Apples iPhone-Sprachsteuerung Siri und auch Googles Glass, das Internet für jedermanns Nase, gehen von falschen Voraussetzungen aus.
Smartphones tragen ihren Namen zu Unrecht: Statt schlau machen sie nämlich dumm. Diesen Schluss kann man jedenfalls aus einer Untersuchung ziehen, die Forscher am Human-Computer Interaction Lab an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh im US-Bundesstaat Pennsylvania durchgeführt haben. Sie haben akribisch gemessen, wie sich die Leistungsfähigkeit des menschlichen Gehirns bei Unterbrechungen durch Telefonanrufe oder E-Mails verändert. Das Resultat zeigte einen erschreckenden Abfall von zwanzig Prozent, was sich in falschen Aussagen der Probanden widerspiegelte.
Schlechte Prognosen haben die Forscher außerdem für Googles Glass parat. Mit diesem neuen Produkt sollen Menschen in die Lage versetzt werden, ihr Smartphone besser zu bedienen und beim gleichzeitigen Gehen nicht zu stolpern oder aufzulaufen. Testpersonen haben aber trotz oder wegen dieser Technologie sogar als Gorillas verkleidete Menschen übersehen. Ähnliches gilt für Apples iPhone-Sprachsteuerung Siri, die es erlaubt, während der Handy-Bedienung andere Dinge zu tun. Das Gehirn arbeitet offenbar anders als sich das IT-Spezialisten und Marketing-Profis vorstellen: Der Parallelverarbeitung und dem Multitasking sind enge Grenzen gesetzt.
Noch schlimmere Botschaften als von der amerikanischen Ostküste kommen indes aus dem deutschen Süden: Die zunehmende Verwendung von Smartphones auf dem Münchner Oktoberfest führt an Messpunkten in der Umgebung zu einer Überschreitung der Immissionsgrenzwerte. Die tragbaren Geräte machen also nicht nur dumm, sondern sie sind obendrein gefährlich.
Der Gesetzgeber sollte bei Mobiltelefonen, ähnlich wie bei Zigaretten, vielleicht über warnende Hinweise auf den Verpackungen nachdenken. Die Einrichtung Handy-freier Zonen und automatisch eingestellte Verbindungskontingente könnten weitere probate Maßnahmen sein, um die Volksgesundheit zu erhalten und die Wettbewerbsfähigkeit der Volkswirtschaft zu stärken.
Was Ablenkung durch E-Mails betrifft, so scheint ein Durchbruch im Bereich des Möglichen. So ließ ein Berliner Stadtrat in seiner Abwesenheitsnotiz unlängst lapidar wissen: »Ihre E-Mail wird automatisch gelöscht.« Vielleicht dauert es auch nicht mehr lange, bis die von ihren Smartphones terrorisierten User den dort durchaus vorhandenen Ausschaltknopf entdecken – sofern ihr durch ausgiebige Handy-Nutzung verminderter Intelligenzquotient dies noch zulässt.