Und wie es wirkt! Will doch die viel beschworene Neutralität des Moderators nicht nur formuliert, sondern vor allem gelebt sein. Wenn Heinz-Friedrich* meint, die Gruppe mit langatmigen Ausführungen begeistern zu müssen, und Jeanette* sich mit Birgit* über Formulierungen streitet, demonstriert unser Trainer, wie er souverän den Gruppenprozess steuert. »Natürlich ist es nicht immer einfach, wirklich neutral zu bleiben«, sagt Schwarzgruber. »Aber gerade die Neutralität ist die erste und wichtigste Voraussetzung, eine Gruppe auch in schwierigen Situationen so lenken zu können, dass sie nicht scheitert, sondern ihr vorher definiertes Ziel erreicht.«
Der Versuch, Ziele für unterschiedliche Moderationen zu formulieren, lässt uns bald erkennen: Business Moderation hat Grenzen. Reine Informationsveranstaltungen, Situationen ohne echte Entscheidungsspielräume lassen Unerfahrene schnell scheitern. Moderation mobilisiert das Wissen der Beteiligten, schafft gleiches Verständnis für alle, ebnet den Weg zu allseits tragbaren Lösungen und sichert so die Akzeptanz von Entscheidungen. Das kann nicht klappen, wenn Alternativen von vornherein ausgeschlossen und Ergebnisse längst festgeschrieben sind.
Deshalb lernen wir, geplante Veranstaltungen zunächst einmal zu durchdenken. Fallstricke rechtzeitig erkennen, das voraussichtliche Verhalten von Teilnehmern einschätzen und dies in einer auf das Ziel gerichteten Form abbilden zu können, gehört zu den Grundkompetenzen, die unser Trainer uns vermittelt. Markus (wir alle haben uns schnell auf das »Du« geeinigt) weiß: »Moderation lebt nicht von der korrekten Anwendung bestimmter Techniken. Die Kunst liegt in der geschickten Fragestellung, die logisch aufbauend zum Ziel der Veranstaltung führen muss.« Allein das Planen und Abbilden der passenden Struktur nimmt – seiner Erfahrung nach – mehr als die Hälfte der Vorbereitungszeit jeder gelungenen Moderation ein.
In der Regel zielt eine moderierte Diskussion auf Entscheidungen, deren Konsequenzen von allen gewollt sind. Als wir in eigener Verantwortung die Ausgestaltung eines halben Seminar- Tages klären müssen, erkennen wir, warum professionelle Moderation Vereinbarungen tunlichst im Konsens zu treffen sucht: Punkte kleben oder Hände zählen legt zwar Mehrheits- und Minderheits-Meinungen offen, sichert aber nicht unbedingt das gemeinsame Wirken für das Erreichen eines definierten Ziels. Vielmehr kommt es darauf an, aus den Äußerungen und dem Verhalten der Gruppe auf deren Bedürfnisse und Interessen zu schließen.