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Selten für eine Überraschung gut

Selten für eine Überraschung gut T-Systems sucht (zumindest) für die Sparte Systems Integration seit Monaten einen Käufer und René Obermann ­berief kürzlich den Chef des Widersachers und Übernahme­interessenten EDS zum neuen Vorstand für T-Systems – ein Schelm, der sich was dabei denkt, es muss ja nicht zwingend etwas ­Böses sein.

Autor:Markus Bereszewski • 19.10.2007 • ca. 1:00 Min

Markus Bereszewski

Es ist allerdings nicht ganz einfach, jemanden zu finden, dem angesichts der Personalie etwas Positives einfällt – von den offiziellen Stellungnahmen natürlich ­abgesehen. Denn der sympathische Reinhard Clemens hat an der EDS-Spitze – sagen wir einmal vorsichtig – unauf­fällig agiert. Nicht nur deshalb kam der Wechsel auf einen so öffentlichkeitswirksamen Posten wie ihn der ­Vorstand von T-Systems nunmal darstellt für viele völlig überraschend. Zudem kann man Clemens nun auch nicht gerade nachsagen, er sei als EDS-Chef vom Erfolg verwöhnt ­worden. Nein, Spektakuläres hat Clemens nicht erreicht, ­zumindest keine Erfolge – nicht einmal bemerkenswerte. ­Reichen solche Referenzen an der Spitze eines Konzerns wie der Deutschen Telekom? Weil viele diese Frage verneinen, schießen Gerüchte ins Kraut, welche Gründe wohl für die Nominierung den Ausschlag gegeben haben – nicht nur die eingangs angedeutete Spekulation, dass EDS und T-Systems bald keine Konkurrenten mehr sind. Fest steht, dass die ­Telekom-Tochter weiterhin schweren Zeiten entgegen geht: Ein Partner muss gefunden, die Umstrukturierung gemeistert, die Kosten gesenkt, die Performance gesteigert, Mit­arbeiter entlassen und/oder verlagert werden – da sind ­heftige Konflikte mit dem Betriebsrat und der ­Öffent­lich­keit vorprogrammiert. In einer solchen Situation hätte man bei der Neubesetzung eigentlich den Publicity-erprobten harten Sanierer erwartet. Die Überraschung ist gelungen! Vielleicht wird Clemens beweisen können, dass mehr in ihm steckt, als er bisher zeigen konnte, ­vielleicht muss er aber auch nur die Rolle spielen, die Obermann ihm zugedacht hat.