Schneller sichern

13. Dezember 2006, 0:11 Uhr |
Die BS2000/OSD Business Server sorgen mittels virtuellem Maschinensystem und Ersatz-CPU für eine hohe Verfügbarkeit der Schenker-Logistiksysteme.

Schneller sichern Das ausfallsichere Rechenzentrum des Logistikunternehmens Schenker arbeitet mit einer Virtual-Tape-Lösung. Sicherungsläufe und Recovery funktionieren jetzt erheblich schneller.

Die in Coburg ansässige Johannes R. Weichelt GmbH Informationssysteme und Service ist eine Tochtergesellschaft der Schenker AG. Sie sorgt mit 45 Mitarbeitern für den Betrieb der zentralen Datenverarbeitung des Logistikkonzerns in Deutschland. Herzstück der EDV ist die Speditionssoftware Mistral. Mit der Applikation können die rund 3000 Anwender sämtliche Aufgaben im Stückgutverkehr erledigen – von der Erfassung des Speditionsauftrags und der Berechnung von Fracht, Rollgeld und Nebenkosten über die Erstellung von Frachtbriefen und Begleitpapieren bis hin zur Abrechnung und eventuellen Schadensabwicklungen. Seit der Einführung des Systems vor 25 Jahren – damals noch für die gleichnamige Spedition Weichelt – haben die Verantwortlichen sehr großen Wert auf Ausfallsicherheit gelegt. Deshalb entschied sich das Unternehmen für BS2000 von Fujitsu Siemens Computers als Serverplattform im Rechenzentrum. Mittlerweile betreibt der Dienstleister auf Großrechner dieser Bauart neben der Zentral-Anwendung verschiedenste Applikationen rund um Mistral. 2004 entschloss sich Weichelt, das in die Jahre gekommene Rechenzentrum mit modernsten Backup- und Sicherheitsstrategien zu erneuern. Dort arbeiteten zwei B2000/OSD Rechner der H130-Reihe, ein Plattenspeichersystem 3421 und Magnetbandkassetten (MBK) 3590. Einer der Gründe für die Implementierung eines neuen Systems lag darin, dass nun ein automatischer Betrieb angestrebt wurde. Davon versprach man sich geringere Kosten. »Traten früher mitten in der Nacht Bandstörungen auf, musste einer unserer Operatoren zur Behebung des Problems aus dem Bett geholt werden«, erinnert sich Peter Schirmer, Geschäftsführer der Johannes R. Weichelt GmbH Informationssysteme und Service. »Solche Dinge lassen sich mit der neuen Hard- und Software eleganter lösen.«

Hochverfügbarkeit im Container
Das neue Rechenzentrum des Unternehmens ist auf die zwei Standorte Creidlitz und Coburg verteilt. Die Infrastruktur befindet sich in beweglichen Containern im Abstand von rund fünf Kilometern. Sie sind über gesicherte Hochgeschwindigkeits-Glasfaserleitungen miteinander verbunden. Fällt im Katastrophenfall ein Datenzentrum aus, übernimmt das andere den Betrieb. Die Systemumgebung am Standort Creidlitz besteht aus einem S145 BS2000/OSD Business Server, auf dem die verschiedenen Host-Applikationen mittels des virtuellen Maschinensystems VM2000 völlig voneinander abgeschottet laufen. Darüber hinaus garantiert ein Ersatz-Verarbeitungsprozessor, der im Fehlerfall dynamisch zugeschaltet wird, ständige Leistung und Verfügbarkeit. Der Mainframe ist über das Festplattenspeichersystem Symmetrix 8530 von EMC an das SAN (Storage Area Network) gekoppelt. Für ein effizientes Backup und eine vollständig automatisierte Magnetbandverarbeitung sorgt die Virtual Tape Library (VTL) Centricstor von Fujitsu Siemens Computers. Daran angeschlossen ist ein Scalar i2000 Magnetbandarchiv von ADIC/Quantum, das mit LTO-2 Bandlaufwerken und 200 Stellplätzen ausgestattet ist. Im Rechenzentrum in Coburg stehen überwiegend dieselben Systemkomponenten. Allerdings verrichten hier ein S140-Mainframe und Centricstor mit einer Scalar 100 ihren Dienst.

