SBS vernetzt türkischen Fiskus. Der IT-Dienstleister SBS hat ein für die türkische Finanzbehörde zukunftsweisendes Vorzeigeprojekt realisiert. Die elektronische Steuererklärung und eine moderne IT-Infrastruktur soll weitere E-Government-Vorhaben in der Türkei anstoßen. SBS erzielt dank ausländischer Behörden bereits 20 Prozent des Umsatzes mit öffentlichen Auftraggebern.
Über zehn Jahre lang hat sich der deutsche Fiskus an einer einheitlichen Software versucht, nun droht das millionenschwere Projekt »Fiscus« zu scheitern. Mit geschätzten Entwicklungskosten zwischen 250 und 900 Millionen Euro ist ein Eintrag ins Schwarzbuch des Bunds der Steuerzahler so gut wie sicher. Während im föderalistischen Deutschland IT-Großprojekte wegen Kompetenzwirrwarr, fahrlässiger Planung und mangelhafter Kontrolle regelmäßig scheitern, bringen andere Länder ihre Verwaltungen zügig auf den modernsten Stand der Technik.
Beispielsweise die Türkei. Bis Mitte nächsten Jahres sollen alle knapp 600 Finanzämter der dortigen Generaldirektion für Einkommenssteuer vernetzt sein. 300 Server, 10.000 PCs, 5.000 Drucker, samt Lösungen für digitale Signatur und Disaster-Recovery, werden in eine einheitliche IT-Infrastruktur integriert, 10.000 Mitarbeiter der Behörde geschult. Aufgaben wie Datenverarbeitung der Steuererklärungen, Zahlungsverkehr sowie Archivierung im Data Warehouse sind somit zentral zusammengefasst. Die Abgabe der Erklärungen per Internet sowie ein Call Center soll möglichst viele Bürger davon entlasten, persönlich beim Fiskus vorstellig zu werden. Die gesamte Abwicklung soll effizienter, sprich schneller und kostengünstiger werden. Aber nicht nur das: es geht auch um höhere Einnahmen. Die für Schwellenländer wie die Türkei blühende Schattenwirtschaft soll mit Hilfe IT-gestützter Abläufe wenigstens ein Stück weit eingedämmt werden.
Voraussetzung hierfür ist der Datenaustausch zwischen anderen Behörden. Vor allem mit der Zusammenführung von Bürger-ID und Steuernummer will sich die Türkei zunächst einmal einen Überblick verschaffen, wer von ihren über 68 Millionen Bürgern fiskalisch noch nicht erfasst ist.
Ob damit wirklich bislang renitente Steuerzahler freundlich zur Einsicht gebracht werden, wie die oberste Steuerbehörde hofft, mag zwar nicht so recht überzeugen. Aber die erreichte Transparenz und Kontrolle sind immerhin Grundlagen dafür, dass die Steuereinnahmen künftig deutlich höher ausfallen könnten. Zudem gibt man sich am Bosporus betont fortschrittlich: »Dieses Projekt legt den Grundstein für weitere Vorhaben dieser Art im öffentlichen Sektor und bringt die Türkei einen großen Schritt weiter zum E-Government«, meint der General Manager der türkischen Finanzministeriums Osman Arioglu.
Generalunternehmer für das bislang größte und international mehrfach mit Preisen ausgezeichnete E-Government-Projekt der Türkei ist der IT-Dienstleister SBS, der sich den Anschlussauftrag in Höhe von 64 Millionen Dollar für das 1998 gestartete Projekt »Vedop« gesichert hat. Der erste Auftrag hatte ein Volumen von 75 Millionen Dollar. Neben Banken und Fertigungsbetrieben sind es vor allem ausländische Behörden, mit denen die Siemens-Tochter gut im Geschäft ist.
Rund ein Fünftel des Gesamtumsatzes von 5,2 Milliarden setzte SBS im vergangenen Geschäftsjahr im Behördengeschäft um und belegte damit, laut Marktforschern von Gartner, mit einem westeuropäischen Marktanteil von 4,1 Prozent vor CSC und IBM den Spitzenrang unter den IT-Dienstleistern im europäischen Markt. Bescheiden sind die Umsätze dagegen mit deutschen Behörden. Obwohl SBS rund die Hälfte seines Gesamterlöses hierzulande erzielt, dürfte der Umsatzanteil mit öffentlichen Auftragsgebern in Deutschland deutlich unter zehn Prozent liegen.
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