Schläge gegen Raubkopierer

20. September 2004, 15:00 Uhr |

Schläge gegen Raubkopierer. Die Luft für Software-Piraten wird dünner. In dieser Woche gelangen den Behörden mehrere erfolgreiche Aktionen. Dabei ging auch ein Prominenter ins Netz: Der szene-bekannte Münchner Anwalt Bernhard Syndikus wurde verhaftet.

Schläge gegen Raubkopierer

Der weltweit größte Fall illegaler Downloads wurde mit einer Aktion der Staatsanwaltschaft in Thüringen und Bayern aufgedeckt. Auf der Internet-Site www.ftp-welt.com konnten sich Interessenten über ein Flat-Rate-Abo von 135 Euro pro Monat unbegrenzt Software-Pakete oder Filme aus dem Netz kopieren. Vom Juni 2003 bis September registrierten sich dort 45.000 Piraten. Die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) schätzt, dass die Betreiber Einkünfte von über einer Million Euro erzielten und den Rechteinhabern Schaden in zweistelliger Millionenhöhe entstand. Die Staatsanwaltschaft Mühlhausen will nicht nur gegen die jetzt Verhafteten, sondern gegen alle 45.000 Abonnenten Strafverfahren einleiten.

Die Betreiber der Site waren ein Brüderpaar aus Thüringen, den geschäftlichen Aspekt einschließlich dem vorgeblichen Firmensitz auf Virgin Islands verantwortete nach Angaben der Staatsanwaltschaft der Münchner Anwalt Bernhard Syndikus von der Kanzlei Frhr. v. Gravenreuth & Syndikus, die auf Marken-, Wettbewerbs-, Computer- und Internetrecht spezialisiert ist. Der 46-jährige hatte sich selbst durch Abmahnungen gegen Urheberrechtsverletzer einen Namen gemacht. Außerdem ist Syndikus Geschäftsführer der Firma Global Netcom, die sich auf das Geschäft mit so genannten Dialern verlegt hat, die für Web-Nutzer hohe Kosten verursachen können, weil sich diese unbemerkt installieren und vor allem bei ISDN-Anschlüssen eine Verbindung zu einer kostenpflichtigen Site aufbauen, meist aus dem Rotlicht-Milieu.

Laut der Enzyklopädie »Wikipedia« soll der Anwalt zudem Sites wie www.Malvorlagen.de oder www.Tierheime.de verantworten, mit denen Kinder zum Download von kostenpflichtigen Dialern animiert werden. Beispielsweise kostet das Herunterladen des Bildes eines Tierkindes von der Site www.Tierheime.de 30 Euro. Syndikus ist mehrfach mit Abmahnungen gegen Verbraucherschützer vorgegangen, die vor solchen unseriösen Dialer-Angeboten warnten. Den Verhafteten drohen laut Staatsanwaltschaft bis zu fünf Jahre Haft.

In einem anderen Verfahren wurden in Stuttgart zwei Personen, ein Software-Händler und dessen Vater, zu Haftstrafen verurteilt. Für den Händler ist das bereits die zweite Verurteilung wegen des Vertriebs von Raubkopien. Als uneinsichtiger Wiederholungstäter, der auch seine Eltern für sein illegales Treiben einspannte, wurde der Hauptbeschuldigte zu drei Jahren Haft verurteilt.

Auch in den USA wurden elf Personen wegen Software-Fälschung verhaftet und Software im Wert von 56 Millionen Dollar beschlagnahmt. Dafür drohen den Verhafteten bis zu 75 Jahre Gefängnis.

Nun soll in Deutschland ebenfalls das Strafmaß für Piraten erhöht werden. Ein neuer Entwurf des Bundesjustizministeriums zur Änderung des Urheberrechts sieht vor, dass künftig drei Jahre Haft darauf stehen, wenn geschützte Inhalte aus Tauschbörsen illegal heruntergeladen werden. Mit der Reform soll die Strafbarkeit von illegalen Kopien aus dem Internet klargestellt werden. Die war bislang gesetzlich nicht eindeutig geregelt.


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