eigentlichen Sinne handelt es sich dabei lediglich um ein erweitertes Geschäftsessen. Unter den Mitarbeitern verwandelte sich das jedoch regelmäßig in eine fiese Praxis der Erniedrigung. Dabei mussten sich Mitarbeiter für einen Abend zum persönlichen Bediensteten eines Vorgesetzten machen und für dessen Wohlergehen sorgen. Die Palette reichte von der einfachen Unterhaltung des Managers durch Karaoke-Einlagen, bis hin zu Aufgaben wie den Herrn zu füttern. Bei Verweigerung drohten direkte Konsequenzen für den Arbeitsplatz.

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Südkorea das Land mit dem höchsten Alkohol-Verbrauch pro Kopf und Jahr (14,80 Liter - reiner Alkohol) in Asien. Weltweit liegt Südkorea auf Rang 13 dennoch nur knapp hinter Spitzenreitern wie Russland (Rang 4, 15,76 Liter), aber auch nicht allzu weit vor dem 23ten Platz, Deutschland (12,81 Liter). Für viele Koreaner hängen allerdings traditionell der »Erfolg« bei Trinkgelagen und der Geschäftserfolg direkt zusammen. Nur wer gut trinken kann, macht auch gute Geschäfte, so das Motto. Insofern bleibt zu hoffen, dass der Konzern seinen Wachstumskurs auch mit eingeschränktem Feiern und gesunden Mitarbeitern halten kann. Einige europäische Manager jedenfalls dürften über das frühzeitige Ende der rauschenden Business-Parties nicht allzu traurig sein.


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