Virtuelles Magnetbandsystem eröffnet direkten Datenzugriff
Dreh- und Angelpunkt des neuen Storagekonzepts ist die virtuelle Tape Library (VTL). Sie entkoppelt die Host-Systeme von der realen Magnetbandperipherie und stellt stattdessen mehrere ständig verfügbare virtuelle Laufwerke bereit, auf die alle einzelnen Backup-Applikationen simultan zugreifen können. Alle Sicherungsdaten werden über die virtuellen Laufwerke direkt auf den integrierten Festplatten gespeichert. Nach vollständiger Übertragung eines logischen Volumes wird dies von Centricstor automatisch auch auf einen physikalischen Datenträger im Magnetbandarchiv abgelegt. Der interne RAID-Speicher (Redundant Array of Independent Disks) dient einerseits als Zwischenspeicher für die aktuellen Sicherungsläufe und andererseits zur Geschwindigkeitsanpassung zwischen den Host-Systemen und der physikalischen Magnetbandperipherie. Die VTL bietet den Servern eine einheitliche logische Sicht auf die virtuellen Laufwerke und logischen Datensätze. Der optimale Schreib-/Lese-Vorgang auf physikalischen Bandspeicher wird unabhängig von der VTL automatisiert. Die Trennung der logischen von der physikalischen Sicht eröffnet durch die bessere Ausnutzung der Bandkapazitäten erhebliche Einsparpotenziale. Zudem profitiert das Unternehmen durch eine weitaus höhere Verarbeitungsgeschwindigkeit bei der Datensicherung. »Die VTL wirkt wie ein Turbolader für unsere Backup-Prozesse«, bestätigt Schirmer. »Das virtuelle Magnetbandsystem bietet wesentliche Performanceverbesserungen. Außerdem können wir mit den Host-Systemen nun direkt auf unsere gesicherten Daten zugreifen. Früher musste der Operator erst die entsprechende Magnetbandkassette im Archiv holen und das Band einlegen. Lag sie im Tresor am anderen Standort, dauerte die Prozedur noch länger. Heute liegen die Bänder quasi wie auf Festplatte im Archiv.«

Dynamische Online-Spiegelung sichert Geschäftskontinuität
Damit die Operatoren den Geschäftsbetrieb auch nach einem Katastrophenfall innerhalb kürzester Zeit wieder herstellen können, werden die Hostdaten online synchron in das jeweilige Ausweichrechenzentrum gespiegelt. Weichelt setzt dafür DRV (Dual Recording by Volume) von Fujitsu Siemens Computers ein. Die Software ergänzt das E/A-System des BS2000 und arbeitet vollständig transparent für die Anwendungen. Das Aufzeichnungsverfahren schreibt stets auf zwei Platten. Leseaufträge hingegen werden von der Platte mit dem schnellsten Zugriff bedient. »Dadurch lassen sich die Lesezugriffe doppelt so schnell abwickeln«, sagt Schirmer. Außerdem sind die Platten sehr flexibel nutzbar. »Mit DRV können wir beispielsweise festlegen, welche Volumes gespiegelt werden sollen und welche nicht.«

Höhere Leistung bei geringeren Kosten
Die Implementierung der neuen Infrastruktur dauerte insgesamt ein Jahr und wurde im Frühjahr 2005 abgeschlossen. Um den Geschäftsbetrieb nicht zu beeinträchtigen, wurde die Hardware schrittweise ausgetauscht. »Auch wenn sich die Installation aufgrund des komplexen Zusammenspiels der einzelnen Komponenten nicht immer ganz einfach gestaltete, hat sich die Mühe ausgezahlt«, resümiert Schirmer. »Durch den automatisierten Betrieb konnten wir unsere Personalkosten aufs Jahr gesehen um 90 Prozent reduzieren. Auch unsere Kosten für Strom, Klima und Mieten haben sich dank der kompakten Bauweise der neuen Systeme um die Hälfte verringert.« Darüber hinaus profitiert Weichelt von einer deutlichen Durchsatz- und Performance-Steigerung bei den Anwendungen, einer schnelleren Datensicherung sowie einem beschleunigtem Restore, das nun direkt aus dem Job erfolgt. Für den Geschäftsführer jedoch kein Grund, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen. Ende des Jahres wird Weichelt seine Host-Applikationen auf die aktuelle Betriebssystem-Version BS2000/OSD V6.0 umstellen, wodurch Systemeffizienz und Skalierbarkeit der Prozessorleistung nochmals steigen.

Annette Lauterbach ist Redakteurin bei Unicat Communications in München


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