Goldgrube Anti-Spyware
Anbieter von Spy- und Adware zu läutern, oder gar ihren Kunden ein schlechtes Gewissen, zu verpassen, scheint sich demnach ? bis auf wenige Ausnahmen ? zu einem langfristigen Projekt auszuwachsen. Bleibt wohl nur, sich mit geeigneten Tools vor Ausspähversuchen zu schützen. Nach einer Studie der Radicati Group geben Firmen derzeit 214 Millionen Dollar für Anti-Spyware aus. Bis zum Jahr 2010 werden die Hersteller ihre Umsätze fast versiebenfacht haben. Wenn ihnen bis dahin Software-Gigant Microsoft nicht das Wasser abgegraben hat. Spät, aber möglicherweise nicht zu spät, hat Microsoft mit der Beta-Version von Windows Defender erstmals eine Sicherheitsanwendung gegen unerwünschte Spione auf den Markt gebracht.
Nur wenige Clicks
Microsoft Windows Defender basiert auf dem Sicherheitsprogramm Giant AntiSpyware des Ende Dezember 2004 aufgekauften Softwareunternehmens. Windows Defender soll Bestandteil des neuen Betriebssystems Windows Vista sein. Microsoft reagiert mit Windows Vista auf den Vorwurf, PC-Benutzer und Administratoren benötigten derzeit zu viele Schritte, um Sicherheitsfeatures zu aktivieren. Windows Vista erfordert daher nur wenige Clicks und Eintragungen, Eigenschaften, die auch gleich ihre Kritiker gefunden haben. »Einfachere Management-Tools erfreuen die IT-Abteilungen«, sagt Gartner-Analyst John Pescatore. »Einfachheit und Sicherheit beziehungsweise Kontrollierbarkeit schließen jedoch teilweise einander aus«, warnt Pete Lindstrom, Analyst von Spire Security. »Die Attacken finden auf einem hohen technischen Niveau statt«, so Lindstrom. Daher sollte auch der PB hochfunktionell ausgestattet sein.
Des einen Freud, des anderen Leid
Die Anbieter von Anti-Spyware haben mit Microsofts Produktankündigung ganz andere Sorgen. Viele fürchten, mit der Verbreitung von Microsoft Vista überflüssig zu werden. Große Hersteller wie Websense hingegen sehen die Entwicklung eher gelassen: »Ich finde es prima, dass Microsoft endlich seiner Verantwortung gerecht wird«, sagt Mark Murtagh, Technical Director EMEA von Websense. Größere Sicherheitsanbieter hätten Anti-Spy- und Adware-Funktionalitäten längst in komplexe Security-Lösungen integriert. Insofern breche nicht das Geschäft weg, wenn Microsoft einen minimalen Prozentsatz von Security-Features übernähme, so Murtagh.
Das stimmt nur teilweise. Dass sich Anti-Spyware auf Dauer als eigenständige Disziplin getrennt von Antivirus nicht halten kann, ist klar. Aber noch nicht alle Hersteller kombinieren beides bereits in einer Suite und Engine, die auf eine Signaturdatenbank vertraut.
Sicher scheint aber, dass die Removal-Routinen für hartnäckige Spyware in eigenen, isolierten Tools eingebettet sein werden. Wie es bei bestimmten, resistenten Viren der Fall ist. Unabhängig von der Art der Gegenmaßnahme ? Unternehmen müssen in entsprechende Abwehrtools investieren, um ihre Geschäftsdaten zu schützen.