Sparzwang treibt E-Government-Projekte voran. Michael Rohloff, E-Government-Experte bei der Software AG: "Die meisten E-Government-Projekte besitzen einen hohen Integrationsanteil." Foto: Software AG Das Thema E-Government wird mehr und mehr zu einem bundespoli ...
Michael Rohloff, E-Government-Experte bei der Software AG: "Die meisten E-Government-Projekte besitzen einen hohen Integrationsanteil."
Foto: Software AG
Das Thema E-Government wird mehr und mehr zu einem bundespolitischen Thema, das gezielt gefördert und gestaltet werden muss. Der Grund: Zwar soll auch weiterhin die Verwaltung durch den IT-Einsatz moderner und bürgerfreundlicher werden. Aktuell rücken aber Einsparpotenziale in den Vordergrund, die sich durch eine verbesserte Kommunikation der Behörden und öffentlichen Stellen untereinander sowie mit Unternehmen erreichen lassen.
Wie es um die EDV-Systeme in den Behörden bestellt ist, zeigt ein Blick in die Rechenzentren: Die IT-Landschaft ist dort historisch gewachsen und besticht vor allem durch ihre hohe Individualität. Für die IT-Verantwortlichen besteht die Herausforderung darin, diese heterogenen Systeme und ihre Daten im Zuge von E-Government-Projekten zusammenzuführen. Ziel ist es, den Informationsfluss zwischen allen Beteiligten transparenter zu gestalten und zu beschleunigen, um dadurch Verwaltungsabläufe effizienter zu gestalten. Daher bilden Projekte mit hohem Integrationsanteil einen Schwerpunkt. Mit ein Grund für diese Entwicklung: Integrierte Datenbestände sind auch die Voraussetzung für Web-Portale, denen im E-Government zentrale Bedeutung zukommt. Dies gilt insbesondere für Themengebiete, bei denen Daten und Informationen verschiedener Behörden in einem Portal zusammenfließen sollen. Ein Beispiel ist das Portal für Umweltfragen www.gein.de - hier sind umweltrelevante Informationen von 89 Behörden und Institutionen auf Bundes- und Länderebene zentral abrufbar.
Ein weiteres Beispiel ist die Umstellung aller Bundesbehörden auf eine elektronische Vergabe öffentlicher Ausschreibungen bis Ende 2005. Bereits 2004 sollen nach und nach alle Ausschreibungen des Bundes auch auf dem Internet-Portal www.bund.de veröffentlicht werden. Davon verspricht sich das Bundesinnenministerium langfristig Einsparungen in Milliardenhöhe.
Auch von Seiten der Projektverantwortlichen in den Behörden ist häufig die Aussage zu hören, dass die angespannte Situation der öffentlichen Kassen die E-Government-Projekte vorantreibt und nicht etwa ausbremst. Die Behördenleiter haben erkannt, dass sie ihre Verfahren und IT-Lösungen auf den Prüfstand stellen müssen, um Einsparpotenziale aufzudecken und zu nutzen.
Wichtig hierfür ist das SAGA-Konzept, welches die Bundesregierung in Zusammenarbeit mit der IT-Industrie erarbeitet hat. SAGA (Standards und Architekturen in E-Government-Anwendungen) bietet Bund, Ländern und Kommunen einen Leitfaden für die Einführung und Umsetzung von E-Government-Projekten. Denn nur durch die Definition von Standards, die von allen E-Government-Teilnehmern akzeptiert werden, lassen sich Kostenvorteile erzielen.
Für den IT-Verantwortlichen in der Behörde heißt dies, dass er seine Systeme an Industriestandards ausrichten muss. XML ist ein Beispiel für einen zukunftsfähigen und branchenneutralen Standard. Speziell für Transaktionen in der kommunalen Verwaltung wurde das OSCI-Protokoll (Online Services Computer Interface) entwickelt. Es beschreibt Datenstrukturen auf Basis von XML und SOAP für Fachverfahren in der Verwaltung. Eine kostenlose OSCI-Bibliothek in einer Java- und einer Dotnet-Version soll die kostengünstige Entwicklung von E-Government-Lösungen erleichtern.
Deutschland unternimmt nicht allein Schritte in eine digitale Verwaltungsära: Viele EU-Staaten haben Initiativen angestoßen. Nach der Integration und Standardisierung der Systeme und Prozesse auf Ebene der Einzelstaaten wird eine ähnliche Entwicklung auf EU-Ebene anstehen. Einzelne Systeme - zum Beispiel Europol im Sicherheitsbereich - sind bereits heute staatenübergreifend vernetzt. Die Fortsetzung des europäischen Konsolidierungsprozesses auf IT-Ebene wird ein Höchstmaß an politischer Steuerung aus Brüssel voraussetzen. Eine Voraussetzung ist die Schaffung einer EU-Lenkungsgruppe zum Erfahrungsaustausch. Zunächst auf kommunaler Ebene könnten Projekterfahrungen aus ganz Europa gebündelt werden, um grenzüberschreitende E-Government-Lösungen zu entwickeln.