Internationale Studie zeigt

Schweden vertrauen am meisten - Türken am wenigsten

30. September 2011, 9:49 Uhr | Elke von Rekowski
Überraschend: Menschen in den alten Bundesländern sind vertrauensseliger als Menschen in den neuen Bundesländern (Foto: Robert Kneschke - Fotolia.com).

Wie viel Vertrauen Menschen in ihre Mitmenschen setzen, hat ein internationales Forscherteam jetzt untersucht: Mit erstaunlichem Ergebnis, denn offenbar gibt es in Bezug auf Vertrauen große länderspezifische Unterschiede.

Ein deutsch-britisches Forscherteam unter Federführung der Jacobs University Bremen und der Leuphana Universität Lüneburg hat in einer mehr als 50 Länder umfassenden Studie untersucht, wo dieser Wesenszug am weitesten verbreitet ist. Dazu wurden 60.000 Personen befragt. Am meisten Vertrauen haben der Studie zufolge die Schweden, Schweizer und Norweger, am wenigsten die Menschen in der Türkei, Ruanda und Trinidad & Tobago. In Deutschland haben die Wissenschaftlicher entdeckt, dass die Menschen in den alten Bundesländern (Platz sieben) wesentlich vertrauensseliger sind als die in den neuen Bundesländern (Platz elf). Generell scheint Vertrauen in reichen westlichen Gesellschaften höher zu sein als in ärmeren, nicht-westlichen Ländern.

Vertrauen wird schon seit Jahrzehnten in Umfragen gemessen mit der Frage: Kann man den meisten Menschen vertrauen? Allerdings wusste man bisher nicht, wen sich die Befragten unter »meiste Menschen“» vorstellen. »Der Clou unserer Studie ist, dass wir erstmals konkret diesen Radius des Vertrauens bestimmen konnten“« sagt Professor Dr. Jan Delhey von der Jacobs University Bremen. »Dies war möglich durch zusätzliche Fragen, die genauer erkunden, wie sehr die Befragten einerseits Familienmitgliedern und Freunden vertrauen, andererseits Menschen anderer Religion und Nationalität. Bringt man diese neuen Informationen mit der altbewährten Vertrauensfrage in »die meisten Menschen« in Verbindung, kann man den Radius des Vertrauens abschätzen«.

Es zeigte sich tatsächlich, dass dieser Radius von Land zu Land stark variiert: »Insbesondere Asiaten haben einen engen Vertrauensradius, allen voran Südkoreaner, Thailänder und Chinesen«, fasst Professor Dr. Christian Welzel von der Leuphana Universität Lüneburg eines der Hauptergebnisse der Studie zusammen. Ihr Vertrauen beschränke sich überwiegend auf Familie und Freunde. In Asien gibt es also viel weniger generelles Vertrauen, als man bislang annahm. Die meisten westlichen Gesellschaften haben dagegen einen relativ weiten Vertrauensradius. Die Forscher haben zudem gezeigt, dass der gesellschaftlichen Nutzen, den Vertrauen stiftet, stark vom Vertrauensradius abhängt: In Ländern mit einem weiten Radius engagieren sich die Menschen stärker in Vereinen, sind toleranter und unterstützen stärker demokratische Prinzipien.


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+