Shop-Expansion: Jeden Tag ein neuer Laden. Chance und Risiko zugleich: Fast alle Carrier, Provider und Shop-Ketten bauen derzeit die Zahl ihrer Geschäfte massiv aus, größtenteils durch Franchise-Modelle, teils in Eigenregie.
Gute Zeiten für mutige Existenzgründer und Ladengeschäft-Betreiber mit Expansionsplänen: Wer jetzt als Franchise-Nehmer oder eigenständiger Shopbetreiber an den Start gehen will, hat gute Aussichten, einen Mobilfunkbetreiber, Serviceprovider oder Filialketten-Betreiber als Partner zu finden. Fast alle Mobilfunker wollen in diesem Jahr kräftig wachsen, insbesondere außerhalb der größten Städte. Fest steht allerdings auch, dass durch den exorbitanten Laden-Zuwachs die Luft insgesamt dünner wird. Wer kein Verkaufstalent ist oder keine gut frequentierte Lage findet, sollte besser nicht an den Start gehen.
Wachstum fast überall: Der Serviceprovider Debitel sieht beispielsweise noch Potenzial in Städten unter 100.000 Einwohnern. Bereits im Februar hatte das Unternehmen angekündigt, hier noch rund 100 Shops zu eröffnen. Dafür setzt der Anbieter auf Existenzgründer und freie Unternehmer, die den Weg in die Selbstständigkeit wagen möchten. Auch der Mitbewerber Talkline expandiert: So sollen in den nächsten Monaten insgesamt 90 neue Stores in allen deutschen Karstadt-Häusern entstehen. Die künftigen Talkline-Läden werden im Schnitt über 30 Quadratmeter Verkaufsfläche verfügen. Der Provider aus Elmshorn will seine neuen Karstadt-Shops komplett in Eigenregie mit eigenem Personal, eigener Sortimentsgestaltung und eigener Lagerhaltung betreiben.
Mit vollständigen Partner-Läden und Shop-in-Shops will auch der brandenburgische Handy-Filialist Dug Telecom weiter wachsen. Dabei setzt die Kette nicht nur auf die Zusammenarbeit mit TK-Resellern, sondern auch auf den Elektrofachhandel und die Apple-Shopkette Gravis. Dug Telecom plant alleine in diesem Jahr hundert Neueröffnungen ? vorwiegend in den alten Bundesländern. Inzwischen zählt die Handelskette fast 180 eigene Shops, bis Jahresende sollen es rund 250 sein. Im Gegensatz zu den Carriern, die sich aus Prestigegründen unrentable Flagship-Stores in den teuersten Citylagen der Großstädte leisten, setzt Dug Telecom hauptsächlich auf kleinere Städte mit 20.000 bis 50.000 Einwohnern. Die klare Vorgabe von Vorstand Lars Dittrich: Jeder Shop muss sich rechnen.
Mobilcom hat kürzlich den Umbau seiner deutschlandweiten Shopkette abgeschlossen. Insgesamt 281 Shops des Franchise- Systems erhielten ein neues, moderneres Aussehen. Mit 7,2 Millionen Euro für den Umbau handelte es sich dabei um die größte Einzelinvestition der Firmengeschichte. Denn auch die Büdelsdorfer wollen weiter wachsen und zum Jahresende rund 300 Franchise-Shops betreiben. Außer bei den Flagship-Stores setzt Mobilcom dabei gezielt auf die Zusammenarbeit mit Partnern.
Wachstum hat sich auch die Deutsche Telekom auf ihre Fahnen geschrieben: Bis zum Herbst will T-Com-Vertriebschef Achim Berg die Zahl der T-Punkte in Deutschland um 30 Prozent auf 650 Geschäfte ausbauen. Die neuen Läden sollen vor allem in städtischen Randlagen liegen. Rund 60 der neuen T-Punkte will die TCom übrigens nicht in Eigenregie betreiben. Diese übernimmt die Handelskette »The Phone House«.
Trotz aller Expansion steht fest, dass der Mobilfunkmarkt hierzulande fast gesättigt ist. Für jeden einzelnen Händler wird der Anteil vom Kuchen also tendenziell nicht größer, sondern kleiner. Das rasante Wachstum bringt zudem negative Auswirkungen im Immobilienmarkt mit sich: Aufgrund der großen Nachfrage können sich unabhängige Einzelhändler ein Ladengeschäft in Top-Citylagen nicht mehr leisten. »In Städten wie Berlin, Hamburg oder Düsseldorf ist ein Ladenlokal in bester Citylage nur noch zu Wucherpreisen erhältlich«, weiß ein Insider. Die Mobilfunker liefern sich hier vielfach ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Bäckerei-Discountketten, die ebenfalls dabei sind, ihre Claims in den Innenstädten abzustecken.