SAP fokussiert Technologie. Die Integrationsplattform Netweaver mit all ihren Möglichkeiten war nur unschwer als Topthema der diesjährigen SAP-Hausmesse Sapphire in New Orleans auszumachen. Doch wie es bei so ausführlichst diskutierten Schwerpunkten oftmals ist, am Ende leidet darunter die Verständlichkeit.
"Der Mittelstand besitzt ein sehr großes Potenzial." Henning Kagermann Vorstandssprecher SAP
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Das Gefühl von "Easy Living" wirkte im "Big Easy" New Orleans offensichtlich ansteckend: Denn statt den mittlerweile fast branchenüblichen nervösen Diskussionen über neue Strategien gab sich das Walldorfer Softwareunternehmen SAP auf seiner diesjährigen Hausmesse Sapphire äußerst souverän. Und statt von neuen unternehmerischen Ausrichtungen berichtete das Management zur Abwechslung viel mehr von der technologischen Entwicklung und den Bereicherungen im Portfolio. Betroffen waren dabei vor allem die Möglichkeiten rund um die Integrationsplattform Netweaver.
Das war denn auch das Thema Nummer eins in den rund 160 Präsentationen, die während der drei Messetage vor mehr als 7000 Kunden, Journalisten und Partnern vorgetragen wurden. "Netweaver kann fast jedem Unternehmen dabei helfen, die operativen IT-Kosten zu senken", verspricht William Wohl, Unternehmenssprecher von SAP. Doch von dieser Botschaft muss der Hersteller seine CRM-Kunden erst einmal durchgängig überzeugen: Denn auch wenn Netweaver standardmäßig und kostenlos den CRM-Packages beiliegt, genutzt wird es bislang nur selten - wohl weil es für viele SAP-Kunden einfach noch viel zu abstrakt ist. Statt sich in technischen Details zu ergehen, hätte sich SAP auf seinem Kunden- und Partnerevent besser auf die Präsentation konkreter Anwendungsszenarien konzentriert. Beispiele gäbe es durchaus schon: Etwa bei Avanex, einem Hersteller von Glasfasernetz-Produkten, der im vergangenen Jahr Geschäftsbereiche von Alcatel, Corning und Vitesse Semiconductors übernommen hat und nun bei der Zusammenführung der unterschiedlichen Systemumgebungen und Geschäftsprozessen auf Netweaver setzt, um die Integration zu vereinfachen.
Mittelstand - ein Thema ohne Ende
Thema Nummer zwei der Sapphire lautetet: SAP und der Mittelstand - das ewig alte, neue Thema des Software-Giganten: Dieses Mal stellte der Hersteller nach seinen Mittelstandlösungen All-in-One und Business One, die über den Fachhandel verkauft werden, ein weiteres Mittelstandspaket vor. Es soll direkt vermarktet werden, basiert auf mySAP ERP und baut auf Netweaver auf. Es besteht aus Software, Dienstleistung und einem "SAP Best Practice" genannten Angebot - das heißt auch, durch das Fixpreis-Modell entfallen teure Erstinstallationskosten. Angesprochen fühlen soll sich vor allem die Mittelstandsklientel, für die All-in-One, das sich an so genannte Microverticals richtet, nicht passt oder denen Business One als Standardlösung zu teuer ist. Übrigens sollen in naher Zukunft auch Business One und All in One auf die Netweaver-Plattform portiert werden, betont Henning Kagermann, Vorstandssprecher bei SAP.
Auch für diese beiden etablierten Mittelstandslösungen sucht SAP noch nach neuen Kunden - in Deutschland und Europa. Sie hoffen, von der Konsolidierung der ERP-Mittelstandsanbieter durch Insolvenz oder Vertrauensschwund zu profitieren. "Entweder können die Hersteller von betriebswirtschaftlicher Software für mittelständische Unternehmen dem Marktdruck nicht Stand halten, oder das Vertrauen des Mittelstandes in diese Unternehmen ist durch die Vorkommnisse der jüngsten Vergangenheit erschüttert. Beides ist ein Plus für uns, da wir die nötige Sicherheit und die nötige Perspektive für die Zukunft bieten können", gibt sich Hans-Jürgen Uhink, Senior Vice President Head of SMB Global Field Operations, sehr selbstbewusst. Für die Walldorfer sei der Mitbewerb für Mittelstandslösungen deshalb auch wohl eher in Konzernen wie Microsoft oder Oracle zu suchen, die sich seit längerem in diesem Geschäftsfeld festgesetzt haben.
Die weiteren Highlights der diesjährigen Sapphire lassen sich unter dem Slogan "Adaptive Manufacturing" zusammenfassen. Auch hier kommt die Technologie-Plattform Netweaver zum Tragen, die um das so genannte Adaptive Computing erweitert wird, um so vorhandene Hardware-Ressourcen besser nutzen zu können. Das bedeutet, dass Netweaver es künftig ermöglicht, Funktionen wie Shared Services, also die mehrfache und flexible Nutzung von Datenbankservern, oder Service-Virtualisierung, der parallele Zugriff verschiedener Anwendungen und Services auf vorhandene Hardware-Ressourcen, zu nutzen. Entsprechende Partnerschaften mit Hardware-Partnern wie Dell, Fujitsu-Siemens, Hewlett-Packard oder Intel und IBM hat SAP bereits in einen Adaptive Computing Council zusammengeführt.