Neben den technischen Hindernissen bedeutet SEPA einen immensen finanziellen Aufwand. Den europäischen Banken entstehen für die Einführung der neuen Zahlungssysteme schätzungsweise Kosten in Höhe von 500 Millionen Euro. Um die Ausgaben annähernd stabil zu halten, ist eine weitere Konzentration des Zahlungsverkehrs bei wenigen großen Dienstleistern zu erwarten. Dadurch gewinnen innovative Sourcing-Modelle an Bedeutung. Mit Blick auf den zunehmenden Wettbewerb müssen die Dienstleister für den Zahlungsverkehr effizient und kostengünstig sein. Vor allem kleine und mittlere Banken sehen sich durch SEPA mit massiven finanziellen Herausforderungen konfrontiert: Denn hohe Projektentwicklungskosten schrauben die Ausgaben für die neue Infrastruktur in die Höhe. Eine lineare Fortschreibung der bisherigen IT-Systeme droht aber zu einem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit zu führen. Die Auslagerung der Zahlungsverkehrsabwicklung ist damit vor allem eine strategische Entscheidung. Die verschärften Wettbewerbsverhältnisse fördern damit neue Geschäftsmodelle. So können innovative Technologien oder flexible Anbindungsoptionen umgesetzt werden. Die Prozessabläufe sind damit effizienter, die operativen Kosten werden gesenkt. Trotz dieser Hürden – sowohl technischer als auch finanzieller Natur – bietet SEPA gute Möglichkeiten, neue Marktchancen wahrzunehmen. Dies gilt insbesondere für international tätige Kreditinstitute. Im künftigen Wettbewerb um den Zahlungsverkehr spielt die Reduktion der Kosten eine Schlüsselrolle. Diese wird zunächst durch die Konsolidierung der Systeme sowie die Erhöhung der Prozessautomatisierung erzielt. Zusätzliche Kostensenkungen können durch die Übernahme von Transaktionen für andere Institute aufgrund von Skaleneffekten realisiert werden. Gelingt es einzelnen Banken, große Volumina auf sich zu ziehen, können enorme relative Kostenvorteile erzielt werden. Die übrigen Institute werden sich die Frage stellen müssen, ob der Zahlungsverkehr unter den geänderten Rahmenbedingungen für sie noch zum Kerngeschäft gehört. Mit einer erheblichen grenzüberschreitenden Konsolidierung im Bereich der Transaktionsbanken ist vor diesem Hintergrund zu rechnen.
Clemens Engelke ist Head of Product Management der PPI AG