Wir erkennen: Die Gruppe selbst mit ihren immer besonderen Eigenheiten, ihren Bedürfnissen und ihrer Entwicklung während der Moderation ist unsere eigentliche Herausforderung! Unsere Aufgabe als Moderator ist es, gruppendynamische Prozesse zu verstehen und sie ins Geschehen zu integrieren. Das setzt die Kommunikation mit allen Teilnehmern voraus: Die passende offene Frage an der richtigen Stelle offenbart Informationen, die der Moderator dann »nur noch« für alle »sichtbar« machen muss. Damit fördert er die Offenheit der Gruppe und das Verständnis für unterschiedliche Interessen, er entwickelt ein partnerschaftliches Verhältnis zu den Teilnehmern und baut Vertrauen auf.
Vor allem, wenn unterschiedliche Meinungen, Sichtweisen und Absichten der Teilnehmer zu Auseinandersetzungen führen, ist die Kompetenz des Moderators Gold wert. Das bekommt unsere Gruppe im dritten Seminarblock besonders deutlich zu spüren. Es geht um Konfliktmoderation und Markus Schwarzgruber lässt uns die Irrungen und Wirrungen von Meinungs- und Gefühlsdifferenzen persönlich erleben: Wer erwartet wie viel von wem? Verstehe ich, was Gerd* von mir will? Soll ich mich künftig so verhalten, wie Helmut* es möchte? Und kann Sophia* nicht, bitte, weniger aggressiv gegen mich sein? Die Gesichter sind bang – und der Abend wird lang …
Professionelle Moderation, erläutert unser Trainer, das ist Führungskompetenz auf höchstem Niveau. Gerade weil der Moderator keine in der Hierarchie begründeten Machtinstrumente besitzt und Entscheidungen nicht gegen den Willen der Gruppe durchsetzen kann, kommt es auf eines an: die Gruppe und alle Teilnehmer wertschätzen, ihre Begeisterung wecken und fördern zu können. Bald dämmert es uns, dass sich damit Eigenschaften verbinden, die nicht nur zur Leitung von Workshops, sondern zur Führung von Teams überhaupt befähigen.
Der letzte Block des Seminars treibt nicht nur mir den Schweiß auf die Stirn: schriftliche Klausur von zwei Stunden und anschließende Prüfungs-Moderation in Zweier-Teams, Dauer bis zu drei Stunden. Mehrere Wochen Zeit der Vorbereitung auf das zu moderierende Thema scheinen wie im Fluge vergangen. Wo ist der Plan? Liegt das Material parat? Ist der Ablauf klar? Sind die Rollen zwischen Rainer* und mir richtig verteilt? Na dann!
Das Feedback von Markus Schwarzgruber motiviert; es ist neutral, wertschätzend und konstruktiv. Gut gemacht, sagt er, und überreicht die Zertifikate. Bestanden! – Mein Chef nickt anerkennend: Sie moderieren bitte unseren Weiterbildungs-Workshop! Klar, sage ich, und entwerfe mein Konzept.
* Name von der Redaktion geändert