SAP investiert bis zu 400 Millionen Euro in eine Mittelstandsinitiative. Ein neues ERP-Produkt soll die Lücke zwischen »Business One« und »All-in-One« schließen. Konkurrenten wie Microsoft beurteilen die Initiative kritisch. Der Channel fürchtet um sein Geschäft, denn das Produkt soll im Hosting- und On-Demand-Verfahren angeboten werden.
Die neue Lösung unter dem Projektnamen »A1S« soll das bestehende Softwareportfolio für den Mittelstand ergänzen. Sie nutzt eine neue serviceorientierte Architektur für Geschäftsanwendungen und kann sowohl im Hosting-Verfahren als auch on demand eingesetzt werden. SAPVorstandssprecher und CEO Henning Kagermann will damit vor allem die »aktuellen Nichtkäufer im Mittelstand« erreichen. Nach Informationen der Computer Reseller News soll das Produkt die Lücke zwischen »Business One« und »All-in-One« schließen und Unternehmen mit 100 bis 1.000 Mitarbeiter ansprechen. Kagermann schätzt dieses Marktsegment auf rund 15 Milliarden USDollar, erwartet in diesem Jahr aber noch keine signifikanten Umsätze.
Laut SAP soll die SOA-basierte Lösung eine schnelle und weitgehend risikolose Implementierung, hohe Anpassungsfähigkeit sowie eine einfache Bedienung ermöglichen. Kunden soll die Lösung zudem in einem so genannten »Try-Run-Adapt«-Modell (Ausprobieren, Einsetzen, Anpassen) angeboten werden. Wie das im Detail funktionieren soll, lässt SAP offen. Zudem lässt sich die Software, angefangen vom regulären Tagesbetrieb bis hin zu Upgrades, komplett von extern per Remote-Management verwalten. Allerdings ist das Produkt noch nicht ganz fertig: In der ersten Jahreshälfte will SAP mit ausgewählten Kunden zunächst in die Testphase gehen und bei einem ersten Produkt-Launch den Namen bekannt geben.
Die Mitbewerber lässt der Vorstoß des ERP-Marktführers kalt: »Die wievielte Initiative zur Eroberung des Mittelstands ist das?«, fragt Peter Dewald, Geschäftsführer von Sage Deutschland. »Es ist mir nicht klar, was SAP mit dieser nebulösen Ankündigung bezweckt. Im Grunde wurde nichts Neues gesagt, was nicht auch schon zum Start von Business One versprochen wurde «, so Dewald. Auch beim Konkurrenten Microsoft stößt die Ankündigung der neuen Lösung auf Skepsis: »Unserer Meinung nach stellt eine dritte Lösung für den Mittelstand SAP vor große Herausforderungen – insbesondere im Hinblick auf die Abgrenzung zu den beiden vorhandenen Produkten. Es stellt sich außerdem die Frage, ob drei auf unterschiedlichen Softwarecodes basierende Lösungen auf Dauer sinnvoll weiterentwickelt werden können«, kritisiert Robert Helgerth, Direktor Mittelstand & Partner bei Microsoft Deutschland. Skepsis herrscht jedoch nicht nur bei den Mitbewerbern: »Mit der Ankündigung hat SAP bei den Medien und Analysten Verwirrung gestiftet«, kritisiert Christian Glas, Analyst bei Pierre Audoin Consultants, und mahnt zugleich eine schlüssigere Informationspolitik an. »Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen, etwas später und dafür mit mehr Details an die Öffentlichkeit zu gehen.«