Schleppender Start für BPO (Fortsetzung)
- Schleppender Start für BPO
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Hohe Wachstumsraten
Eines ist relativ sicher: Das Thema wird sich in den kommenden Jahren hoher Wachstumsraten erfreuen, da mehr und mehr Anwender dazu übergehen, Geschäftsprozesse längerfristig in die Verantwortung eines externen Partners zu übergeben. »Unsere Schätzungen über die Marktentwicklung gehen davon aus, dass der deutsche BPO-Markt bis 2009 jährlich um durchschnittlich 16 Prozent auf ein Volumen von 3,2 Milliarden Euro anwachsen wird«, blickt Stephan Kaiser, Analyst und Berater bei PAC, nach vorn. 2005 werden in Deutschland etwa 1,7 Milliarden Euro mit ausgelagerten Dienstleistungen rund um die Bereiche Personal, Einkauf und Finanzen (etc.) erwirtschaftet.
Deutscher BPO-Markt
Um den deutschen BPO-Markt greifbar und transparent zu definieren, betrachtet PAC in der Analyse ausschließlich solche Geschäftsprozesse, die unter signifikantem IT-Einfluss stehen. PAC unterscheidet verschiedene Ausprägungsformen des BPO-Marktes, die sich abhängig von Leistungstiefe, historischer Entwicklung und Zugänglichkeit für verschiedene Anbietergruppen entwickelt haben: Beim so genannten »Core BPO« übernimmt der Dienstleister komplett die Verantwortung für den Prozess beziehungsweise Teilprozess inklusive der zugrunde liegenden Infrastruktur, der Anwendungen sowie der Mitarbeiter, und ersetzt somit den Sachbearbeiter. Im Gegensatz zu diesem engen Begriff von BPO, fasst PAC Prozesse, deren Ausführung eher einfachen Datenverarbeitungsleistungen (Processing) entspricht, wie beispielsweise Kartenabrechnungen oder Payroll-Processing, unter »Business Process Services« zusammen. Dabei übernimmt der Dienstleister nicht notwendigerweise Mitarbeiter und/oder Infrastruktur. Allerdings muss ein Prozessergebnis geliefert werden, zum Beispiel die Gehaltsabrechnung oder Kontoauszüge.
»Verschiedene Anbietergruppen treiben den Markt voran: Einerseits stellt BPO für klassische Berater wie Accenture und Systemintegratoren wie Capgemini das attraktivste Outsourcing-Segment dar, da sie aufgrund ihrer Prozesskompetenz hier gute Chancen wittern; andererseits versprechen sich traditionelle Outsourcer, wie T-Systems oder EDS, vom BPO-Geschäft höhere Margen als vom klassischen Infrastruktur-Outsourcing«, analysiert Kaiser die Motivationen der Anbieter. Angesichts des Preisdrucks bei bestehenden Outsourcing-Verträgen stellen beispielsweise Vertragserweiterungen in Richtung BPO ein adäquates Mittel dar, rückläufigen Vertragsvolumina bei klassischem IT-Outsourcing zu begegnen. Eine strikte Trennung zwischen IT- und Geschäftsprozessen ist ohnehin schon lange nicht mehr gegeben. Unternehmen wie Capgemini, Accenture oder PWCC (heute IBM) sind heute in der Prozessberatung und -optimierung ebenso zu Hause wie in der IT. Der Betrieb im Anschluss an ein Beratungsprojekt ist dabei eine logische Option, die langfristige Kundenbeziehungen verspricht. Und sogar klassische Strategie- und Management-Berater à la McKinsey und Roland Berger bauen ihr Geschäft mit IT-Beratung stetig aus.
Für wen eignen sich BPO-Konzepte?
Doch für wen eignen sich BPO-Konzepte überhaupt? In erster Linie richten sie sich an Anwender, die intern schon eine gewisse Reife bezüglich der Ausschöpfung von Optimierungspotenzialen bei den eigenen Geschäftprozessen erreicht haben. Ein in diesem Zusammenhang geläufiges Konzept ist die bei Großkonzernen weit verbreitete Form der »Shared Services Center« (siehe auch Artikel Seite 27), in denen die Erbringung administrativer Funktionen zentralisiert und damit oft konzernweit, kostentransparent und flexibel erbracht wird. Zumeist sind diese Unternehmen auch die Vorreiter bei der Auslagerung der eigenen Geschäftsprozesse an einen externen Dienstleister. Prominente Beispiele aus Deutschland sind Unternehmen wie die Deutsche Bank (Einkauf), Infineon (HR) oder BP Lingen (Logistik).
Resumierend stellt PACs BPO-Studie fest, dass die erhöhten Anforderungen an die Flexibilität eines Unternehmens einen idealen Nährboden für den Erfolg von BPO-Konzepten darstellt. Mittel- bis langfristig wird sich BPO in Deutschland etablieren und zu einem bedeutenden Teil des hiesigen Outsourcing-Marktes avancieren.